Zeitreisende sterben nie
arbeiten.«
»Wie schade. Wissen Sie, ich habe immer gedacht, selbst wenn alles andere den Bach runtergeht, haben wir immer noch die Taxifahrer.«
Der Mann drehte sich zur Seite. »Was soll das heißen?«
»Schon gut«, sagte Shel. »Vergessen Sie es.«
Entgegen den Worten des Fahrers ging es auf dem Revier eher ruhig zu. Man hätte nicht vermutet, dass an diesem Tag in Selma irgendetwas Außergewöhnliches stattgefunden hatte. Shel sah sich um und stellte erleichtert fest, dass Jay nirgends zu sehen war.
Er brauchte jemanden, der nicht allzu beschäftigt war, und entschied sich für einen Officer mit freundlichen Augen und einem großen, buschigen Schnurrbart. »Entschuldigen Sie«, sagte Shel, »mein Name ist Shelborne. Ich glaube, Sie haben einen Freund von mir in Gewahrsam. Wäre es wohl möglich, dass ich ihn kurz besuche?«
Der Beamte runzelte die Stirn. Musterte ihn eingehend. »Sie sind doch nicht einer von denen, oder?«
»Nein, nein«, sagte Shel in besänftigendem Ton.
»Okay. Hören Sie, wir haben im Moment ein bisschen viel zu tun. Wie wäre es, wenn Sie morgen wiederkämen?«
Shel hatte nicht den Eindruck, dass es auf dem Revier allzu viel Arbeit gab. Ein paar Männer waren mit Papierkram beschäftigt. Und das schien auch schon alles zu sein. »Officer, ich möchte ihn nur fünf Minuten sprechen. Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie das für mich arrangieren.« Er zeigte ihm eine Fünfzigdollarnote.
Der Polizist starrte den Geldschein an. Dann Shel. »Bitte leeren Sie Ihre Taschen.«
Shel gehorchte. Er hatte nicht viel bei sich. Seine Brieftasche, einen Kamm und ein Taschentuch.
Der Beamte tastete ihn kurz ab, um sich zu vergewissern, dass er keine Waffe bei sich hatte. Dann steckte er achselzuckend den Fünfziger ein. »Also gut, Mr Shelborne, wen wollen Sie sprechen?«
»David Dryden.«
»Ein Weißer?«
»Ja.«
»Heute festgenommen?«
»Ja.«
»An der Brücke?«
»Ja.«
Der Mann setzte eine angewiderte Miene auf, enthielt sich aber eines Kommentars. »Hier entlang, bitte.« Er griff zu einem Formular und notierte Shels Namen, seine Adresse und Telefonnummer. Dann führte er ihn in einen Nebenraum, in dessen Mitte eine Trennwand aufgebaut war. »Warten Sie hier.« Er ging davon und zog die Tür zu.
Augenblicke später kam er zurück. »Er ist in einer Minute hier«, verkündete er und stellte sich im Hintergrund auf.
»Danke.«
In der gegenüberliegenden Wand gab es ebenfalls eine Tür. Sie ging auf, und Dave kam herein. Er lächelte verlegen, als er Shel sah.
»Du siehst furchtbar aus«, sagte Shel.
»Ja. Ich schätze, ich habe Mist gebaut, was?«
»Ja, das hast du. Bist du in Ordnung?«
»Ich glaube schon. Aber meine Rippen tun weh.«
»Und du hast ein blaues Auge.«
»Man sieht es also.«
Sie waren sich beide der Anwesenheit des Polizisten be-wusst, der keine Anstalten machte, sie allein zu lassen.
»Du siehst aus, als könntest du einen Arzt brauchen«, sagte Shel.
»Sie sagen mir immer wieder, sie werden sich darum kümmern, sobald sie Zeit haben.«
Fädel es ein, formulierte Shel tonlos. »Wie?«
»Weißt du«, sagte er, »ich kriege jedes Mal Herzklopfen, wenn du solche Dummheiten machst.«
»Die halten mich für einen Kommunisten, Shel. Ich werde wohl eine Weile unter Bewachung stehen.«
»Haben Sie das FBI schon gerufen?«
»Das kommt wahrscheinlich als Nächstes.«
Shel legte den Zeigefinger an sein Kinn und nutzte ihn, um Dave eine Eins zu zeigen. Ohne dass ein Ton über seine Lippen kam, bildete er die Worte eine Stunde.
Dave nickte. »Ich bin dir für jede Hilfe dankbar.«
Der Cop ließ ihnen noch ein oder zwei Minuten, dann unterbrach er das Gespräch. »Das war's, Leute. Dryden, Sie können zurück in Ihre Zelle gehen.«
Sie führten Dave zurück in die Zelle. Es gab nirgends eine Uhr, und seine Armbanduhr hatte man ihm abgenommen, also hatte er Probleme, die verstrichene Zeit einzuschätzen. Er legte sich wieder auf die Pritsche. Die anderen Gefangenen lachten ihn aus und erzählten ihm, was sie mit ihm anstellen würden, sollten sie ihn einmal auf der Straße treffen. Für Dave war das eine vollkommen neue Erfahrung. Er war noch nie mit offenem Hass konfrontiert worden.
Er schloss die Augen, und nach einer Weile verstummten die Drohungen. Nun fingen die anderen an, über ihn zu sprechen statt mit ihm. Und langsam widmete sich die Unterhaltung anderen Themen, vor allem den Qualitäten und Leistungen der Damen eines örtlichen
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