Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Titel: Zeit, gehört zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Knox
Vom Netzwerk:
zurück. »Ich kann versuchen, sie einzutreten«, erbot sich Raffaele.
    »Nur zu!«
    Er warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Nichts. Er trat mit dem Fuß neben die Klinke. Sie rührte sich nicht.
    Ich rief noch einmal meine Mutter an. »Mom«, sagte ich. »Jemand ist in unser Haus eingebrochen, und wir können Meredith nicht finden. Was sollen wir tun?«
    »Hol die Polizei, Amanda«, sagte sie.
    Mein Stiefvater, Chris, rief in die Freisprechanlage: »Raus aus dem Haus, Amanda – sofort!«
    Während ich mit ihnen sprach, rief Raffaele seine Schwester an, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Sie gehörte zu den carabinieri, der Militärpolizei, und sagte dasselbe: Holt die Polizei.
    Raffaele wählte die 112.
    Sobald er aufgelegt hatte, sagte ich: »Warten wir draußen auf sie.« Auch ohne Chris’ nachdrückliche Mahnung war ich zu beunruhigt, um noch länger im Haus zu bleiben. Auf dem Weg nach draußen warf ich von der Küche aus einen raschen Blick in das größere Bad. Die Toilettenspülung war betätigt worden. »O Gott!«, sagte ich zu Raffaele. »Jemand muss sich im Haus versteckt haben, als ich zum ersten Mal hier war – oder sie sind zurückgekommen, als ich weg war!«
    Wir liefen hinaus und warteten auf einer grasbewachsenen Böschung neben der Auffahrt. Ich zitterte vor Nervosität und Kälte. Raffaele hielt mich im Arm, um mich zu beruhigen und warm zu halten, als ein Mann in Jeans und brauner Jacke zu Fuß herbeikam. Als er sich uns näherte, erklärte er, er sei von der Polizei. Das ging ja schnell, dachte ich.
    Ein weiterer Polizist gesellte sich zu ihm. Ich versuchte, auf Italienisch zu erklären, dass es einen Einbruch gegeben hatte und dass es uns nicht gelungen war, eine unserer Mitbewohnerinnen zu finden – Meredith. Raffaele übersetzte hin und her, und ich verstand allmählich, dass diese Beamten nicht von den carabinieri waren, die wir gerufen hatten, sondern von der polizia postale, der Postpolizei – einer Einheit, die sich mit Post-, Telefon- und Internet-Kriminalität befasst.
    »Heute Vormittag wurden bei uns zwei Handys abgegeben«, sagte einer. »Eines ist auf Filomena Romanelli registriert. Kennen Sie sie?«
    »Ja, sie ist meine Mitbewohnerin«, sagte ich. »Es kann nicht das von Filomena sein, weil ich gerade mit ihr gesprochen habe. Aber ich habe den ganzen Vormittag versucht, meine andere Mitbewohnerin zu erreichen, Meredith. Sie meldet sich nicht. Wer hat die Handys abgeliefert? Wo sind sie gefunden worden?«
    Später erfuhr ich, dass eine Nachbarin die Handys in ihrem Garten klingeln hörte, als ich Meredith zu erreichen versuchte. Sie waren über die hohe Mauer geworfen worden, die ihr Haus vor der Straße schützte – und vor Eindringlingen. Aber die Beamten der polizia postale wollten mir nichts erklären und auch meine Fragen nicht beantworten.
    Ich schrieb ihnen Merediths Handynummern auf einen Notizzettel. Während wir uns unterhielten, kam Filomenas Freund Marco mit seinem Freund Luca angefahren. Zwei Minuten später hielt ein weiteres Auto quietschend in der Auffahrt – es waren Filomena und ihre Freundin Paola, Lucas Freundin.
    Sie sprangen aus dem Wagen, und Filomena stürmte ins Haus, um ihr Zimmer in Augenschein zu nehmen. Als sie herauskam, sagte sie: »Mein Zimmer ist eine Katastrophe. Überall ist Glas, und unter dem Schreibtisch liegt ein Stein, aber es sieht so aus, als wäre alles noch da.«
    Die Beamten der polizia postale zeigten ihr die Geräte. »Das ist Merediths englisches Handy«, sagte Filomena. »Damit ruft sie immer ihre Mutter an. Und die SIM-Card im anderen habe ich ihr für die Ortsgespräche geliehen.«
    Die Männer schienen zufrieden zu sein – ihre Arbeit war erledigt. »Wir können einen Bericht schreiben, dass es einen Einbruch gegeben hat«, sagten sie. »Sind Sie sicher, dass nichts gestohlen wurde?«
    »Nicht, soweit wir erkennen können«, sagte ich. »Aber Merediths Tür ist verschlossen. Ich mache mir wirklich Sorgen.«
    »Ist das ungewöhnlich?«, fragten sie.
    Ich versuchte zu erklären, dass sie manchmal abschloss, wenn sie sich umzog oder die Stadt übers Wochenende verließ, aber Filomena wirbelte herum und rief: »Sie schließt ihre Tür nie ab!« Ich trat zurück und überließ ihr das Gespräch – von Italienerin zu Italienern. Der Wortwechsel im Maschinengewehrtempo überstieg meine Fähigkeiten bei weitem. »Brechen Sie die Tür auf!«, forderte Filomena die Beamten der polizia postale mit lauter Stimme auf.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher