zuadraht
selbst geschärft, perfekt geschärft. . . lasst mich los, verdammt noch mal, LASST MICH LOS. . . was tut der scheiß Kellner hier, verschwinde, ich habe hier noch eine Arbeit zu erledigen, ein Grinsen muss weggeschnitten werden, ein verdammtes, dreckiges Grinsen. SCHNEIDEN . . . SCHNEIDEN. . . SCHNEIIIIIIIIDEEEENU!
Die Gute, Dienstag, 21. Oktober 2005, Morgenausgabe
Nach Suspendierung: Polizeioberst in Gasthausschlägerei verwickelt!
Zu einem Aufsehen erregenden Zwischenfall kam es Montagabend im Gasthaus Meinhart im Grazer Stadtteil Wenisbuch: Wenige Stunden nachdem der Leiter der Mordkommission, Oberst Ferdinand Leimböck, aufgrund der dramatischen Wende bei den Ermittlungen in der Grazer Mordserie, deren jüngste Opfer die steirische Landeshauptfrau und der Gute-Journalist Martin Hanser wurden, suspendiert worden war, war Leimböck in eine wüste Wirtshausschlägerei verwickelt, die beinahe tödlich geendet hätte.
Lesern der Guten ist die dramatische Wende hinlänglich bekannt: Wie ausführlich berichtet, war seitens der Grazer Polizei bis zuletzt der anerkannte Gute-Journalist Martin Hanser verdächtigt worden, mit den bestialischen Morden an Stadtrat Frank Klausberger, Landesrat Leopold Moser, dem pensionierten Lateinlehrer Lorenz Geier und der steirischen Landeshauptfrau etwas zu tun zu haben. In ihrer Montagausgabe hat die Gute jedoch aufgedeckt, dass Martin Hanser selbst Opfer dieser ungeheuerlichen Verschwörung geworden und ermordet worden war. In einem entlarvenden Brief, den der wahre Mörder, auf dessen Gewissen nunmehr bereits fünf Menschenleben gehen, vergangenes Wochenende an die Gute gesandt hat und den wir einzig und allein aus Gründen der Wahrheitsfindung abgedruckt haben, werden Details offenkundig, die nur der Täter selbst kennen kann. Logische Folge dieses Skandals: Oberst Ferdinand Leimböck, Chef der Mordkommission und Leiter der Sonderkommission „Soko Politis“, wurde wenige Tage nachdem er sich, vermutlich wider besseres Wissen, für die vermeintliche Klärung der Mordserie befördern und einen Orden an die Brust hatte heften lassen, mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.
Leimböck war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dafür aber, wie es scheint, für den 51-jährigen Ludwig H., Mitarbeiter des Grazer Wachdienstes „Aufgepasst“, mit dem sich Leimböck Montagabend im Gasthaus Meinhart in Wenisbuch traf – um mit ihm eine Partie Zweierschnapsen zu spielen, wie Zeugen zu berichten wissen. Walter F. (34), Kellner des Gasthauses, zur Guten : „Die beiden haben das Extrazimmer verlangt, um ungestört zu sein. Wir sind dem Wunsch gerne nachgekommen, weil Herr Leimböck bei uns als Stammgast bestens bekannt ist. Ich bin ein – zweimal drinnen gewesen, um ihnen Bier und Wodka zu bringen, als die zwei auf einmal zu streiten begonnen haben. Worum es gegangen ist, kann ich nicht sagen. Eine Mordsschreierei war es jedenfalls. Als mein Chef und ich und zwei Gäste aus dem Schankraum ins Extrazimmer gekommen sind, ist der andere Herr auf dem Herrn Oberst gekniet und hat versucht, ihm mit einem Messer mit sehr langer Klinge das Gesicht zu zerschneiden. Von uns stammt das Messer mit Sicherheit nicht, das muss einer der beiden mitgebracht haben“, so Walter F. weiter. Und: „Wir sind gerade noch dazwischen gegangen und haben den Tobenden von hinten gepackt.“
Oberst Leimböck kam mit leichten Verletzungen davon, sein Kontrahent Ludwig H. wurde überwältigt, bis zum Eintreffen der alarmierten Uniformierten festgehalten und auf Anweisung des hinzugezogenen Amtsarztes vorübergehend in die Landesnervenklinik eingeliefert, da er sich nicht zu beruhigen schien und unentwegt, so Kellner Walter F., „wirres Zeug geschrieen hat“.
Seitens der Polizeidirektion hieß es Montagabend zu den Vorfällen in Wenisbuch nur knapp: „Es sieht nach einer privaten Angelegenheit von Oberst Leimböck aus. Ansonsten kein Kommentar!“ Auch nicht dazu, wie es nun bei den Ermittlungen der Mordserie weitergehen soll. . .
In den Iden des März 2006
„Wissen Sie, Herr Oberst . . .“,sagte der honorig wirkende Mann um die Fünfzig, graumelierter Haarkranz, onduliert, das Barthaar akkurat auf Linie frisiert, bunt gestreifte Hornbrille und perfekt gewundener Krawattenknopf, der unter dem Revers seines Arztkittels hervorblitzte, Doppelknoten, ein doppelter Windsor, um genau zu sein, der sich vom einfachen und dabei doch schon recht symmetrischen Windsor (im Gegensatz zum asymmetrischen
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