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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der Macht. Während du dich in Verkleidung zu später Nachtstunde heimlich durch Hintereingänge schleichst.«
    »Kurzfristig«, sagte Sunteil. »Nur für den Augenblick. Naria kann ebenso leicht gestürzt werden wie Periandros.«
    »Ach, ist eine weitere Mordtat geplant?«
    »Oh?« Sunteil verzog sein zerknittertes, verwüstetes Gesicht zu seinem alten typischen Lächeln. »Ist Periandros denn ermordet worden? Ich habe geglaubt, er starb an einem Wespenstich?«
    »Ja, von einer Killerwespe, die jemand auf ihn hetzte.«
    »Wirklich? Wie unglaublich interessant, Yakoub.« Für einen Augenblick ließ er den Blick zu Chorian hinüberschweifen, der in sich hineinkroch, als wünschte er, er könne sich unsichtbar machen. »Doch sollte dies der Fall gewesen sein, dann dürfte ja vermutlich Naria höchst sorgfältig darauf achten, dass ihm nicht etwas ähnliches zustößt.«
    »Und wie wollt ihr ihn dann loswerden?«
    »Ihr werdet uns helfen«, sagte Sunteil.
    Ich tat, als hätte ich die verblüffende Unverschämtheit und Selbstgefälligkeit seiner Äußerung nicht bemerkt. Es fiel mir nicht leicht.
    »Euch helfen?« Ich bemühte mich, unschuldsvoll verwirrt zu erscheinen. »Wie könnte ich dir denn schon helfen, Sunteil?«
    »Nun, du sagst, du bist König. Ich vermute, du bist es tatsächlich. Die Roma des Universums hören auf deinen Befehl. Und wenn der Rom baro spricht und es befiehlt, wird in der ganzen Galaxis kein Sternenschiff mehr fliegen. Aller Interstellarverkehr wird unterbrochen. Und wenn alles zusammenbricht, muss Naria stürzen.«
    »Vielleicht.«
    »Dabei gibt es kein Vielleicht. Ich brauche doch dir nicht zu sagen, dass die Roma dem Imperium die Luft abwürgen können, oder? Ohne den Interstellarhandel gibt es kein Imperium. Und ohne die Roma gibt es keinen Interstellarhandel. Du, Yakoub, erteilst den Befehl: Es wird keinen interstellaren Verkehr mehr geben, bis der legitime Kaiser den Thron bestiegen hat. Und innerhalb von sechs Wochen geht dem Handel die Luft aus. Ihr Roma habt die Macht dazu.«
    Seine Augen brannten. Nie hatte ich Sunteil jemals in solch einem Zustand erlebt. Er sagte das Unaussprechliche, er erkannte offen eine Realität an, von der alle sonst so taten, als existiere sie nicht. Nun brauchte ein Mensch ja wirklich nicht so scharfblickend zu sein wie Sunteil, um zu erkennen, dass die Roma das Imperium im Würgegriff halten. Aber es war dies eine Macht, derer wir uns bewusst noch niemals bedient hatten. Wir wagten es nicht, diesen Gott zu beschwören. Wir konnten das galaktische Verkehrssystem lahmlegen, gewiss. Doch wir sind nur sehr wenige, und die Gaje sind viele. Mit der Zeit könnten die Gaje womöglich selbst lernen, wie sie ihre Sternenschiffe navigieren mussten. Wenn die Roma diese Funktion aufgaben, musste sich im Imperium eine scheußliche, chaotische Übergangsperiode abzeichnen, aber danach würde alles für die Gaje genauso sein wie vorher. Und dann, dann würden sie uns allesamt umbringen.
    Ich schwieg eine ganze Weile.
    Dann antwortete ich: »Möglicherweise ist das, was du sagst, wahr, Sunteil. Möglicherweise könnte man das Imperium mit meiner Hilfe zwingen, dich als Kaiser zu akzeptieren. Vielleicht aber auch nicht. Was wird sein, wenn Naria den Zusammenbruch das Handels übersteht und sich auf dem Thron hält? Was wird dann mit mir geschehen? Was wird mit meinem Volk geschehen?«
    »Naria wird innerhalb von Wochen, ach, von Tagen stürzen.«
    »Schön. Was aber, wenn nicht? «
    »Ihr wisst doch, dass solche Fragen sinnlos sind, Yakoub.«
    »Oh, da bin ich mir gar nicht so sicher. Sag mir eins, Sunteil: Welchen Vorteil brächte es mir, wenn ich in eurem Bürgerkrieg mitmischte? Wenn ich die falsche Seite unterstütze, bereite ich mir und möglicherweise dem gesamten Roma-Königtum den Untergang. Verhalte ich mich aber still und neutral, dann müsst ihr zwei, du und Naria, die Sache anfechten, und der Sieger müsste mich auf jeden Fall als König anerkennen.«
    Auf dem grotesken Knochengesicht breitete sich erneut das strahlendhelle Sunteil-Lächeln aus.
    »Sollte ich ohne deine Hilfe siegen, Yakoub, woher gewinnst du dann die Überzeugung, dass ich dich zwangsläufig in deinem Königtum anerkennen würde?«
    Ich hörte, wie Chorian ein schockiertes Keuchen zu unterdrücken versuchte. Ich hatte gewünscht, dass er an meiner Seite bleibe, damit er das Handwerk der Staatskunst erlerne; aber dies hier war denn doch bereits ein Kurs für höhere Semester.
    Behutsam sagte ich:

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