Zehntausend Augen
er spricht mit Ihnen. Da muss es doch etwas geben.«
»Dann zeigen Sie es mir.«
Kronen zuckte zusammen. So eine Antwort hatte er nicht erwartet. Doch bevor er etwas erwidern konnte, redete Ellen weiter: »Die Spurensicherung arbeitet rund um die Uhr, aber der Täter geht äußerst raffiniert vor. Wie er es schafft, jegliche Spuren zu vermeiden, wissen wir nicht, aber offensichtlich gelingt es ihm.«
»Oder Sie suchen nicht gut genug.«
Diese Anschuldigung tat Ellen weh, weil sie wusste, wie Sina und ihr Team sich bemühten. »Es sind alles hervorragende Spezialisten, denen ich voll vertraue.«
»Direktor Brahe hat mir berichtet, dass Sie eine konkrete Spur verfolgen. Was ist damit?«
»Es ist eher ein bescheidener Hinweis, der auf einem ersten Profil des Täters beruht, aber wir gehen auch den geringsten Hinweisen nach.«
»Das setze ich voraus. Aber was ist mit diesem bescheidenen Hinweis, das will ich wissen.«
»Wir haben die Wohnung eines Verdächtigen durchsucht. Auf die Ergebnisse warte ich noch.«
»So. Sie warten noch? Herr Daudert hat uns schon etwas berichtet.«
Ellen sah überrascht zu Stefan. Wie kam der dazu, dem Polizeipräsidenten ohne ihr Wissen Bericht zu erstatten?
»Erzählen Sie«, forderte Kronen Stefan auf.
»Ich bin nach unserer Rückkehr sofort ins Labor gegangen und habe auf eine erste Auswertung der kopierten Festplatte gewartet. Sie enthält hauptsächlich Bildmaterial, pornografisch, aber nichts Illegales. Der PC ist in den letzten Wochen nur zum Spielen und zum Surfen im Internet benutzt worden – soweit man das in der Kürze der Zeit feststellen konnte. Eine Detailauswertung benötigt mehr Zeit, aber es ist wenig wahrscheinlich, dass sie noch etwas Neues ergeben wird.«
Die letzte Aussage war eine bloße Vermutung. Ellen bebte. Stefan hatte auch nichts zu bieten, aber er verkaufte es als Ergebnis, um das er sich persönlich gekümmert hatte.
»Also wieder nichts«, konstatierte Kronen, und es schien, als ob er Ellen dafür verantwortlich machte.
»Wenn die KTU Ergebnisse hat, informiert sie mich sofort. Ich brauche dem nicht hinterherzulaufen. Ich habe mich um eine ganze Reihe von Problemen zu kümmern, zum Beispiel unsere Internetver…«
»Die auch nicht funktioniert«, fuhr ihr Kronen dazwischen. Dabei klopfte er mit seinem Füller auf die Tischplatte.
»Funktioniert hier überhaupt etwas?«
Bevor Ellen antworten konnte, redete Kronen schon weiter: »Es ist bereits so weit, dass mich der Innensenator anruft. Die Menschen in unserer Stadt haben Angst. In jedem Auto kann die nächste Bombe sein. So steht es zumindest im Internet und in den Zeitungen, und so reden die Sprecher im Radio und im Fernsehen. Was tun Sie, um diese Bombe zu finden?«
»Ohne konkrete Hinweise haben wir keine Chance, eine Autobombe zu finden. In Berlin sind über eine Million Pkw zugelassen. Dazu kommen die Wagen aus dem Umland. Wir können unmöglich zwei Millionen Autos untersuchen.«
»Und was tun Sie dann? Tun Sie überhaupt etwas?«
Ellens Handy klingelte. Mist, gerade jetzt. Kronen schnaubte wütend.
»Könnte wichtig sein, Entschuldigung«, murmelte sie und sah auf das Display. Die Nummer kam Ellen bekannt vor. War das nicht die von dem Telefonfritzen von Intelko? Was fiel der Telefonzentrale ein, ihn schon wieder durchzustellen? Sie drückte das Gespräch weg und wählte die Telefonzentrale: »Diese Nummer nicht mehr durchstellen.«
Jetzt war sie auch geladen. Einen falscheren Zeitpunkt für diesen blöden Anruf hätte es nicht geben können. Sie steckte ihr Handy wieder weg, da klingelte es bei Kronen. Mit seinem schneidenden »Ja?« hätte man eine Bombe im Raum zünden können.
Kronen lauschte ein paar Sekunden, ohne etwas zu sagen, dann raunzte er Brahe an: »Schalten Sie den Fernseher ein, TV Berlin.«
Brahe rannte die wenigen Schritte, sie alle standen auf. Im Halbkreis stellten sie sich um den Bildschirm. Zwei Männer wurden gezeigt. Ellen erkannte Hassan, und der andere war – Eberle! Ellen bekam fast einen Herzstillstand.
»Wie hieß der Typ, der vor meiner Wohnung stand?«, fragte sie leise zu Stefan gewandt.
»Karl Rübenfeld«, sagte der. »Ich dachte, der ist beim Abendblatt.«
»Dann bist du wohl nicht richtig informiert worden. Rübenfeld ist der Assistent von Eberle«, sagte Ellen, aber das interessierte niemanden außer ihr.
»Wer ist dieser Mann, der da gerade interviewt wird?«, fragte Kronen.
»Das ist Hassan Nabil«, antwortete Stefan schnell. »Der
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