zuadraht
hast dich auf einen Schuldlosen gestürzt, dich mit der dir angeborenen, beamtenhaften Akribie in ihn verkrallt. Gnadenlos, wahrlich gnadenlos, Herr Oberst. Gratuliere nochmals, Herr Oberst. . . war eine Heldentat!
Der Herr Ferdinand gegen den Herrn Ludwig. Ein Kaffeehausklassiker. Nur dass wir hier nicht bei Melange und Topfenstrudel sitzen, mein Lieber. Und von Klasse oder einem Klassiker bist du weit entfernt. Außerdem . . . was heißt denn in den Tod getrieben? Da schau her, der Herr Ober, Auftritt ohne Aufruf, aber gerade recht. Ich war ja wie immer ein bisserl früher zur Stelle als du, mein lieber Herr Ludwig. Da hat sich wenig geändert. Daher hab ich mir erlaubt, zwei Halbe Bier zu bestellen. Dazu Schnapskarten, ungezinkt und original verpackt, damit du auf keine Ideen kommst. Und damit dir auch ohne Ideen das eine oder andere einfällt . . . einen Doppelten vom Klaren, deine absolute Lieblingsmarke, oder?
Da täuschst du dich, mein Lieber. Es war immer ein Seidel Bier, kein Krügerl. Wennst ein Krügerl nicht rasch austrinkst, wird der Saft schal und schmeckt abgestanden. Kein Schaum mehr, nur pissfarbene Brühe. Also nur ein Seidel, und dann noch eines und vielleicht noch eines. Das sind meine. . . absoluten. . . Trinkgewohnheiten. Die Karten, ganz gleich wie damals. Wie lange der Piatnik die Doppeldeutschen wohl schon so macht? Jedenfallsfreut es mich, lieber Sch . . .ah . . . Leimi, dass wir wieder einmal so gemütlich beisammensitzen. Wie hat doch der alte Bockerer gesagt: Ihr Blatt, Herr Rosenblatt! Oh, hab ich vergessen . . . das hörst du wahrscheinlich nicht gerne. Mit den Juden hast du doch früher. . . oder etwa auch jetzt noch?. . . so deine Probleme gehabt. Damals Haider-Wähler, hab ich Recht? Ziemlich weit rechts, der Herr Oberst. Hat der Karriere früher zweifellos gedient, aber jetzt würde ich anfangen, mich neu zu orientieren. Also: Ihr Blatt, Herr Rosenblatt!
Und ich hab schon gedacht, du hättest dich gesteigert. Wenigstens beim Bier. Bist halt doch noch der Alte. Ludwig Hofer, zweiter Sieger. Im echten Leben und beim Zweierschnapsen. Weil das ist das echte Leben, mein Lieber. Drei für dich, drei für mich, eine auf, Herz Zehner, na, Herr Ludwig, hast was in der Hinterhand? Zwei für dich und zwei für mich. Auf geht s. Weißt eh noch, die alte Regel: Was liegt, das pickt. Zurückziehen gibt es nicht. Das ist wie beim Jungfernsprung. Wer springt, ist unterwegs. Oder sollte ich sagen: gesprungen wird?
Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du eine ungute Art hast? Provokant könnte man sagen, wenn sie geistreich wäre. Aber für die Dodeln dort oben im Paulustor reicht‘s allemal. Die ganz Dummen, und davon gibt‘s ja einige, sollst du damit sogar schon beeindruckt haben. Aber andere durchschauen dich. Alles Schall und Rauch. Wenn du damit an den Falschen gerätst, könnte es sein, dass man dir kräftig in die Eier tritt. . . oder dass man dir mit einem. . . Sushi-Messer gar ein Fingerlein ab trennt. Soll doch schon vor gekommen sein, oder? Aber jetzt ist Schluss mit der Blödelei, der Ernst des Schnapsens wartet. Pik Zwanzig.
Zeitung lesen kannst auf jeden Fall. Dafür haben die paar Jahre Keplergymnasium gerade noch gereicht, oder . . .? Pik Zwanziger sagst du. . . sollst leben, da hast an Buben. Gilt schon. Apropos gelten: Die alte Leimböck hat immer mit Zwanzigerfassln gespielt. Spielen s‘ das bei den Nachtwächtern auch so? Mit den Fassln? Wer den Zwanziger oder Vierziger ansagt, stellt das Fassl mit der entsprechenden Farbe neben sich. Damit‘s der andere nachher nicht abstreiten kann. Aber Fassl haben wir da keines . . . dann nehmen wir halt einen . . . ja, was hab ich denn da in meinem Sakko?. . . ja, dann nimm halt den Daumen. Den braucht sowieso keiner mehr. Abheben und ausspielen, und nicht blöd dreinschauen, hoppauf!
Woher hast du . . . warum hast du einen Daumen eingesteckt? Vom letzten Fasching übrig geblieben? Ha! Schaut verdammt echt aus, das Ding. Unglaublich, was die heutzutage alles auf den Markt bringen. Gummidaumen, die wie frisch abgefetzt aussehen. Oder ist er vielleicht sogar echt? Hast ihn von deinem schrulligen Pathologenkumpel ausgeborgt? Nur: Was meinst du damit? Statt dem Fassl. . . keine Ahnung. Leimböck-Humor, krank wie ein Afrikanerdorf im Ebolafieber. Aber das war ja immer schon so. Vielleicht würde die Landeshauptfrau darüber lachen, wenn sie nicht ein Dum-Dum-Loch in der linken Schläfe hätte. Schauen wir einmal. . . eingetragen
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