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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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gestanden bist. Dir vor Spielbeginn die Hand zu schütteln war wie ein Siegesschwur. Heute packen wir es, heute vernichten wir sie!
    Das war deine lockere Seite und ich habe sie wirklich geschätzt. Ich habe dich dafür geachtet, vielleicht sogar ein klein wenig bewundert. Genauso, wie ich deinen Gartenwahn belächelt und in Weinfragen stets deinen Rat gesucht habe. Wir waren Kollegen und wahrscheinlich hätten wir uns als Kriminalisten perfekt ergänzt. Du mit deiner Akribie und mein Genie. Aber du wolltest es ja nie. Für dich war ich nichts anderes als Konkurrenz. Dabei wäre ich für dich in Ausübung des Dienstes gestorben, wenn du ein ehrlicher Partner gewesen wärest. Stattdessen hast du mich gekillt. Mies und heimtückisch hast du mich mit Hilfe anderer Mieslinge brutal aus deiner dienstlichen Gefahrenzone entfernen lassen.
    Das erste bekannte Gesicht. Rotwangig und schnapsnasig, Luis Tulb, damals Kommandant des Wachzimmers in der Wienerstraße. Jetzt Pensionist. Ja, der Hofer, sagt er und grinst. Irgendwie mitleidig. Schon lange nicht am Platz gewesen, sagt der andere, sein Name fällt mir nicht sofort ein. Unwichtig. Nachdenken ist Zeitverschwendung. Ich nicke ihm trotzdem zu. Es ist mein Auftritt und ich kontrolliere das Geschehen. Für sie will ich heute der Idiot sein, der reumütige Heimkehrer in die Sturmfamilie. Tulb, sage ich, altes Haus, wie schmeckt dir der Ruhestand? Großartig, sagt er, ich habe ein Segelboot am Neusiedlersee, bin von der Alten geschieden und das, was von der Pension übrig bleibt, reicht für Speis, Trank und eine dicke Burgenländerin, die herrlich kocht.
    Versoffenes Arschloch, denke ich.
    Ich bin jetzt beim Journaldienst, sagt der andere, ruhiger Job, weißt es ja. Zwei Jahre noch, dann ist der Franzi dankbarer Pensionsempfänger. Franzi wer? Ich weiß es noch immer nicht. Und du?, fragt Tulb, ich habe gehört, du schützt die Welt vor nächtlichem Gelichter. Langweilig, stelle ich mir vor. Oder hast du auch schon Action erlebt? Was zahlen die denn? Wahrscheinlich mehr als der Staat uns gibt. Habe ich Recht? Wir sind ja immer die Idioten. Nächstes Mal, sage ich, bringe ich dir meinen Gehaltszettel mit, wirst staunen, dass ein Mensch mit so wenig Cash überleben kann. Die Mitleidsmasche zieht immer, lass sie überlegen sein und höhnisch auf den armen Hofer-Trottel herabblicken.
    Viel zu tun, sage ich zu Franzi Namenlos. Er weiß sofort, was ich meine. In Zeiten wie diesen meinen alle, die von einem Grazer Polizisten wissen wollen, ob er viel zu tun habe, nur das eine. Franzi Namenlos rollt die Augen und stöhnt. Klar, sagt er, wenn du einen irren Serienkiller in der Stadt hast.
    Schon eine heiße Spur, frage ich. Er zuckt die Schultern. Musst den da drüben fragen, deinen alten Kumpel, den Leimböck, sagt er mit dick aufgetragener Häme und deutet nach vor, mitten in den Kieberersektor hinein. Dort steht er, der Leuchtturm. Er bemerkt mich nicht. Nicht einmal, als ich unmittelbar neben ihm stehe. Da sind Leute, die ich kenne, aber ich mache mir nicht die Mühe, sie zu identifizieren. Es ist nur er, an dem ich interessiert bin, sonst keiner.
    Unten laufen die Spieler ein. Die Rapidler in Grünweiß, wir in Schwarzweiß. Der Pöbel tobt, vor allem die Idioten, die aus Wien angereist gekommen sind. Die Rapidfans waren schon immer die größten Proleten. Aber unsere stehen ihnen um nicht viel nach. Schleimböck brüllt nicht, das hat er nie getan. Aber er beherrscht den weltschrillsten Pfiff mit zwei Fingern. Jetzt steht er neben mir und pfeift wie ein Irrer. Es dröhnt in meinen Ohren und ich hebe die Hände, um sie zuzuhalten. Er muss es aus den Augenwinkeln gesehen haben. Als der Platzsprecher die Vorstellung der Rapidmannschaft beendet hat und Schleimböck vorläufig keine Notwendigkeit zum Pfeifen mehr sieht, nimmt er die Finger aus dem Mund und dreht sich zu mir her. Der Blick ist ein erstaunter. Vielleicht sogar ein verblüffter. Hofer, sagt er und reißt die Augenbrauen in die Höhe. Ja, antworte ich verlegen und mache mich klein, ich bin‘s. Wieder einmal. Ich hab‘s ohne Sturm versucht, aber es geht wohl nicht. Macht irgendwie süchtig, der Klub. Bin halt wieder da. Habe die Ehre!
    Der Leuchtturm dreht sich zu seinem Nachbarn um und rüttelt ihn an der Schulter. He, sagt er, schau wer da ist! Jetzt erkenne ich ihn. Willi Fauler, auch Michelin genannt. Der dicke Spurentechniker. Einer von den Stillen im Paulustor. Könnte ein Superstar sein, wenn er extrovertierter

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