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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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für schuldig gesprochen wurde. Mittlerweile sind sie an diversen illegalen Geschäften beteiligt, und sie profitieren auch von den gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu den Familien in der Ebene von Gioia Tauro. Die Piromalli beherrschen das Territorium, das am Bau des Hafens und des Stahlstandorts beteiligt ist, die Mancuso kontrollieren die Steinbrüche in Limbadi und Umgebung, wo Sand und Kies abgebaut werden. Sie könnten auf die paar Lire pfeifen, die der junge Fuduli sich zu zahlen weigert, doch mit seiner Arroganz gibt er ein schlechtes Beispiel. Die Zahlungsaufforderung oder vielmehr Einschüchterung zu wiederholen ist reine Routine und ehernes Prinzip, damit der Junge lernt, seinen sturen Kopf zu beugen. Und das ist nur eine Frage der Zeit, die nicht nur der beste Arzt, sondern auch der beste Geldeintreiber ist.
    Die Schulden. Viele Jahre kann Bruno sie unter Kontrolle halten, trotz der Investitionen und der zusätzlichen finanziellen
    Verluste aufgrund der Übergriffe, denen er sich nicht beugen will. Er rackert sich ab, um die Zinsen zu zahlen, doch über seinen Betrieben hängt weiter ein Damoklesschwert. Noch ein Problem, noch ein Kunde, der ungedeckte Schecks einreicht oder nicht fristgerecht zahlt, und das prekäre Gleichgewicht kann zerbrechen. Das geschieht Ende der achtziger Jahre, als die italienische Wirtschaft in eine Rezession gerät und sich die Krise von 1992 abzuzeichnen beginnt. Und dann, eines Tages, erhält Fuduli eine Mitteilung der Bank, aufgrund fehlender Garantien werde ihm der Kreditrahmen gekündigt. Entweder meldet er Konkurs an, oder er findet einen Ausweg.
    Die Leute, die er kontaktiert, sind bereit, ihm Geld zu leihen, aber sie verlangen bis zu 200 Prozent Zinsen, manchmal sogar noch mehr. Das schnürt ihm die Luft ab. Die Wucherer des Mancuso-Clans bedrohen ihn zunehmend. Doch plötzlich reicht ihm jemand die Hand, der über unbegrenzte Mittel verfügt: Natale Scali, der Boss von Marina di Gioiosa Jonica, der seit langem im Drogenhandel mitmischt. Bruno ist der Mann, den er braucht: ein junger Unternehmer, gestählt in jahrelanger Lehrzeit, der alle Ressourcen mobilisiert hat, um seine Firmen zu retten. Fuduli ist intelligent, dynamisch und entschlossen. Er ist gewandt im Auftreten und spricht fließend Spanisch. Er hat keine Vorstrafen und kann sich sogar damit schmücken, dass er mehrfach Anzeige wegen erpresserischer Einschüchterung erstattet hat. Scali sagt ihm das ganz offen. In aller Ruhe und ihm durchaus schmeichelnd wiederholt er bei jedem Treffen, er brauche jemanden, der so unbescholten ist wie er. Für eine Summe, die ihm keine Bank geben würde - 1,7 Milliarden Lire -, bittet Scali ihn um einen Gefallen. Aufgrund eines Haftbefehls ist der Boss gezwungen, sich in einem Bunker seines Hauses verborgen zu halten. Solange er noch nach
    Bogota fliegen konnte, um sich persönlich um seine Geschäfte zu kümmern, und bei dem Bruder eines Gouverneurs zu Gast weilte, lebte er auf großem Fuß. Jetzt soll Bruno nach Kolumbien fliegen, um diese alten Kontakte zu reaktivieren, es sei fast wie ein Urlaub.
    Natale Scali agiert mit dem Instinkt eines erfahrenen und weitblickenden Geschäftsmanns. Die Aquino-Scali-Ursino und die anderen Familien an der ionischen Küste sind so sehr auf den Import kolumbianischen Kokains spezialisiert, dass sie einen Vertreter vor Ort haben: Santo Scipione, genannt »Papi«, der direkt aus San Luca geschickt worden ist, von der »Mamma«, wo alles seinen Ursprung hat. Sie diktiert die Regeln, sie teilt Ohrfeigen aus, verhängt Strafen, lobt und belohnt. Mit ihr müssen alle Probleme erörtert werden. Wenn es in irgendeinem Winkel der Erde zwischen den Söhnen der ’Ndrangheta Probleme gibt, ist es die »Mamma« in San Luca, die sie löst. Santo Scipione steht in engem Kontakt mit Natale Scali, doch er hat angefangen, sich auf einen einzigen Kanal zu konzentrieren, der nicht Scalis ganzen Bedarf deckt. Er lebt in Monteria, wo es eine große italienische Gemeinde gibt. In der Stadt jenes Mannes, der für die italienisch-kolumbianischen Drogengeschäfte immer wichtiger wird, auch wenn er offiziell ein Kommandant im Untergrund ist: Salvatore Mancuso. Die Kalabresen arbeiten mit den AUC schon seit deren Anfängen zusammen. Einen eigenen Handelsagenten in ihren Operationsgebieten zu plazieren ist ein bedeutsamer Schritt, der die Verhandlungen erleichtert und positiv aufgenommen wird. Unweit von Monteria hält sich El Mono versteckt. Die Welt ist ein

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