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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Doktors danach hatte den größten Schaden angerichtet und die Narbe vergrößert, die für immer Zurückbleiben würde.
    Roderic studierte ihr Antlitz, sank dann beruhigt zurück und nahm seine Mandoline wieder auf.
    Mara warf ihm schnell einen Blick unter den Wimpern hervor zu. Er war immer da, um ihr Wasser oder ein Kissen zu reichen, um ihr den Rücken zu massieren oder beruhigende Musik zu spielen. Er befriedigte ihre Bedürfnisse, fast ehe sie sie verspürte. Nichts störte ihn, nichts war ihm unangenehm. Was immer sie erbat, erhielt sie augenblicklich, und er begriff mit beängstigender Genauigkeit, was sie genau wünschte, so daß sie kaum zu sprechen brauchte. Er war so zuverlässig, daß sie ihm inzwischen mehr als allen anderen vertraute, Grandmere Helene eingeschlossen. Das gefiel ihr nicht.
    Sie erinnerte sich ausgezeichnet an das, was er gesagt hatte, als sie so krank gewesen war, und sie rechnete es ihm hoch an. Aber sie würde sich nicht darauf verlassen. Er war ein vielschichtiger Mensch mit enormem Verantwortungsgefühl, und sie fürchtete, daß er deswegen die Schuld an dem Geschehenen auf sich nahm. Er war mitleidig und verstand recht gut, was in den Herzen und Seelen anderer Männer und Frauen vor sich ging. Diese Eigenschaften mochten ihn dazu verleiten, nicht das zu sagen, was wahr oder falsch war, sondern das, was seinem Gefühl nach einem Menschen in diesem besonderen Augenblick am wichtigsten war. Es war nicht so, daß er lügen würde; doch sein Moralkodex stellte das Wohlergehen des Individuums über alles andere. Dieser Kodex war immerhin so flexibel, daß er eine Halbwahrheit zum allgemeinen Besten nicht als etwas Falsches betrachtete. Aber er war auch strikt. Hatte er einmal einen Schwur geleistet, würde er nicht davon abgehen. Das war ihre größte Befürchtung.
    Wenn meine Liebe dich halten kann... Natürlich konnte sie das, und sie würde es auch, obwohl er das nie erfahren würde, wenn sie es irgendwie vermeiden konnte.
    Sie schloß die Augen und dachte nach.
    Ein paar Minuten später hörte die Musik auf. Sie spürte, wie das Bett nachgab, als Roderic herunterglitt, hörte ihn einen ruhigen Befehl erteilen. Die anderen im Zimmer erhoben sich und gingen leise hinaus. Sie spielte mit dem Gedanken zu protestieren, aber sie merkte, daß der Besuch sie ermüdet hatte.
    Dennoch, als der Prinz sich dem Bett näherte, auf sie herabschaute und sich dann abwandte, sprach sie. »Roderic?«
    »Ruhen Sie sich aus«, sagte er. »Ich komme später wieder.«
    »Was ist mit de Landes?«
    Sie wartete auf eine Antwort. Als keine kam, öffnete sie die Augen. »Ich habe ihn umgebracht, nicht wahr?«
    »Er hat seinen König verraten und war ein Mörder, der aus eigener Machtgier starb.«
    »Er war nicht einmal adelig und hatte schon so viel erreicht, eine Anstellung im Ministerium, Macht, und konnte sicherlich mehr erhoffen. Warum hat er alles aufs Spiel gesetzt, nur um einem Bourbonenkönig auf den Thron zu helfen?«
    »Ein Adelstitel kann mit der Berührung eines Schwertes, mit einem Federstrich verliehen werden. Für manche ist das ein großes Versprechen.« Er entfernte sich vom Bett, schloß die Bonbonschachtel, richtete die Blumen in der Vase auf.
    »Wer hat ihm das Versprechen gemacht?«
    »Die gleichen Leute, die ihn dafür bezahlten, daß er einen Mörder anheuerte und ihn anschließend umbrachte, gleichgültig, ob er seinen Auftrag ausführte oder nicht. Die gleichen Leute, die vorschlugen, daß ich, da ich bekanntermaßen beim Umsturz anderer Regenten meine Hand im Spiel hatte, einen guten Sündenbock abgeben würde - Männer mit ausreichend Macht, ihm einen Titel und Wohlstand zu versprechen, wenn er ihre Wünsche erfüllte.«
    »Der Legitimistenkreis um den Comte de Chambord?«
    »Wir können das nur vermuten; wissen werden wir es nie. Jedenfalls macht das keinen Unterschied. Die Revolution ist vorbei.«
    »Der junge Comte de Paris ist König?«
    »Unglücklicherweise nicht - oder glücklicherweise, je nach politischer Auffassung. Die Duchesse d'Orleans begab sich mit ihrem Sohn zum Palais Bourbon, um sich dort mit der Assemble zu treffen und die Krone für den jungen Comte zu fordern. Die Assemble war dazu geneigt, bis sie von einem Protestzug überrannt wurde, der entweder von den Legitimisten bezahlt oder den Sozialisten angestachelt worden war. Um die Situation in den Griff zu bekommen, proklamierte Lamartine eine provisorische Regierung unter der Führung der Reformisten, in der auch

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