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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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in Position begeben. Hanser beginnt sich jetzt zu rühren. Zeit für seinen letzten Auftritt. Ich beuge mich zu seinem Gesicht hinab und sehe wie er die Augen aufschlägt. Sie sind groß und da ist Angst. Natürlich fürchtet er sich. Er soll sich auch fürchten. Das Adrenalin soll noch einmal in ihm zu brodeln beginnen. Aufregung, das wird man später bei der Obduktion feststellen können. Es ist ja auch aufregend, was er vorhat. Der finale Schuss und dann ab ins Jenseits. Das lässt keinen kalt.
    Er versucht etwas zu sagen, aber es wird durch den Knebel nur ein dumpfes Würgen. Ich schenke ihm ein mildes Lächeln, dann hebe ich den Stein und erlöse ihn endgültig von allen Überlegungen. Es ist jetzt so hell geworden, dass mir nur noch ein paar Sekunden bleiben, bevor es für mich zu gefährlich wird. Ich nehme ihm Fesseln und Knebel ab, hebe den wieder schlaff gewordenen Körper hoch und trage ihn die paar Schritte bis zum Beginn des Jungfernsprungfelsens. Dort lass ich ihn einfach fallen. Ich schaue dem Körper nach und sehe, wie er weit unten auf einen Felsvorsprung prallt, weggeschleudert wird und aus meinem Blickfeld verschwindet. Hanser, Ende! Er tut mir nicht Leid, er hat es verdient.
    Höchste Zeit. Ich nehme jetzt das Gewehr und arbeite mich bis zur Plattform hoch. Das Seil ist grün und man sieht es nur, wenn man ganz in seiner Nähe ist. Aber es kommt ja niemand hierher, weil es unten die Absperrung gibt. Ich klettere über den Zaun und dann auf die etwa fünf Meter hohe Felsnase auf der gegenüberliegenden Seite der Plattform. Hier gibt es eine Nische, in der ich bequem Platz habe und von allen Seiten gegen Blicke geschützt bin. Die Ruine und ihr Turm heben sich jetzt klar vom heller werdenden Morgenhimmel ab. Die weißgrüne Steiermarkfahne, eigens für den hohen Gast aufzogen, hängt schlaff vom Mast. Es ist windstill und das macht meine Arbeit als Schütze noch einfacher. Nicht, dass ich ein so großes Ziel wie einen menschlichen Kopf auf diese Entfernung, kaum hundertfünfzig Meter, verfehlen könnte, wenn es windig wäre. Bloß – die Windstille macht aus einer neunundneunzigprozentigen Wahrscheinlichkeit die hundertprozentige Sicherheit.
    Oben, hinter den Zinnen, tauchen die ersten Köpfe auf. Ich kann die Gesichter durch das Zielfernrohr sehen, aber ich erkenne keines davon. Irgendwelche Hofschranzen, die alles für den großen Auftritt der alten Dame vorbereiten. Die Vögel sind wach geworden und machen drüben im Wald, der sich unter der Ruine ausbreitet, einen Höllenlärm. Es ist nicht mehr kalt, nur noch kühl, der Himmel beginnt sich blau einzufärben, kein Wölkchen ist zu sehen. Es wird ein herrlicher Tag. Ziemlich warm. Und ich werde unter meinem Overall bald saftig zu schwitzen beginnen. Gehört dazu. Der Preis für den Erfolg. Bald wird alles vorbei sein, ich kann mir sogar Zeit lassen, wenn ich mich durch den Wald bis Gösting durchschlage, denn die Meute wird sich auf den Jungfernsprung konzentrieren und es wird eine Weile dauern, bis sie die zerschmetterten Hanser-Reste finden. Bis dahin habe ich längst den Overall ausgezogen und mein Auto erreicht, das ich gestern hier abgestellt habe.
    Um halb neun beginnt drüben eine Blaskapelle den Morgenfrieden zu zerstören. Humptata, humtatata, wie ich diese primitiven Radaubrüder hasse. Ich richte das Zielfernrohr dorthin, wo es später gebraucht werden wird. Ich sehe einen Kopf, nehme ihn ins Visier und sage halblaut päng. Sein Besitzer wäre nicht mehr unter uns, wenn ich jetzt abgedrückt hätte. Dann die Fanfaren. Es ist seltsam und es wird auch vielen anderen so gehen. Immer wenn ich Fanfaren höre, steigt in mir die innere Spannung. Fanfaren kündigen etwas Bedeutendes an, sie signalisieren, dass es noch nicht ganz da ist, aber demnächst kommen wird. Meine Nerven sind zwar nicht zum Zerreißen gespannt, aber sie sind angespannter, als es mir lieb ist. Ruhig, Hofer, ganz ruhig. In einigen Minuten ist alles vorbei und dann darfst du den Satz sagen, den du dir schon so lange für diesen Augenblick aufgespart hast. Den großen, den zweitausend Jahre alten Satz.
    Die Fanfaren verstummen und dann geht alles ganz rasch. Ein paar Köpfe tauchen auf, aber es sind die falschen. Endlich habe ich den richtigen im Visier. Ich weiß, dass er lange an dieser Stelle bleiben wird, weil sein Besitzer eine Ansprache hält. Ich lasse mir Zeit und ziele ganz genau. Die Kugel wird über dem linken Auge in die Schläfe einschlagen und sofort tödlich

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