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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mal was Neues. Hat Bobby jetzt etwa auch schon in Europa Verbrechen begangen?«
    »Ich vermute, dass Bobby Ihr Sohn Robert Smith ist, den Sie gemeinsam mit Lars-Erik Dahlberg haben?«
    Die Miene der verlebten Frau hellte sich ein wenig auf. Navarro versuchte ihr Alter in etwa zu errechnen, doch sein Schlafmangel und der Jetlag waren übermächtig. Geboren war sie 1953, jedenfalls war sie noch nicht so alt, wie sie aussah.
    »Kommen Sie herein«, forderte ihn Mrs Smith mit einer dezenten Geste auf.
    Navarro folgte ihr in die kleine Wohnung, die offenbar schon ziemlich lange nicht mehr geputzt worden war. Und in der kein Möbelstück, kein einziger Gegenstand jünger als zwanzig Jahre war. Er setzte sich auf das Sofa, und sie nahm in einem Sessel ihm gegenüber Platz. Es roch muffig in der Wohnung.
    »Wir waren auf dem Weg an die Spitze«, sagte Jennifer Smith besonnen. »Alles war bereits vorgezeichnet, Larsey war eine der größten Begabungen auf seinem Gebiet. Er erhielt die neu geschaffene Stiftungsprofessur an der Universität, alles lief bestens, wir waren glücklich, kauften uns ein Haus im schönsten Viertel von Edmonds und bekamen Kinder. Doch mit einem Schlag – beinahe über Nacht – verloren wir unseren Status. Peng. Ich war wieder zurück in der Arbeiterklasse, aus der ich kam. Die Jahre mit Larsey sind nur noch ein flüchtiger Traum von etwas Besserem. Etwas, das ich niemals erreichen werde.«
    Navarro hoffte, dass es ihm einigermaßen gelungen war, sein Erstaunen angesichts der Beredsamkeit der alten Dame zu verbergen. Er nickte verständnisvoll und fragte: »Ich weiß nicht, ob Sie aus Schweden bereits unterrichtet wurden ...?«
    »Ich habe jahrelang nichts mehr von ihm gehört«, entgegnete Smith. »Anfangs hat er sich immer mal wieder gemeldet und nachgefragt, wie es Bobby und Janey ging. Aber bald hatte er sein ganzes Leben weggesoffen. Und dann stand ich allein da, ohne Ausbildung, ohne jegliche Berufserfahrung und mit zwei kleinen Kindern. Ich habe fast in Panik den Fernfahrer Giles fucking Smith geheiratet, der dann ebenfalls abgehauen ist. Keiner von beiden hat mir irgendetwas hinterlassen. Außer zwei Kids, die immer frecher werden.«
    »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Lars-Erik Dahlberg tot ist«, sagte Navarro.
    »Hat er denn überhaupt noch gelebt?«, fragte Jennifer Smith nonchalant, doch Navarro sah deutlich, wie die Trauer in ihrem Blick aufflammte.
    »Er wurde ermordet. Mein Beileid.«
    »Wer ermordet denn verdammt noch mal einen alten Säufer?«
    »Das wollen wir gerade herausfinden. Das Ganze war nämlich so akribisch geplant, dass sich das Motiv in seiner Vergangenheit finden könnte. Vermutlich in der Zeit, in der Dahlberg Alkoholiker wurde.«
    »Ich wusste nicht einmal, dass sich überhaupt noch irgendwer auf der ganzen Welt für Larsey interessiert hat. Oder sich zumindest an ihn erinnert hat.«
    »Wissen Sie, warum er angefangen hat zu trinken?«
    Jennifer Smith warf Navarro einen misstrauischen Blick zu. »Von welcher europäischen Polizeibehörde sind Sie eigentlich?«, fragte sie.
    »Europol«, antwortete Navarro und biss sich auf die Zunge. »Also eigentlich von der spanischen Polizei«, korrigierte er sich rasch. »Die spanische Polizei unterstützt die schwedische in diesem Fall, denn es gibt gewisse Verbindungen nach Spanien. Wissen Sie, warum Ihr Exmann so viel getrunken hat?«
    »Es hing mit seiner Arbeit zusammen«, antwortete Smith. »Er hat zwar extrem wenig erzählt. Aber ich habe gesehen, dass die Arbeit an ihm gezehrt hat.«
    »Wenn ich es recht verstanden habe, ist er häufiger auf Dienstreise gewesen«, versuchte es Navarro.
    »Häufiger? Er war monatelang weg. Und ich habe nie erfahren, wohin er fuhr. Er sagte höchstens mal ›nach Europa‹. Und das, obwohl wir uns doch so nahestanden. Nach dem Motto, Larsey und ich gegen den Rest der Welt. Niemand konnte mir so viel Kraft geben wie er. Ach verdammt, und jetzt ist er also tot?«
    »Es tut mir leid«, sagte Navarro. »Wir arbeiten intensiv daran, seinen Mörder zu finden.«
    »Er hat mir mehr Energie verliehen als irgendein anderer Mensch, und dann hat er sie mir wieder genommen. Doppelt und dreifach.«
    »Die Arbeit zehrte also an ihm? War es der Stress?«
    »Nicht direkt der Stress. Eher ... tja, ich weiß nicht ... Larsey war aus tiefster Überzeugung Arzt. Er fühlte sich dem hippokratischen Eid sehr verpflichtet. Niemals jemandem Schaden zufügen, Schmerzen lindern, alles für das Wohl des Patienten

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