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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hintereinander einen guten Wurf machen, aber die Glückssträhne hält eben nicht ewig an, und früher oder später baut man dabei unweigerlich Scheiße. Die Geschichte ist übersät von den vergammelnden Wracks der Erbdynastien. Die Geschichte der Gaje, natürlich. Denn wir Roma besaßen schon seit der Morgendämmerung der Zeit genug Vernunft, uns ausschließlich gewählten Anführern anzuvertrauen.)
    Unter den Champions, die sich bei dem bevorstehenden Kampf um die Macht im Imperium in den Ring gestürzt hatten, gefiel mir Sunteil noch am besten. In dem Mann steckte ein alter gewitzter Teufel. Man konnte seine schlaue Bosheit in den schimmernden, funkelnden Augen sehen. Sunteil stammte aus Fenix auf Haj Qaldun, der Heimat Chorians, einer Welt des fahlgelben Wüstensandes und kontinuierlicher niemals nachlassender Hitze. Und wenn dich die Hitze von Fenix nicht zum Wahnsinn treibt, dann macht sie dich messerscharf und geschliffen. Unter den Roma des Königreichs gibt es ein Sprichwort: Zähle deine Zähne dreimal, bevor du einen von Fenix küsst. Und Sunteil war genau von dieser Art. Dunkel und undurchsichtige Wege gehend. Einer so wie ich. Er hätte beinahe Rom sein können, dieser Typ.
    Julien hatte sich entschieden, sein Glück mit Periandros zu verbinden. Mir wollte das nicht einleuchten. Dieser trübselige kleine Buchhalter! Der passte doch überhaupt nicht zu Julien. Was hatte Periandros angestellt, um ihn sich zu kaufen – hatte er Julien versprochen, er werde ihm irgendwo ein neues Frankreich aufbauen und ihn dort als König einsetzen?
    Der Heimatplanet des Periandros war Sidri Akrak, eine Welt, in der zottige Ungeheuer mit albtraumhaften Visagen heulend durch die Straßen der Städte toben, Wesen mit schwarzen Reißzähnen und roten Kehlsäcken, untertassengroßen feurigen Glotzaugen und einem Geweih, das sich tausendfach verästelt und an den Spitzen zu höllisch-stechenden Tentakeln wird. Ahnungslose, nicht gewarnte Besucher in Sidri Akrak erleiden manchmal während der ersten Viertelstunde ihres Aufenthaltes dort einen völligen Nervenzusammenbruch. Aber die Akrakianer nehmen ihre lokalen Ungeheuer als vollkommen selbstverständlich hin, als wären sie nichts weiter als Hunde oder Katzen. So sind diese Leute dort eben: Buchhalterseelen. Nichts geht ihnen unter die Haut. Sie haben kein Blut in ihren Adern und keine Hoden in der Hose, und in ihrem Hirn findest du nichts als eine Art klickenden, schnarrenden Mechanismus – so jedenfalls kommt es mir vor. Mir sind solche Leute zutiefst verächtlich! Und Periandros war ein Erz-, ein Super-Akraki, sozusagen das Reindestillat eines Akrikaners. Ich bin in meinem Leben Robotern begegnet, die in einem einzigen Drehgelenk mehr Leidenschaft besitzen als er in seinem ganzen Körper. Und doch war er zum Günstling des Fünfzehnten Kaisers aus seiner unscheinbaren Bedeutungslosigkeit erhöht worden, und der Thron war jetzt für ihn in greifbarer Nähe, und es sah auch fast so aus, als werde es ihm gelingen, ihn zu besteigen. Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht sind ja Kreaturen wie Periandros wirklich am besten dafür geeignet, im Reich der Gaje zu herrschen. Es gab auch früher bereits Akraki-Kaiser, und sie waren nicht einmal die allerschlechtesten. Ich vermute, die Gaje bekommen eben die Sorte Herrscher, die sie verdient haben …
    Und Naria? Der jüngste Kandidat; ihn kannte ich von allen dreien am wenigsten. Ein aus Vietoris gebürtiger Mann, der als Haut dunkelste Violett-Schattierungen bevorzugte und die Haare scharlachflammend bis auf die Schultern wallen ließ. Für meinen Geschmack erweckte er einen allzu kalten und berechnenden Eindruck. Also, missversteht mich bitte nicht: ein bisschen Berechnung ist ja ganz in Ordnung; wir sind alle berechnende Geschöpfe; doch Kälte, nein, das ist dann doch etwas ganz anderes. Vielleicht war ich ja voreingenommen gegen ihn, wegen seiner vietorianischen Herkunft, sozusagen meiner eigenen ›Heimatwelt‹, abgesehen davon, dass dort natürlich nie meine ›Heimat‹ war, sondern nur der Ort, an dem ich geboren wurde, zufällig und dann außerdem noch in die Sklaverei verkauft, wo ich meinem Vater genommen und erneut verkauft wurde, ehe ich alt genug war, auch nur den Schatten des Lebens zu begreifen. Noch heute fällt es mir schwer, an Vietoris oder irgendeinen der dortigen Gaje-Bewohner zu denken, ohne dass mich ein Schaudern überliefe, und dabei erklärt man mir immer wieder, es sei ein bezaubernd-freundliches

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