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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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hat, ohne dass ich es bemerkt habe. Vielleicht war er der Teufel und ich bin sein Sohn. Vielleicht tu ich das, was ich tue, weil er mein Vater war und ich es daher einfach tun muss. Es gibt keinen Beweis dafür, nur das Ergebnis meiner Erkenntnisse. Ich sammle sie, Nacht für Nacht, vielleicht werden sie eines Tages ausreichen, um mich zur Wahrheit über meine Person zu führen.
    Wahrscheinlich werde ich sie nie erfahren, und das wird das Teuflische in meinem Leben sein. Die Nächte gehören weiterhin meinen Gedanken, aber der Schlaf raubt mir die Tage nicht mehr. Ich brauche ihn kaum noch. Drei bis vier Stunden reichen aus. Manchmal auch weniger. Das ist wider die menschliche Natur und für mich eine Bestätigung mehr, dass ich mich zu einem anderen Wesen entwickelt habe. Welches ich bin, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, warum ich bin und welche Aufgaben damit verbunden sind.
    Bis zum Anpfiff im Arnold Schwarzenegger-Stadion sind es noch vier Stunden.
    Ich könnte sie mir mit meinem Gast im Keller vertreiben, aber ich entscheide mich dagegen. Er weiß nicht, dass er nur noch eine Aufgabe in seinem miserablen Leben hat, und er soll es auch nicht erfahren, bis es soweit ist. Seine Gegenwart verleitet mich zu einer Geschwätzigkeit, die ich nicht will, deshalb ist es besser, seine Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt zu meiden. Nicht, dass mir die Geschwätzigkeit schaden könnte, sie besteht ja nur zwischen ihm und mir und er wird keine Gelegenheit haben, mein Geschwätz weiterzugeben. Es ist so, weil ich Geschwätzigkeit generell hasse. Bei anderen und vor allem bei mir selbst. Gerade jetzt will ich aber keine Zeit opfern, um mich selbst zu hassen.
    Es ist seltsam, dass das Stadion, in dem meine Mannschaft spielt, nach jenem Mann benannt ist, den ich nicht wegen seiner Muskel-, sondern wegen seiner Willenskraft bewundere. Die Muskeln, für deren Aufbau Arnold Schwarzenegger erstmals seine Willenskraft eingesetzt hat, waren von Beginn an nur Mittel zum Zweck. Er hat sich damit aufgeblasen, wie es ein Kugelfisch tut, der eben noch ein völlig unscheinbares Meereswesen war, plötzlich aber groß und gewaltig ist und von allen bemerkt und beachtet werden will. Den unscheinbaren Gendarmensohn aus einem der hinteren Winkel Europas hätte keiner bemerkt, die eitle Filmwelt schon gar nicht, wenn er sich nicht aufgeblasen hätte. Das hat er getan, viel besser als alle anderen. Aber das war nur der Beginn seines Lebensplanes, der ideale und in seiner Lage einzig mögliche Startschuss zu einem Lauf in eine völlig andere Richtung. Hollywood, dann der kalifornische Gouverneurssessel und am Ende das Weiße Haus.
    Eines Tages wird der mächtigste Mann der Welt Schwarzenegger heißen, davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich bin auch überzeugt davon, dass das Außergewöhnliche, das in ihm steckt, etwas mit dem Ort zu tun hat, in dem er geboren wurde und aufgewachsen ist. Der befindet sich nur wenige Kilometer außerhalb von Graz. Zu meinem Glück. Man könnte fast sagen, dass das Dorf Thal ein Vorort von Graz ist. Vielleicht gibt es einige, die ähnlich empfinden wie ich, im Grunde genommen ist mir das aber völlig egal. Seit mir die Erfolgsgeschichte Schwarzeneggers bewusst wurde, liegt für mich mein Kraftort in Thal. Ich weiß, wo sein Elternhaus steht, aber das Haus ist unbedeutend. Es ist der See, eine ganz bestimmte Stelle am Ufer.
    Aus Zeitungsberichten und Fernsehdokumentationen weiß ich, dass hier die starken Männer von Graz in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts trainiert haben. Eigentlich haben sie nur ihre muskulösen Körper zur Schau gestellt, um die Mädchen anzulocken. Ob sie denen wirklich imponiert haben, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie den 14-jährigen Schwarzenegger damit auf seine Lebensidee gebracht haben. Nach hartnäckigem Betteln ließen sie den Kleinen gnädig mittrainieren. Geräte gab es natürlich keine. Nur die Natur. Die Wiese für Liegestütze, die Bäume für Klimmzüge. Immer wieder, bis alle Muskeln brannten. Die Wiese und die Bäume gibt es heute noch. Und sie sind auch mein Kraftort geworden. Nein, keine Liegestütze und keine Klimmzüge. Ich sitze nur da und lasse den Platz auf mich einwirken. Er stärkt meine Gedanken, gibt mir Entschlusskraft, wenn ich sie gerade suche, und schenkt mir kurzfristig Zufriedenheit und Wohlbefinden.

Am Thalersee, Mittwochvormittag
    Blutwurst mit Sauerkraut und Röstkartoffeln, dazu ein Krügel Gösser. Stefan, der Kellner des

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