Zielstern Centauri
es einen für sie bewohnbaren Planeten, und in der letzten Zeit sind sie auf der anderen Seite der Sonnen gewesen.“
„Was sollen wir tun?“ fragte Jeriann. „Sie haben die anderen jetzt als Geiseln auf dem Planeten.“
„Wir werden sie herausholen. Ganz gleich wie. Es muß uns gelingen.“
„Und dann? Wir haben sie zurück – und was dann?“ Ihre Glieder waren wie Blei.
„Was können wir tun?“ erwiderte Docchi und versuchte, seiner Stimme einen aufmunternden Beiklang zu verleihen. „Wenn wir sie zurückgeholt haben, jeden von ihnen, dann ziehen wir eben weiter. Zum nächsten Stern oder zum übernächsten und, wenn es sein muß, noch weiter. Irgendwo werden wir schon eine neue Heimat finden.“
Jeriann berührte ihn zärtlich. „Du brauchst mir die Wahrheit nicht zu verschweigen, Docchi.“
Er zuckte zusammen. „Du weißt es?“ fragte er matt.
„Ja. Alle ahnen es, glaube ich. Dies war unsere letzte Chance, nicht wahr?“
Er sah sie nicht an. „Wir hätten nicht anhalten dürfen. Der nächste Stern wäre es vielleicht gewesen.“
„Es war nicht deine Schuld. Warum, denkst du, waren wir alle sofort damit einverstanden? Wir wußten, daß es immer ungünstiger für uns würde, je länger wir unterwegs wären.“
Es war so offensichtlich, daß fast jeder ein Körnchen Wahrheit erkannt hatte. Die Viktoria war nicht das einzige Schiff ihrer Klasse; einige rosteten in Raumhäfen, andere wurden als innerplanetarische Frachter verwendet. Wenn die Viktoria so leicht umzubauen und zu gebrauchen war, warum nicht die anderen auch? Warum eigentlich nicht? Sie waren jetzt vier Jahre Erdzeit unterwegs gewesen, in der Zwischenzeit konnten viele andere Typen fertiggestellt sein. Nona war nicht das einzige mechanische Genie. Die anderen konnten, wenn sie auch nicht Nonas unvergleichbare Produktivität besaßen, Ideen austauschen, und außerdem hatten sie die industrielle Macht der Erde hinter sich.
Nona hatte ihnen den Schlüssel gegeben, und die Menschheit konnte jetzt den Raum erforschen. Es war kein Ende abzusehen. Die gesamte Umgebung des Sonnensystems war für eine sofortige Erforschung fällig.
Man hatte auch die Versehrten sicherlich nicht vergessen. Wenn sie Glück hatten und aus dem Centauri-System entkommen konnten – am nächsten Stern würden sie auf andere Schiffe stoßen mit Menschen, die mit den Eingeborenen, wenn es welche gab, ihre Geschäfte abschlössen. Gab es keine, so würde man kleine Kolonien errichten, überall, wo menschliches Leben möglich war. Sie waren eingekreist, überwältigt durch die Überzahl. Kein Wunder, daß der General nicht beunruhigt war durch die Tatsache, auf dem Asteroiden nicht landen zu können. Er wußte, was Docchi und seinen Leidensgefährten nur langsam klar wurde: Es gab für sie keinen nächsten Stern.
Darüber zu sprechen, hatte keinen Sinn. Zu ändern war nun nichts mehr.
Hoch oben im Licht von Alpha glitzerte – viel heller als die Sterne – ein silberner Punkt. Das Kundschafterboot.
*
Cameron versuchte unbeschwert und objektiv zu sein. „Weiß der General, daß wir gelandet sind?“
„Ich glaube es nicht“, sagte Docchi. „Er wäre außer Fassung geraten, wenn er es ahnte.“
„Scheint logisch“, stimmte der Arzt zu. „Wir sind abgeflogen, als er sich uns näherte. Allerdings war ihm durch den Asteroiden die Sicht gesperrt, da wir uns zwischen ihm und dem Planeten befanden, während er von der anderen Seite her kam.“
„Wahrscheinlich“, gab Docchi zurück. „Wann können Sie fertig sein?“
„Müssen wir sofort zurückkommen?“
Docchi zuckte die Achseln. „Ich kann das Spähboot aus dem Weg schaffen. Was allerdings passiert, wenn die Viktoria hier auftaucht, weiß ich nicht.“
„Sie ist zu groß, um schnelle Manöver dicht über der Oberfläche des Planeten durchzuführen.“
„Vielleicht. Aber sie führt noch weitere Spähboote mit sich, die sie aussetzen kann.“
Cameron zog eine Grimasse. „Zwei oder drei schnellen kleinen Schiffen wird schwierig zu entkommen sein. Aber kann man sie nicht irgendwie abhalten, sich zu nähern?“
„Nein. Sie entschließen sich besser zur Rückkehr, so lange es möglich ist.“
Cameron wollte die Gefahren nicht sehen. „Der Raster ist in Ordnung, ja?“ fragte er. „Beobachtet die Welt der Fremden. Sobald die Viktoria aus den Wolken auftaucht und Kurs auf uns nimmt, wird noch Zeit genug sein, uns zurückzurufen.“
Sicher, das war möglich. Aber warum sollten sie das
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