Zeit der Raubtiere
Tennisschuhs eine kleine Mondsichel in den Sand.
Mrs. Coolridge griff in ihre Tasche und holte eine Viertel-Dollar-Münze hervor. »Daisy Derringer, du entscheidest, ob Kopf oder Zahl.«
Daisy sah in den weiten, hellen blauen Himmel hinauf.
Mrs. Coolridge warf die Münze in die Luft. Sie funkelte in der Sonne.
»Kopf.« Bei Kopf gewinne ich, bei Zahl verlierst du.
Mrs. Coolridge fing die Münze und klatschte sie sich auf den Handrücken. »Kopf.«
Daisy glaubte, ihre Mutter etwas sagen zu hören, aber sie war sich nicht sicher.
»Daisy?« Mrs. Coolridge musterte sie teilnahmslos.
»Ich schlage als Erste auf.«
»Peaches?«
Peaches drehte den Kopf abrupt zur anderen Platzseite und ging um den Pfosten herum. Daisy nahm zwei Bälle und steckte einen in die Tasche. Dann marschierte sie über das Spielfeld zur Mittenmarkierung.
Von der Grundlinie aus beobachtete sie, wie Peaches breitbeinig und tief in der Hocke das Gewicht von einem auf den anderen Fuß verlagerte. Die ganze Welt schien verstummt zu sein, nur die Grillen, die ihre Flügel in der Hitze aneinanderrieben, waren noch zu hören. Sie starrte auf Peaches’ Füße und auf den Winkel, den die rechte, leicht zum Doppelkorridor gedrehte Hüfte ihrer Gegnerin bildete.
Daisy warf den Ball in die Höhe und führte den Schläger hinter die rechte Schulter. Es tat weh, in die Sonne zu schauen, aber sie sah, dass der Ball gerade nach oben flog. Sie holte aus, schlug einen angeschnittenen Ball auf Peaches’ Rückhandseite, warf sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorn und kam mit dem rechten Fuß hart auf dem Boden auf.
Peaches streckte sich zu spät zum Rückhandschlag, und der Ball schaffte es nicht übers Netz.
Auf der Veranda wurde geklatscht.
Daisy wechselte die Aufschlagseite.
»Fünfzehn null.« Ihre Stimme klang kümmerlich auf dem großen Platz.
Den zweiten Aufschlag schlug sie ziemlich lang, und der Drall lenkte den Ball direkt auf Peaches’ Körper. Sie warf einen blinzelnden Blick hinterher, um sicherzugehen, dass Peaches nicht herangekommen war, ehe sie ihrer Gegnerin den Rücken zukehrte und sich wieder in Aufschlagposition begab.
»Dreißig null.«
Der nächste Aufschlag war wieder angeschnitten, aber diesmal zeigte sich Peaches vorbereitet und schlug einen tiefen Ball, der Daisy ans Netz zwang. Sie rückte vor und versuchte einen Flugball ins Niemandsland zu setzen, aber Peaches war schon da und retournierte mit einer etwas schwachen Vorhand. Daisy lief, den Schläger bereits tief unten am linken Schenkel, rückwärts und schlug eine Rückhand schnurgerade an Peaches’ Doppelkorridor entlang. Mit klopfendem Herzen sah sie zu, wie Peaches sich nach dem Ball streckte. Sich streckte und ihn verfehlte.
Daisy wusste, dass ihr das Spiel nicht mehr zu nehmen war, sie roch es förmlich, es vibrierte in ihren Muskeln wie das Zirpen im Gestrüpp hinter ihr. Sie zog ihren Kragen nach vorn, blies hinein und spürte, wie der Schweiß an ihrem Bauch unter dem Atem abkühlte.
Peaches stellte sich dicht an den Doppelkorridor, um ihre Rückhand von vornherein abzusichern. Das war ein Fehler, und Daisy wusste es.
Schwäche muss bestraft werden.
Ihre Beine bewegten sich wie von allein zur Mitte. Der Ball flog in die Höhe, der Schläger ging nach hinten, beschrieb einen Bogen und vollführte einen Kanonenaufschlag, hart und flach und dicht an der T-Linie. Er war gültig. Zu spät verlagerte Peaches ihr Gewicht, um eine Vorhand zu schlagen. Beim Ballkontakt drehte sich ihr Handgelenk ein wenig. Der Ball berührte die Netzkante und fiel in Peaches’ eigenes Aufschlagsfeld zurück.
Daisy griff nach der Pfeilspitze in ihrer Tasche. Sie sah zur Veranda hinüber, wo Ed saß und kaum merklich lächelte. Ihre Mutter hielt immer noch seinen Arm fest, obwohl das Spiel zu Ende war. Daisy fuhr sich über das fieberheiße, glatte Gesicht; ihre Hand rutschte an dem dünnen Schweißfilm ab.
Die Seiten wurden gewechselt. Peaches revanchierte sich mit fast gleicher Münze und gewann ihr Spiel, obwohl Daisy ein paar Punkte holen konnte. So ging es weiter, hin und her, wie du mir, so ich dir, jede gewann ihren Aufschlag. Manchmal hatte Daisy das Gefühl, als tanzten sie miteinander, aber eng und unbequem, so wie im Tanzkurs von Mrs. Brown mit den Jungen von der Park School, deren Gesichter vor Konzentration erstarrten, weil sie ihr nicht auf die Zehen treten wollten. Wenn sie gerade nicht lief, taten die Fußsohlen weh, doch sobald sie wieder schlitternd über
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