Zentauren-Fahrt
Sicherheit ein junger Zentaur, vielleicht sogar ein Neugeborener.
Doch als Dor im Gebäude umherschritt und den Erläuterungen mit nur halber Aufmerksamkeit folgte, zeigte die Kompaßnadel unentwegt in die Richtung von Arnoldes Kammer.
Vielleicht war Arnolde ja verheiratet, schoß es Dor plötzlich durch den Kopf. Vielleicht hatte er einen Babyzentauren, der dort unter den Papieren versteckt war. Der Kompaß wies mögliche r weise gar nicht auf Arnolde selbst sondern auf das Fohlen. Ja, das leuchtete ein.
»Wenn du nicht aufhörst, so glasig zu gucken, wird der Älteste es noch merken«, murmelte Irene und riß ihn aus seinen Gedanken.
Er konzentrierte sich auf die Erklärungen und nahm allerlei I n formationen auf. Schließlich konnte er ja auch im Augenblick o h nehin nichts wegen des Magiers unternehmen.
Endlich war der Rundgang zu Ende. »Gibt es sonst noch irgend etwas, was Ihr gerne besichtigen würdet, König Dor?« fragte G e rome.
»Nein, danke, Ältester«, erwiderte Dor. »Ich glaube, ich habe g e nug gesehen.«
»Sollen wir nun für Euer Majestät Rücktransport zur Hauptstadt sorgen? Wir können uns mit Eurem Zauberer in Verbindung se t zen.«
Das war knifflig. Dor mußte erst seine Untersuchung abschli e ßen und den Zentaurenmagier ausfindig machen, also war er noch nicht bereit, diese Insel zu verlassen. Andererseits war es offe n sichtlich, daß man seine Mission und seine Entdeckung hier nicht sonderlich erfreut aufnehmen würde. Er konnte den Ältesten nicht einfach die Lage erklären und sie um Hilfe bitten; das würde ihnen als Obszönität erscheinen, worauf sich ihre herzliche Gastfreun d schaft sofort abkühlen dürfte. Was jemand unter Obszönität verstand, ließ sich nicht mit logischen Argumenten aus der Welt schaffen.
Aber vielleicht war das der Grund für das Entgegenkommen und die Großzügigkeit der Zentauren. Vielleicht ahnten sie, in welcher Mission er unterwegs war, so daß sie ihn ständig an der langen Leine hielten und dies als Gastfreundschaft ausgaben. Wie konnte er es ablehnen, sofort nach Hause zurückzukehren, nachdem sie sich derart gewissenhaft um ihn gekümmert hatten? Sie wollten ihn von der Insel weghaben, und seine Chancen, ihnen die Erfüllung dieses Wunsches zu versagen, standen ziemlich schlecht.
»Äh, könnte ich zuerst mit Chet sprechen, bevor ich eine En t scheidung fälle?« fragte Dor.
»Selbstverständlich. Er ist ja Euer Freund.« Wieder war Gerome das Entgegenkommen in Person. Das machte Dor ironischerweise noch nervöser. Jetzt war er sich fast sicher, daß man mit ihm spie l te.
»Meine anderen Freunde sollten auch dabeisein«, fügte Dor hi n zu. »Wir müssen gemeinsam einiges entscheiden.«
Man arrangierte das Nötige. Am Nachmittag trafen sich die fünf Gefährten in einem hübschen kleinen Garten, in dem sie völlig ungestört waren. »Ihr kennt alle unsere Mission«, sagte Dor. »Wir sollen einen Zentaurenmagier ausfindig machen und feststellen, welches Talent er hat – um ihn vielleicht sogar nach Schloß Roogna mitzunehmen. Doch die Zentauren mögen keine Magie bei Mitgliedern ihrer Art, sie halten sie nun einmal für obszön. Sie reagieren darauf wie wir… wie… na ja, eben wie wenn Leute Ir e nes Rock hochschielen.«
»Fang bloß nicht davon an!« sagte sie leicht errötend. »Ich gla u be, in letzter Zeit hat mir die ganze Welt unter den Rock g e schielt.«
»Selber schuld, wenn du gute Beine hast«, meinte Grundy. Sie trat nach ihm, doch der Golem flitzte noch rechtzeitig davon. Dor bemerkte, daß sie sich keine allzu große Mühe gab, Grundy zu erwischen; offenbar war sie keineswegs ganz so verärgert, wie sie sich gab.
»Ich bin zufällig in der Lage, beide Ansichten verstehen zu kö n nen«, warf Chet ein. Er trug seinen linken Arm in einer Schlinge, zusammen mit einer Packung schmerzlindernder Mittel. Seine Stimmung schien sich gebessert zu haben, wenn auch nicht sein körperlicher Zustand. »Ich gebe zu, daß sowohl der Trick der Ze n tauren als auch der der Menschen töricht ist. Zentauren besitzen magisches Talent und sollten Stolz darauf sein, es unter Beweis zu stellen, und Irene hat sehr hübsche Beine und sollte stolz darauf sein, sie vorzeigen zu dürfen. Und das ist noch längst nicht a l les…«
»Schon gut!« fauchte Irene und wurde noch röter. »Ihr habt die Sache deutlich genug gemacht. Wir können also nicht herumla u fen, und jedem auf der Zentaureninsel von unserer Mission erzä h len. Man würde uns
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