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Zeiten des Verlangens

Zeiten des Verlangens

Titel: Zeiten des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Logan Belle
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Carver konnte man kaum etwas einwenden.
    »Nun, das klingt ja vielversprechend.« Er klatschte in die Hände. »Immerhin wissen wir jetzt, dass wir bei Kurzgeschichten die gleichen Maßstäbe anlegen.« Seine Augen strahlten. »Wie sieht es mit der Gegenwartsliteratur aus?«
    Eine Sekunde lang dachte sie nach, aber ihr Kopf war plötzlich leer. Das war lächerlich. Sie musste ihm nichts beweisen. Es war ihr egal, ob er Englisch im Hauptfach, im Nebenfach oder sonst wie studiert hatte. Das hier war ein Gesprächsthema, bei dem sie sich absolut sicher fühlte.
    »Jess Walter. Seine Romane sind alle unglaublich und jeder ist vollkommen anders. Außerdem mag ich Tom Perotta, Michael Chabon und …«
    »Interessant«, sagte er, als hätte sie ihm damit etwas verraten.
    »Was?«
    »Sie haben ausschließlich männliche Autoren genannt. Anscheinend fühlen Sie sich zur männlichen Empfindsamkeit hingezogen.«
    Stimmte das? Hatte sie wirklich keine einzige Schriftstellerin genannt? Sie ärgerte sich. Was gab ihm das Recht, ihre Antworten zu beurteilen und sie wie in einem literarischen Psychotest zu analysieren?
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen«, meinte sie. »Im Übrigen täuschen Sie mich keine Sekunde lang. Dieses ganze Gerede über Literatur ändert nichts an der Tatsache, dass Sie jemand sind, der … der …« Sie brach ab, weil ihr plötzlich klar wurde, dass sie sich vor lauter Empörung in eine Sackgasse manövriert hatte.
    »Der was?«, fragte er amüsiert. Sein attraktives Lächeln, die Art, wie er sich zu ihr beugte und auf eine Antwort wartete, brachte das Fass zum Überlaufen.
    »Der Sex in der Bibliothek hat«, flüsterte sie.
    »Also wirklich – mit solch schwerwiegenden Anschuldigungen sollten Sie nicht so leichtfertig um sich werfen«, entgegnete er so unschuldig, dass sie kurzzeitig dachte, sie hätte sich tatsächlich alles nur eingebildet. Aber dann brach er in Lachen aus.
    »Ich fasse es nicht, dass Sie das lustig finden«, rief sie aus.
    »Hey, vergessen wir nicht, dass Sie es waren, die in einen privaten Bereich eingedrungen ist. Sie sind ein schlimmes Mädchen.«
    Und dann lächelte er nicht mehr. Seine Augen bohrten sich in sie, dass sich ihr Innerstes zusammenzog. Das Bild der Frau stand ihr vor Augen, vornübergebeugt, das Haar bis zum Boden … der lustvolle Ausdruck in Sebastians Gesicht, als er mit wilden Stößen in sie drang …
    Regina sprang auf und stürmte aus dem Saal.
    ❊ ❊ ❊
    »Wie läuft’s denn so im Bibliotheksgeschäft?«, erkundigte sich Derek, griff in ihre Oreo-Packung und aß zwei Kekse auf einmal.
    Regina blickte hilfesuchend zu Carly, ob diese die schlechten Manieren ihres Freunds beanstanden würde, doch ihre Mitbewohnerin bekam nichts mit. Sie saß auf der Küchenarbeitsplatte und lackierte sich die Zehennägel neongrün.
    »Ganz okay«, sagte Regina, öffnete den Kühlschrank und holte die Spaghetti vom Vorabend raus.
    »Irgendwelche weiteren nackten Begegnungen?«, fragte Carly.
    »Nein«, antwortet Regina.
    »Hast du es deiner Chefin erzählt?«, wollte Derek wissen.
    Regina schob die Nudeln in die Mikrowelle.
    »Nein, ich habe es nicht erwähnt.«
    »Dann lässt du diesen Perversen frei herumlaufen?«, fragte Carly amüsiert.
    Regina zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, ob er tatsächlich pervers ist. Schließlich war es ein privater Raum, und wie sich herausgestellt hat, wurde er von seiner Familie gestiftet oder irgendwie so.«
    Sie ging zum Esstisch und schob den neuesten Stapel von Carlys Modemagazinen zur Seite.
    »He, Moment mal. Du kannst dich doch jetzt nicht einfach verdrücken«, protestierte Carly.
    Sie watschelte auf den Fersen ins Zimmer, die Zehen weit auseinandergespreizt. Derek folgte dicht hinter ihr. »Was soll das heißen: Seine Familie hat den Raum gestiftet? Wer ist denn seine Familie?«
    »Das sage ich euch lieber nicht«, erwiderte Regina.
    Carly lachte. »Aber warum denn nicht? Endlich hast du mal etwas Interessantes zu erzählen, und dann hältst du uns hin?«
    »Du wirst es doch sofort twittern oder bloggen oder was immer du tust.«
    »Werde ich nicht«, widersprach Carly. »Ich verspreche es dir, dein geiler kleiner Freund aus der Bibliothek bleibt unser kleines Geheimnis. Kein Wort wird aus diesem Zimmer dringen. Nicht wahr, Derek?«
    »Natürlich«, bestätigte Derek sofort.
    Regina zögerte einen Augenblick, aber das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen, siegte über ihre Vorsicht. »Sebastian Barnes«, brach es

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