ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Bruder, und drauf hamm mier gemeinsam beschlossn, dass mer nach Bad Windsheim ins Frängische Freilandmuseum foahrn. Do kemmer Biggnig machen, uns schee ausruha – dees Wedder bassd aa – und uns anschließnd nu die schen aldn Bauernheiser oschaua, hammer gsachd. Su hammers dann aa gmachd. Wie mer okumma woarn, hammer unsern ganzn Grembl baggd und senn nei, in dees Freilandmuseum. Die Sunna had gschiena, vierdl zwölfa woars, viel Leid woarn ned underwegs – swoar ja aa werkdoogs – und Hunger hammer aa scho ghabd. ‚Wissder woos?’, had mei Bruder gsachd, ‚do demmer goar ned lang rum, do gemmer gleich zur aldn Mühln. Oberhalb vo der Mühln schdenna scheene, schaddiche Abflbamm in aner Wiesn. Vo dord had’mer an schen Bligg auf Bad Windsheim, do lassmer uns nieder, breidn unsere Deggn aus und machen unser Biggnig.’ ‚Dees is a gude Idee‘, had mei Bruno nu gsachd, ‚su mach mers. Gell Johannes?’
„Können Sie uns sagen, wo genau Sie sich in der Wiese niedergelassen haben?”, wollte einer der Vermummten wissen.
„Was Sie alles wissen wolln!“, stellte Julia Fuchs verwirrt fest.
„Dees kanni Iehna genau soogn“, unterbrach sie ihr Bruno. „Vor der aldn Mühln schdehd a alder Brunna, gleich neber an klan, eizäundn Bauerngardn. Mier sen seinerzeid, schnurschdraggs bei dem Brunna a klane Anhöh hochganga, middn nei in die Wiesn und hamm dord, under dem middleren Abflbamm, unsere Deggn ausbradd.“
„Genau“, erzählte Julia Fuchs weiter, „dann hamm mier unser Essn und Dringn ausbaggd und hamms uns gud geh lassn.“
„War die Wiese abgemäht?“, wollte der Mann vom Gesundheitsamt wissen.
Die Eheleute sahen sich gegenseitig an. „Na, woars ned“, erinnerte sich Bruno Fuchs.
„Dees waßd du nu?“, bewunderte ihn seine Frau.
„Fraali, der Johannes had doch nu gsachd ‚Was fier a Glügg, dass heid die Schaaf ned do sen, die dädn die Wiesn gleich radzebuds kahl fressn.’“
„Schdimmd, dees hadder gsachd, mei Bruder!“
„Sind Ihnen irgendwelche seltsame Insekten in der Wiese aufgefallen?“ Der Mann vom Gesundheitsamt stellte die Frage.
„Ameisn hald, weil mier aa a Marmerlad dabei ghabd ham. A boar Websn sen aa daher gfluugn kumma. Und Muggn. Obwohl, iech muss soogn, heier hads ned su viel Websn gebn, wie sunsd.“
„Rode Nagdschneggn gibds heier aa ned. Wenni do ans ledzde Joahr deng!“, pflichtete ihr Bruno bei.
„Können wir beim Thema bleiben?“, ermahnte ein Robert-Koch-Institut-Mitarbeiter das fränkische Ehepaar.
„Sie wolln doch alles ganz genau wissn, hams gsachd! Jede Gleinichkeid kann wichdi sei, habbi gmaand!?“
„Ist schon gut, Frau Fuchs“, beruhigte sie der Mann aus Berlin. „Was haben Sie denn nach dem Essen gemacht und wie lange hat denn das Picknick insgesamt gedauert?“
„Als mier uns auf der Wiesn niederglassn ham, hads vom Kergndurm in Bad Windsheim dreivierdl zwölfa gschloogn.“
„Das war viertel vor eins?“, vergewisserte sich der Berliner.
„Naa, dreivierdl zwölfa, is a Schdund frieher, a vierdl Schdund vor zwölfa.“
„Viertel vor zwölf!“, trug der Mitarbeiter des Erlanger Gesundheitsamtes zur Klärung bei.
„Als mier midn Essn ferdich woarn, dees woar um vierdl zwaa …“
„Viertel nach eins!“, warf der Erlanger erneut ein.
„… do ham mier uns dazu endschlossn, uns erschd amol a weng auszuruha. Vo dem übbichn Essn. Iech hab a weng glesn, und die zwaa Männer sen eigschloofn. Iech habs schnarchn ghörd. Um dreia rum hammer dann unsere siebn Sachn widder zammbaggd und ham uns nu a weng die aldn Bauernheiser ogschaud. Um dreivierdl siema …“
„Viertel vor sieben“, kam der Berliner seinem Erlanger Kollegen zuvor.
„… sen mier dann widder ins Audo gschdiegn und woarn a Schdund schbäder widder dahamm. Mein Bruder hammer dann erschd widder bei der Geburdsdoochsfeier vo der Kunni und der Retta gsehgn. Do woar’er kwiedschfideel!“
Bad Windsheim, Fränkisches Freilandmuseum, Freitag, 31. August, 2012
Wie die Heuschrecken waren die in weißen Papierschutzanzügen Vermummten, von zwanzig Polizisten begleitet, über das Freilandmuseum hergefallen. Noch vor den Öffnungszeiten machten sie dem Leiter der Freizeitanlage klar, dass heute kein Publikumsverkehr stattfinden würde und hielten ihm, von den Gesundheitsbehörden und der Staatsanwaltschaft Neustadt an der Aisch unterzeichnete Papiere unter die Nase. Die Polizeibeamten besetzten den Zugang zum Museum und fingen die anreisenden Besucher bereits vor
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