Zeit für mich und Zeit für dich
dich verliebt hast, dass du sie liebst?«
»Ich weiß nicht, ob ich sie liebe. Wenn ich mit ihr zusammen bin, fühle ich mich wohl, bin ruhig und entspannt, bin ich selbst. Mit ihr ist alles natürlich.«
[199] »Byron hat gesagt: ›Das Glück wurde als Zwilling geboren.‹ Hast du keine Schmetterlinge im Bauch?«
»Nein… in meinem Bauch ist im Moment nur Pizza! Verdammt, die war wie Gummi, als hätte ich ein Schlauchboot verschluckt.«
»Hör doch mal auf mit dem Quatsch, und sag mir lieber, ob du glücklich bist bei der Vorstellung, dass sie bei dir einzieht.«
»Natürlich, obwohl ich auch ein bisschen Schiss habe. Ich weiß noch, was du über das Zusammenleben gesagt hast – dass du mitunter sogar das Klappern des Löffels im Joghurtbecher gehasst hast.«
»Mittlerweile fehlt mir dieses Klappern, als wäre es das Allerschönste von der Welt. Aber ich bin krank. Es gibt auch eine Menge schöner Sachen im Zusammenleben. Brauchst du Hilfe beim Umzug?«
»Nein, danke, sie meint, sie hat nicht viel.«
»Wenn eine Frau das sagt, ist es nicht unbedingt das, was wir darunter verstehen.«
»Deshalb fahr ich morgen früh um acht auch zu Massimo und hole den Transporter, dann reicht eine Fuhre.«
»So früh schon? Dann lass uns versuchen, hier so schnell wie möglich fertig zu werden… Wo waren wir stehengeblieben?«
»Bei ›Gut ist das eine, stark das andere‹.«
»Wie zum Teufel sind wir bloß auf diesen Slogan gekommen?«
»Keine Ahnung, wahrscheinlich hat die Pizza unser Gehirn erschlagen.«
Ich war dann doch erst um vier zu Hause. Im Auto [200] merkte ich, dass ich mich für Nicola freute, dass er jetzt mit seiner Freundin zusammenzog.
Ich hätte gerne die Tür geöffnet und sie schlafend im Bett vorgefunden. Aber dem war nicht so.
[201] Sie (und unser Geruch)
»Jetzt lass dich doch mal umarmen und sag nicht dauernd so garstige Sache wie dass ich aufdringlich wär«, sagte sie abends im Bett zu mir. Es war dunkel, und ich konnte sie nicht sehen. Ich hörte nur ihre Stimme und spürte die Wärme ihres Körpers.
Das dunkle Zimmer, die weichen Lippen, der Geruch ihrer Haut, der zusammen mit meinem zu einem dritten Geruch wurde – das Ergebnis einer Kombination, die einzigartig auf der Welt war. Wir beide vermischt. Ich und sie.
Wie viel würde ich dafür geben, sie noch einmal zu riechen.
Ohne sie bin ich nur ein halber Geruch.
[202] Was ich nicht bin
Als Nicola mir steckte, dass sie heiraten würde, wusste ich nicht genau, was ich eigentlich empfand.
»Wie, sie heiratet, was soll das heißen, verdammt? Das kann doch nicht sein!«
Die Neuigkeit warf mich aus der Bahn wie ein unerwarteter Todesfall, als hätte man mir mitgeteilt, jemand, der mir nahesteht, sei gestorben.
»Aber entschuldige mal, wie lange ist sie überhaupt mit ihm zusammen? Kaum ein Jahr, soweit ich weiß. Das geht doch nicht, ein Jahr, und schon heiraten, oder?«
»Massimo meint, sie würden gut zusammenpassen und dass der Neue sofort heiraten und Kinder haben will.«
»Ja, ja, verstehe, ich will nichts hören über die zwei… Wie ist er denn?«
Ich wusste, dass Nicola die beiden mal zufällig in einer Bar getroffen hatte, zum Glück war ich nicht dabei.
»Ach, lassen wir das doch. Kann ich irgendwas tun, um dich abzulenken? Soll ich einen Escort-Service anrufen? Wollen wir Bingo spielen gehen?«
Wir blieben dann einfach zu Hause, und ich trank mehr Wein als er. Doch am nächsten Tag im Büro bat ich Nicola, mir bei einer Sache behilflich zu sein, die so doof war, dass ich nie gedacht hätte, so was mal zu machen. [203] Ich sah ihm in die Augen und sagte: »Ich will wissen, wie er aussieht.«
»Wer?«
»Der Typ, der sie heiraten will.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Aber sicher doch. Bring mich hin, du weißt doch, wo er arbeitet.«
»Das weißt du doch selbst.«
»Stimmt, aber allein trau ich mich nicht. Bitte, komm mit. Wir könnten jetzt gleich zu seinem Büro gehen und vor dem Haus warten, bis er Mittagspause hat… und hoffen, dass er auswärts isst.«
»Und was hast du davon?«
»Nichts.«
»Das scheint mir ein guter Grund. Gehen wir.«
Kurz nach halb zwölf setzten wir uns gegenüber von seinem Büro auf eine Bank. Ich wusste nur wenig über ihn. Dass er ein Scheißingenieur war. Aber kein schmächtiger Nerd mit Brille, sondern einer von den Sportlichen, Sympathischen, mit Tätowierungen und einer Menge widerlich positiver Eigenschaften.
Als Nicola sie mit ihm in besagter Bar
Weitere Kostenlose Bücher