Zero Unit
vergiften ?
Anstatt die Flasche zu nehmen, zog sie die Beretta aus der Tasche. »Nein!«
Aber ihre Hände zitterten so sehr, dass er einfach nur die Hand ausstrecken brauchte, und schon hatte er ihr die Waffe entwendet. Voller Entsetzen bemerkte sie, dass sein Ärmel blutverschmiert war. »Versuchen Sie das noch mal«, knurrte er böse, »und ich erschieße Sie beide gleich hier.«
Sie glaubte ihm sofort.
Gina nahm die Flasche. »Was ist in dem Wasser?«, fragte sie mit brüchiger Stimme, während sie den Verschluss öffnete.
»Rohypnol«, sagte Hearn und blickte zu Wade hinüber. »Wenn Sie es trinken, sind Sie in zwanzig Minuten bewusstlos. Dann werden Sie nichts spüren. Oder ich jage Ihnen hier und jetzt eine Kugel in den Kopf. Sie haben die Wahl.« Der Mann schien vollkommen unbewegt, obwohl er die schrecklichsten Dinge von sich gab. Als ob es darum ging, sich im Supermarkt zwischen Papiertüte oder Plastikbeutel zu entscheiden.
Lieber Gott im Himmel.
Wade öffnete den Mund und gab ihr zu verstehen, dass sie es tun sollte.
»Bitte«, flehte sie Hearn an. Bitte, Herr . Das durfte nicht sein. »Tun Sie das nicht.«
Der Mann ließ sich jedoch nicht beirren. »Dass Sie mir ja nichts verschütten«, sagte er, als hätte er sie gar nicht gehört. »Ansonsten schieße ich ihm direkt zwischen die Augen.«
»Mach schon«, sagte Wade tapfer. Ihr stiegen Tränen in die Augen. »Alles wird gut.«
Doch sie wussten beide, dass das nicht stimmte.
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie mit zittriger Stimme. Und flößte ihm das Wasser ein.
24
»Wo zum Teufel steckt der verfluchte Scheißkerl?«
Montana schien wie vom Erdboden verschluckt. Alex und Rebel standen vor dem Polizeihauptrevier in Washington D.C. Sie hatten vermutet, Wade wäre bei der Polizistin, die er anscheinend mochte. Zugegeben, das war reine Spekulation gewesen.
Alex versuchte seinem Ärger Luft zu machen, indem er unablässig auf und ab ging, das half jedoch überhaupt nicht. Selbst Rebel wirkte mittlerweile besorgt. Und ihn auf seine Ausdrucksweise aufmerksam zu machen, hatte sie schon lange aufgegeben.
Sie nahm kurz einen Schluck von ihrem Latte – es war bereits der zweite in ebenso vielen Stunden. »Er muss wohl irgendwo unterwegs sein, um an dem Fall zu arbeiten oder so.«
Genau. Und Alex’ posttraumatische Belastungsstörung war vollkommen geheilt. Und, ach ja, eben gerade war der Weltfrieden beschlossen worden.
»Das ist reine Zeitverschwendung. Wir sollten zurück zum Team«, sagte er empört.
Rebel setzte ein störrisches Gesicht auf. »Quinn hat uns aufgetragen, Wade zu finden. Wir sollten weitersuchen.«
Alex zählte an den Fingern ab: »Montana geht weder ans Telefon, noch reagiert er auf seinen Pieper. Er ist nicht in seiner Wohnung, sein Wagen ist auch weg. Die Außenstelle in Washington hat keine Ahnung, wo er sein könnte. Quantico ebenso wenig. Er ist nicht hier auf dem Revier und nicht bei Detective McPhee. Was schlägst du also vor, wo wir als Nächstes suchen sollen? Im Zoo?«
»Ich weiß es nicht!« Rebel klang verzweifelt.
»Gib es zu, dein Kerl ist ein Verräter und hat die Stadt verlassen.« Das hatte nichts mit seinen Gefühlen zu tun. Es war die logischste Erklärung.
Rebel ballte die Hände zu Fäusten. »Wade ist kein Verräter. Und er ist nicht mein Kerl. Ich habe keinen Kerl.« Der letzte Teil klang besonders giftig.
Okay. Das hatte er verdient.
Erst hatte er ihre Verliebtheit für sich ausgenutzt, nur um ihr anschließend das Herz zu brechen und all ihre Träume platzen zu lassen. Er war ein erbärmlicher Mistkerl und wusste es. Aber bei dieser Frau verlor er einfach den Kopf.
Ihm war klar, dass sie sich den ganzen Morgen über nur mühsam hatte beherrschen können. Dass sie es überhaupt in einem Zimmer mit ihm aushielt, ohne zusammenzubrechen – oder ihn zu erschießen – zeigte wieder mal, wie professionell sie war.
Wenn sie doch nur wüsste, wie sehr er selber litt. Dass er sich nichts mehr wünschte, als für sie ein ganzer Mann sein zu können. Aber im Gegensatz zu seiner posttraumatischen Belastungsstörung war die Sterilität nicht heilbar. Und ein solches Opfer konnte er nicht von ihr verlangen. Das brachte er einfach nicht über sich.
»Rebel –«
»Nicht jetzt, Alex.«
Eine Sirene ertönte. Sie drehte sich um und ging zum Parkplatz, auf dem sie den Geländewagen geparkt hatten. Er folgte ihr. Den ganzen Weg dorthin musste er gegen den Drang ankämpfen, sie an sich ziehen und ihr
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