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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Inseln verlief, lag trügerisch harmlos im Mondlicht. Die Wellen, die vom Meer heranrollten, ergossen sich behäbig über die Felsen. Ab und zu spritzte der weiße Gischt wie ein Silberschleier in die Nacht auf.
      Mallory steuerte das Boot in das ruhige Wasser der Mittleren Passage bis sie zu dem Punkt gelangten, wo sich das Gewölbe über ihnen schloß und die Wellen über die schroffen schwarzen Felszähne schäumten. Er stellte den Motor ab und ließ das Boot behutsam gegen eine leicht abfallende, tangbewachsene Felsschulter treiben. Guyon verhakte die Leine in einer Spalte und blickte durch das Nachtglas nach St. Pierre hinüber.
      »Ungefähr vierhundert Meter. Ziemliches Stück zu schwimmen.«
    »Nicht mit dem Aquamobil«, stellte Mallory fest.
      Guyon hob das Gerät über Bord und brachte dabei das Beiboot gefährlich zum Schaukeln. »Ich lasse lieber dich schwimmen. Das Wasser ist eisig. Wie lang wirst du brauchen?«
      Mallory zuckte die Achseln. »Nicht mehr als eine halbe Stunde. Ich habe nicht vor, da drüben unnötig rumzuhängen.«
      Er klemmte sich das Gummimundstück zwischen die Zähne und regelte die Luftzufuhr, strich kurz über das Messer im Gürtel und kletterte schwerfällig aus dem Boot auf das Riff. Er watete ins Wasser, schwamm um das Boot herum und griff nach dem Aquamobil. Guyon lächelte kurz, Mallory nickte und ließ sich hinunterziehen.
    Mondlicht sickerte durch das Wasser und drang forschend in die Tiefen. Er stieß unter der Oberfläche des Riffs hindurch und gelangte in die Mittlere Passage. Hier drang er in eine dunklere und unheimlichere Welt ein.
      Als er den starken Scheinwerfer anschaltete, der an der Spitze des Schwimmgeräts angebracht war, durchdrang der Lichtstrahl das Dunkel vor ihm und breitete sich über die Felsen aus, die sich bogenförmig über seinen Kopf spannten.
      Mallory senkte die Nase seines Aquamobils und tauchte in einem sanften Bogen bis auf etwa sieben Meter Tiefe, wo er sich einpendelte. Obwohl seine äußerste Geschwindigkeit nicht mehr als fünfeinhalb Stundenkilometer betrug, schien er mit furchterregender Schnelligkeit in die Mauer aus grauem Dunst, der die Grenze seiner Sichtmöglichkeit bildete, hineinzurasen. Das mächtige, gewölbte Kirchenschiff, das das Riff hier formte, erstreckte sich ins Unendliche. An seiner Maske brach sich das Wasser.
      Und dann war er hindurch, und es öffnete sich ihm eine eigenartige, unwirkliche Landschaft aus durcheinandergewürfelten Felsblöcken und fahlen Tangwäldern, die im schwachen Mondlicht träge hin- und herwogten. Als er auftauchte, erblickte er die Klippen von St. Pierre. Dunkel stachen die spitzen Türme des Schlosses vom Himmel ab.
      Über das Antlitz der Felshänge ergoß sich der Mondschein, und das schwarze Maul der Höhle hob sich deutlich ab. Die Flut hatte ihren höchsten Stand erreicht und ließ jetzt nur drei, vier Meter Raum zwischen Wasserfläche und Felsendecke. Mallory ließ sich wieder hinabziehen bis in eine Tiefe von dreizehn Metern. Er schaltete den Scheinwerfer aus und schwamm in einen grauen phosphoreszierenden Nebel.
      Im Meeresgrund unter ihm tat sich eine mächtige Spalte auf. Mindestens achtzehn Meter tief, hatte Anne erzählt, und sie schnitt bis in das Herz der Insel hinein. Der Nebel schwang wie ein Vorhang zur Seite und enthüllte den Eingang zur Höhle, zu der es gute zwanzig Meter waren. Sie weitete sich nach unten.
    An graugrünen Wänden zu beiden Seiten vorbei trieb er hinein. Das Wasser wurde etwas heller, und das Grau wechselte ins Bläuliche, als von der Oberfläche künstliches Licht in die Tiefe eindrang. Er schwamm nun vorsichtig weiter und hielt sich dicht an der Felswand. Dann stoppte er abrupt ab und schaltete das Aquamobil aus. Die naturbelassene Höhlenwand ging über in die künstlich angelegte Mole, die aus großen, quadratischen Steinblöcken bestand, die wie Fundamente einer alten Burg in die Tiefe abfielen. Vorsichtig glitt er nach oben. Unvermittelt tauchte der grauschwarze Bauch des U-Bootes aus dem trüben Grau des Wassers auf.
      Er hatte gefunden, was er gesucht hatte. Jeder weitere Aufenthalt hier konnte Unannehmlichkeiten bringen. Mallory machte kehrt und bewegte sich mit kraftvollen Beinschlägen zum Eingang der Höhle zurück. Das Licht wurde matter und die Strömung begann wieder an ihm zu zerren.
      Er tauchte hinaus in die seltsam graue, phosphoreszierende Welt und hielt an, um das Aquamobil zu starten. Im selben

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