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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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Kfz-Treibstoffe. So landeten die Gelder nicht in den Kassen dieser Staaten, sondern in denen von Don Seva und seiner Organisation. Als ein ungarischer Krimineller, der in die Sache verwickelt war, mit den Ermittlern zusammenarbeitet und den Namen Don Seva fallen lässt, erfolgt eine unmissverständliche Reaktion. Mitten in Budapest explodiert eine Autobombe, die ihn, seinen Anwalt und zwei
    Passanten tötet, zwanzig Personen verletzt und in der bei Touristen beliebten Straße ein Bild der Verwüstung hinterlässt. Ein in seiner blinden Gewalt beispielloses Attentat, eine exemplarische Warnung, die die Öffentlichkeit erschüttert. Man munkelt, es seien die Russen gewesen, doch der Name des zentnerschweren biznesman wird nicht genannt.
    Mogilewitsch beschließt, auch nach dem Tod seiner Frau
    1994 in Budapest zu bleiben. Wie für die gesamte Mafija war der Waffenhandel stets ein Grundpfeiler auch seines Reichtums. Doch jetzt vollzieht er einen verblüffenden Schritt. Er erwirbt eine Lizenz für den legalen Kauf und Verkauf von Waffen, übernimmt die ungarische Waffenfabrik Army Co-Op und kauft zwei weitere Fabriken: die Magnex 2000, die Magnete produziert, und die Digep General Machine Works, eine privatisierte staatliche Fabrik, die Munition, Mörser und Feuerwaffen herstellt. Faktisch kontrolliert er damit die ungarische Rüstungsindustrie. Er verkauft Waffen nach Afghanistan, in den Irak und nach Pakistan. Er liefert aus ostdeutschen Lagern entwendetes Material im Wert von mehreren Millionen Dollar in den Iran. Mogilewitsch ist der Herr des Krieges.
    Noch ein Foto aus dem russischen Album: Iwankow, der kleine Japaner, wirkt gealtert. An den Schläfen ist er kahl, Bart und Haare sind ergraut, er geht leicht bucklig. Er hat ein paar Kilo zugelegt und wirkt erschöpft. Aber die Augen, die zwei Schlitze, die ihm seinen Spitznamen eingebracht haben, sind immer noch dieselben. Und die blau getönte Brille schafft es nicht, den stechenden Blick zu verschleiern. Während Mogilewitsch Geschäfte macht, legt auch er nicht die Hände in den Schoß.
    Mit seinen Kenntnissen, seinem Ansehen und seiner Erfahrung betreibt er Waffenhandel, Glücksspiel, Prostitution,
    Erpressung, Betrug und Geldwäsche in großem Stil und mit ausgefeilteren und moderneren Methoden, als die Russen in New York es gewohnt sind. Er nimmt Verbindungen zur italienischen Mafia und zu den kolumbianischen Drogenkartellen auf. Um sich Schutz, Feuerkraft und Einschüchterungspotenzial zu sichern, bildet er eine fast dreihundert Mann starke Armee, mehrheitlich ehemalige Afghanistan-Kämpfer. In kurzer Zeit beherrscht er die russisch-jüdische Mafia in New York und gestaltet eine Gruppe von kleinen Erpressern zu einem milliardenschweren kriminellen Unternehmen um. Die Gangster der alten Garde, eingeschüchtert von ihm und seinem Ruf, müssen ihn akzeptieren. Für die amerikanischen Behörden ist er der mächtigste russische Mafiaboss in den USA. Er erweitert die Geschäfte der Mafija nach Miami, wo er dem Cali-Kartell Heroin und Geldwäschedienste im Tausch gegen Kokain liefert, das er dann nach Russland schickt. In der ehemaligen Sowjetunion steigt inzwischen die Nachfrage nach dem weißen Pulver, und der kleine Japaner will diesen Markt erobern. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Bis zu diesem Moment liegt der russische Kokainhandel in der Hand zweier Krimineller der ehemaligen Sowjetunion: des georgischen wor Valeri »Globus« Dlugach, ein Pionier des Drogenimports nach Moskau, und Sergej »Sylvester« Timofejews, der nach einem kurzen Zwischenspiel bei der Solnzewo-Gruppe bereits mit Iwankow zusammenarbeitet. Der kleine Japaner will ihre Marktanteile haben und hat nicht die Absicht, sich von irgendetwas aufhalten zu lassen. Er lässt es sich nicht nehmen zu versuchen, Globus und Sylvester davon zu überzeugen, dass bald er, der kleine Japaner, den Kokainhandel übernehmen werde. Doch am Ende wird er gezwungen sein, die beiden zu ermorden. Globus wird in der Nähe eines seiner Lokale in Moskau erschossen,
    Sylvester wird beim Versuch, den Motor seines Wagens anzulassen, in Stücke gerissen.
    Die Konkurrenz ist beseitigt, Iwankow hat gewonnen. Seine Aktivitäten lassen bald das FBI aufmerksam werden, das sich bis dahin hauptsächlich mit der italoamerikanischen Mafia beschäftigt hat und auf den Umgang mit den Russen noch kaum vorbereitet ist. 1995 ist Iwankow in eine Erpressung oder besser einen »Inkassovorgang« von dreieinhalb Millionen Dollar verwickelt.

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