Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
Vom Netzwerk:
meiner.
    In der Pause sagt niemand: » Komm mit, Rachel«, sondern sie marschieren einfach hinaus, ohne mich anzusehen. Der Reiz des Neuen verfliegt eben schnell. Aber das stört mich nicht. Du siehst dich um, ob ich neben dir bin. Das bin ich, und wir verfallen in Gleichschritt, als wäre das schon immer so gewesen.
    » Es war die Idee meiner Mom«, sage ich, als wir haltmachen und uns auf die Mauer zwischen Schulhof und Sportplatz setzen, » hierherzuziehen.«
    » Hat dir in London nicht das Meer gefehlt? Ich fände es schlimm, nicht über den Strand laufen und die Wellen hören zu können.« Deine Augen sind geschlossen, als lauschest du auf ihr Rauschen und Tosen. Ich höre Möwen kreischen und beobachte, wie sie herabstoßen und nach leeren Chipstüten und Schokopapierchen picken.
    » Ich hab noch nie am Meer gelebt, also habe ich nie darüber nachgedacht. Aber meine Tante wohnt hier, deshalb waren wir manchmal zu Besuch.« Ich denke an die Besuche bei Laura, wie sie sich auf Niamhs Stimmung auswirkten. Dann wurde ich angeschwiegen oder, schlimmer noch, wegen jeder Kleinigkeit angeschrien.
    Ich erzähle dir, dass ich schon ziemlich oft umgezogen bin, weil Niamh sich ständig nach einem » Tapetenwechsel« sehnt, was ein Kürzel für die Flucht vor ihren Fehlern ist. Wie lange wird es dauern, frage ich mich, bis wir wieder unsere Sachen packen? » Sie hat versprochen, dass wir ab sofort nicht mehr umziehen. Hier bleiben wir«, erzähle ich dir.
    » Glaubst du ihr?« Du ziehst ein Tütchen Chips aus der Tasche und steckst einen in den Mund. » Bedien dich«, sagst du. Also tue ich’s.
    » Ich habe schon fünfmal die Schule gewechselt, und immer war es das letzte Mal. Was meinst du?«
    » Ich meine, dass deine Mom eine Lügnerin ist.« Du lachst mit Krümeln an den Lippen, und ich lache auch.
    Wir sitzen schweigend da und knabbern Chips, während uns lärmendes Treiben umgibt. Ich sehe einige Mädchen, die ich aus der Klasse kenne, ganz Bein und kurze Röcke, mit ein paar Jungen, schlaksig und strähnig, zusammenstehen. Sie starren dich und mich an, bevor sie miteinander flüstern.
    » Sind das deine Freunde?«, frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne.
    » Nö, eigentlich nicht«, sagst du, als einer der Jungen aus der Gruppe mit geschwellter Brust, als wolle er uns imponieren, auf dich zustolziert kommt.
    » Du hast wohl Mitleid mit der Neuen, Clara?«, fragt er, wobei er die Tatsache ignoriert, dass ich neben dir sitze. Sein Tonfall zeigt, dass er cool zu wirken versucht, aber sein errötendes Gesicht verrät ihn. Der vermurkste Flirtversuch eines Schuljungen.
    Du bedenkst ihn mit einem Lächeln, und ich krümme mich innerlich. Ich habe deine freundschaftliche Annäherung wohl missdeutet. Ich erwarte, dass du mit ihm lachen wirst, und halte mich bereit, in dem Schulhoftreiben zu verschwinden und mich unsichtbar zu machen.
    » Sie heißt Rachel«, sagst du noch immer lächelnd. » Aber weil wir jetzt Freundinnen sind, nenne ich sie Rach.« Und du wendest dich ab, um mir erneut die Chipstüte hinzuhalten.
    Das Gesicht des Jungen wird noch röter. Er bleibt einen Augenblick unschlüssig vor uns stehen. Du hast ihn so beiläufig abserviert, dass alle Coolness von ihm abgefallen ist.
    » Sieht nicht so aus, als bräuchtest du die!«, plärrt er und schlägt mir die Tüte aus der Hand, sodass uns eine Wolke von Chipskrümeln umgibt. Er gackert, als er zu den anderen zurückläuft. Aber sogar ich erkenne, dass das ein wertloser Sieg ist.
    Du zuckst mit den Schultern und schüttelst den Kopf, als wäre er ein Kind, das Mitleid verdient hat.
    » Wer war das?«, frage ich dich.
    » James Redfern, der Klassenclown. Mach dir seinetwegen keine Sorgen«, sagst du, legst eine Hand auf mein Knie und drückst es sanft.
    In diesem Augenblick verstehe ich das Kichern, das ich durch meinen Entschluss, mich neben dich zu setzen, provoziert habe. Jeder in dieser Klasse möchte mit dir befreundet sein, aber du achtest auf Abstand. Und dann komme ich, die dicke, rothaarige Neue, und versuche mein Glück. Sie haben darauf gewartet, dass du auch mich abweisen und ignorieren würdest. Und dass ich auf die Nase fallen würde. Aber stattdessen habe ich Erfolg gehabt, wo sie abgewiesen wurden. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich weiß, dass ich nicht aufhören kann zu lächeln.
    Einige Tage später erklärst du mir, dass du älter als alle anderen in der Klasse bist, weil du ein Jahr wiederholen musstest. Als ich nach dem

Weitere Kostenlose Bücher