Zeit des Zorn
dir Spaß macht, und du wirst dein Leben lang keinen Tag arbeiten.«
»Was kann ich für euch
tun, Jungs?«, fragt Jesus.
Jesus ist der jefe der 94er, er hat ihnen
eine kleine plaza in Dana Point beschafft, und
jetzt will er ins große Mexikanerviertel in SJC einsteigen.
Aber SJC ist Treinteland,
deshalb muss sich Jesus anderswo Unterstützung holen. Er hat schon Kontakt zu
einem von El Azuls Leuten aufgenommen, weil alle wissen, dass er das Rennen
machen wird, und spätestens im Winter steigt Jesus auf. Wird für El Azul arbeiten, und wenn der übernimmt, überläßt er SJC den 94cm.
Sal macht
auf dicke Hose. »Die Frage ist eher, was wir füreinander tun können.«
Jesus lacht. »Bueno, m'ijo. Was können wir füreinander
tun?«
Sal dreht sich um und winkt Jumper, der den Transporter ranfährt.
»Mit Autos hab ich nichts
zu schaffen«, sagt Jesus.
Sind das Risiko nicht
wert, den Ärger auch nicht. Man klaut ein Auto, fährt es bis runter nach
Mexiko, und dann bescheißen sie einen dort mit dem Preis.
»Guck rein.«
Sal macht die Beifahrertür auf und winkt ihn ran. »Ninos, was
habt ihr da drin«, grinst Jesus spöttisch. »Fernseher?«
Neeeeeiiin, keine
Fernseher. Aktivposten.
Jesus pfeift durch die
Zähne. »Wo habt ihr das her?«
Sal ist mit der Reaktion zufrieden. Nicht ganz einfach, Jesus zu beeindrucken.
»Sagen wir mal, wir
haben's halt«, meint er, macht mit seinem Daumen und seinem Zeigefinger eine
Bewegung wie mit einer pistola.
»Hoffentlich habt ihr die
Hardware verschwinden lassen«, sagt Jesus.
Was sehr gut ist, denn
jetzt ist es ein Gespräch unter Männern.
»Kannst du uns helfen,
das Zeug zu verkaufen?«, fragt Jumper.
»Gegen Beteiligung«,
setzt Sal schnell hinzu. Klar, antwortet Jesus. Das kann er.
Da müssen gute 200 Kilo im Wagen liegen. Ein bisschen
was an El Azul abtreten, damit sichert er
sich dessen Aufmerksamkeit. Zu einem seiner Jungs sagt er: »Holt meinen
Cousins hier ein paar Bier.«
Sal ist glücklich.
Trinkt Bier im VIP Room.
Jesus geht zu einem Mann,
den er kennt.
Der ihm die Ware bestimmt
zu einem guten Preis abkaufen wird.
Antonio Machado gehören
fünf Tacostände in South Orange County, echte Gelddruckmaschinen, weil er bedeutend
mehr Dope als Chimichangas über den Tresen schiebt. Jesus hat sich Señor Machado ausgesucht, weil der Mann Verbindungen zu El Azul hat.
Der jefe bekommt seinen Anteil, Jesus
sorgt dafür, dass Machado gut aussieht, lässt sich im Gegenzug einen Gefallen
tun, und gemeinsam scheffeln sie alle einen Haufen Geld. Und was noch besser
ist, Machado hat kein Problem damit, sein offizielles Angebot gegenüber Sal und Jumpy ein bisschen
niedriger anzusetzen, Jesus dann aber den wahren Betrag auszuzahlen, von dem er
sowohl Machado wie auch El Azul bezahlt.
Das ist ein gutes,
cleveres Geschäft.
Könnte es jedenfalls
sein, wenn ...
... Jesus nicht eine
entscheidende Information fehlen würde.
Señor Machado hat gewisse Videoclips gesehen. Er hatte bereits Besuch von Lado, der ihm verklickert
hat, dass er sich überlegen muss, welche Hand ihm die Tortilla füllt. Und dann dieses Gerede über
El Azul? Verlier bloß nicht den Kopf.
Die Königin lebt, tío.
Lang lebe die Königin.
Er hat heute Morgen
außerdem erfahren, dass ein Missgeschick mit einer gewissen
Marihuana-Lieferung passiert ist: Mein lieber Antonio, damit wir uns nicht
falsch verstehen, wer was von dem yerba verschiebt, legt seinen cabeza auf den Klotz. Wer was
davon sieht oder auch nur hört und nicht sofort das Telefon in die Hand
nimmt...
Machado nimmt das Telefon
in die Hand.
Stellt sich irgendwo
hinten in seinen Laden, wo lauter Schulkinder auf Besuch in Mission Bay
rumstehen, und macht seinen Anruf.
»Bist ein guter Freund«,
sagt Lado. »Wir wussten, dass wir auf dich zählen können.«
Fädel den Verkauf ein.
Jesus windet sich in dem
Fischernetz, das von einem der Holzbalken hängt.
»Ich frage dich noch
einmal«, sagt Lado. »Wo hast du das Gras her?«
»Von den beiden«, sagt
Jesus und zeigt auf Sal und Jumpy, die aufrecht an der
Wand sitzen.
»Von den beiden perritos? '«, fragt Hernan und macht eine
Bewegung mit dem Kinn in Richtung der beiden Jungs, die in ihrer eigenen Pisse
sitzen. »Das glaub ich kaum. Noch mal.«
»Doch, so war's!« Es
kommt raus wie ein Jammerlaut.
Lado schüttelt den Kopf und holt mit dem Schläger aus. Ein großer Baseballfan, das
ist Lado. Wollte
sogar mal Profi werden. Jetzt sieht er sich wahnsinnig gerne die
Weitere Kostenlose Bücher