Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
meldete sich jedoch niemand; vom Anrufer war nichts als schweres Atmen zu hören. »Wahrscheinlich einer von Darlenes beknackten Freunden«, sagte er zu Carmela.
Bill war ziemlich verärgert. »Warum kann sie nicht wenigstens ab und zu mal zu Hause bei ihrem Mann bleiben«, sagte er ins Telefon und legte auf.
Einige Minuten später bekamen Deans Eltern einen ähnlichen Anruf und hörten ebenfalls nur tiefes Atmen.
Es dauerte nicht lange, bis auch Deans Bruder angerufen wurde und nur dieses merkwürdige Atmen zu hören bekam.
Es gingen also, innerhalb von eineinhalb Stunden nach dem Mord an Darlene, drei anonyme Anrufe bei ihren Verwandten ein - lange bevor in irgendeiner Zeitung oder im Radio etwas von dem Verbrechen verlautbart wurde. Darlenes Eltern, die Suennens, bekamen keinen derartigen Anruf; ihre Nummer stand allerdings auch nicht im Telefonbuch.
Konnte es sein, dass der Mörder mit jemand ganz Bestimmtem sprechen wollte? Wollte er Dean vielleicht verhöhnen? Dean und Darlene hatten ihre Telefonnummer behalten, nachdem sie ihr neues Haus bezogen hatten, und im Telefonbuch stand noch die alte Adresse. Wenn der Mörder ein Fremder gewesen wäre, so hätte er wohl angenommen, in einem Haus anzurufen, das relativ weit entfernt stand; doch er ging in eine Telefonzelle, die sich in Sichtweite des neuen Hauses der Ferrins befand.
»Gegen zwei Uhr kam dann Darlenes Mann endlich heim«, erzählte mir Janet, die Babysitterin, später. »›Ich bringe euch jetzt nach Hause‹, sagte er zu uns. Er sah ziemlich besorgt aus und sagte, glaube ich, noch: ›Darlene kommt noch nicht heim.‹ Dann fuhr er uns nach Hause.«
»Ich weiß nicht mehr, wie spät es war, als Dean die beiden Mädchen endlich nach Hause brachte«, berichtete Carmela. »Er war ungefähr zehn Minuten weg. Von dem Mord erfuhren wir, als die Polizei zu Deans Haus kam. Wir fragten uns alle, wo Darlene wohl stecken mochte, und so saßen wir da und plauderten ungefähr eine Stunde, als es plötzlich an der Tür klopfte. Es war die Polizei, und Dean und mein Mann fuhren mit ihnen aufs Revier. Als sie draußen waren, kam einer der Polizisten zurück, um uns ein paar Fragen zu stellen. Er wollte wissen, wo Dean an diesem Abend gewesen sei. Ich nehme an, dass der Ehemann in so einem Fall immer zu den Verdächtigen gehört.
»Wir erzählten ihm, dass er bei uns arbeitete und dass wir hier eine kleine Party feiern wollten und auf Darlene warteten. Und dann fragten wir, was denn passiert sei.«
»Er teilte uns mit, dass man auf sie geschossen hätte und dass sie mit einem anderen Mann zusammen gewesen sei. ›Ist sie gesund?‹, fragte ich. ›Nein‹, antwortete er, ›sie ist tot.‹ Das war vielleicht ein Schock! Wir waren alle völlig fertig. Er berichtete uns, was passiert war, aber Dean erfuhr es erst, als er aufs Revier kam.«
Die Polizei vernahm Dean und Leigh eine Stunde lang, ohne ihnen gleich alles zu erzählen, was passiert war.
»Wir haben erfahren, dass sie einen Freund hatte«, sagte einer der Detectives zu Dean.
»Na ja, Dean wollte das alles gar nicht hören«, erzählte Carmela später. »Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Immer wieder sagte einer von uns zu ihm: ›Junge, du solltest dich mal darum kümmern, mit wem sie dauernd ausgeht. ‹ Aber er sagte nur: ›Sie macht bestimmt nichts Verkehrtes. Sie hat keinen Freund. Sie ist eben jung und muss sich ein bisschen austoben.‹ Er hat sie wirklich geliebt und sie immer in Schutz genommen, wenn andere etwas über sie gesagt haben. Als es dann immer ärger wurde, zog er sich einfach zurück. Ich glaube, in den letzten Monaten hat er überhaupt nichts mehr von ihr gewusst.«
»Ich kann mir absolut keinen Grund vorstellen«, sagte Bill Leigh gegenüber der Polizei, »warum irgendjemand Darlene umbringen sollte.«
Der offizielle Polizeibericht von Bills Vernehmung in Zimmer 28 des Police Departments Vallejo hatte folgenden Wortlaut:
William sagte aus, dass sie viel ausging und sich wahrscheinlich auch mit anderen Männern getroffen habe. Er konnte keine Namen nennen, betonte aber, dass sie oft erst spätnachts nach Hause gekommen sei. Einige seiner Freunde hätten ihm erzählt, dass sie Darlene an verschiedenen Plätzen mit anderen Männern gesehen hätten. William wies darauf hin, dass Dean sie ausgehen ließ, so oft und so lange sie wollte, und dass er nicht glaubte, dass sie ihn betrügen würde.
William gab außerdem an, dass er sich an einen Mann erinnerte, der nur als »Paul«
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