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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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gerade die Fingerabdrücke auf dem Messer mit jenen auf Hansers Haarbürste ab.“
    „Hansers Haarbürste? Woher hast du sie?“, fragte Kurz entgeistert.
    „Jemand hat sie unten beim Zabelnig abgegeben“, sagte ich. „Es gibt außer dir und deinem Doktor Spitzwegerich noch einen dritten Intelligenten in dieser Stadt, der ebenfalls Zeitung liest.“
    Kurz Pupillen wuchsen ums Doppelte an, als er den Kopf hob und mich nun wieder durch das dicke Brillenglas anfunkelte. „Weiß der Kurze Bescheid?“
    „Noch nicht, es ist ein erster Versuch“, entgegnete ich. Der hoffentlich nicht in die Binsen geht. Ich kenne deinen Blick, Kurt, mit dem du mir jetzt sagen willst: Was beweist schon eine Haarbürste, die irgendwer anonym abgegeben hat, und mit der du, Ferri, eine deiner halblegalen Hauruckaktionen starten willst, so wie du es immer gemacht hast, wenn dir der Kurze im Nacken gesessen ist und du einen raschen Erfolg gebraucht hast?, denkt der Kurz jetzt, dachte ich. Dieser Nimm-dich-bloß-in-Acht-ich-warte-auf-deinen-Fehler-Blick. „Sollten sie übereinstimmen, haben wir ein gewichtiges Argument für eine Hausdurchsuchung, um Proben zu ziehen, die auf jeden Fall authentisch sind. Die Kolumne vom Hanser ist bisher unsere einzige echte Spur, vergiss das nicht, Kurt“, setzte ich rasch nach.
    „Natürlich.“ Er ließ sich zurück auf die Heizung fallen. Freihändig.
    Du musst aufpassen, Ferri, fuhr es mir durch den Kopf. Verdammt aufpassen. Der Kurz und der Kurze. Mit beiden ist nicht zu spaßen. Der eine drängt von unten, der andere von oben. Sie dürfen nicht glauben, dass ich mich schon eingeschossen hab auf den Hanser. Und schon gar nicht, dass mir Morde wie dieser durch und durch sympathisch sind. Wie hat Michelin gesagt? Selbstreinigungsprozess. Klausberger und Hanser. Wie die Putzautomaten auf öffentlichen Toiletten, wo der Schwamm die selbstdrehende Klobrille desinfiziert und sich der ganze Dreck ohne Zutun von außen den Kanal hinunterspült. Schwamm Hanser putzt Klobrille Klausberger. Muss ich denn alles wissen, dachte ich weiter, darf man denn nicht bloß knapp dran gewesen sein an der Lösung eines Falles und in aller Ruhe diesen einen seiner Fälle davonschwimmen sehen? Täuschen und tarnen, Ferri. „Wie sieht es mit den Schaulustigen aus, Kurt?“
    Kurz machte ein Hohlkreuz und zog einen kleinen Notizblock aus der gewärmten Gesäßtasche. „Da sind die Kollegen von der Sitte und vom Raub dran. Von den dreiundvierzig Namen scheidet zumindest einmal die Hälfte gleich aus: Ein paar Schüler, die den Unterricht schwänzen wollten, von denen einer gesagt hat, dass ihm sein Professor das schon verzeiht, wenn er für solchen Anschauungsunterricht den Biologietest versäumt; ein paar Pensionisten beim Gassigehen, mit Hund natürlich; zwei, drei Halblahme am Stock; ein Student mit Rollerskater, drei oder vier Frauen, die auf dem Weg zum Einkaufen waren. Die anderen werden genauer überprüft, das läuft noch. Zwei Kollegen sind am Tatort, um zu sehen, wer sich um die Zeit regelmäßig dort unten an der Mur herumtreibt.“ Er legte eine kurze Nachdenkpause ein. „Wie hast du es eigentlich angestellt, Ferri, dem Chef acht Mann Verstärkung rauszureißen?“
    Der liebe Kurze ist ein Hasenfuß, der das Schreckgespenst Misserfolg fürchtet wie der Teufel das Weihwasser und aufsalutiert vor den vernagelten Lackaffen in genagelten Lackschuhen, die er honorige Herr – und Damenschaften der Grazer Gesellschaft nennt, hätte ich gesagt, dachte ich, wärest nicht du, lieber Kurz, der Kurz, der keine Gelegenheit verstreichen lässt, an jedermanns Sesselbeinen zu sägen und an meinen überhaupt. „Der Herr Direktor ist ein Mann mit Umsicht“, sagte ich. „Er hat nicht eine Sekunde gezögert.“ Zumindest einer der beiden Sätze ist nicht gelogen, sagte ich mir, und die Lüge beginnt ja erst, wo die Halbwahrheit ihr Recht verloren hat.
    „Die Sache mit den Weibern mit den prallen Brüsten ist nicht so einfach.“ Stillhofer richtete sich auf und schlug die Beine übereinander. „Die Sekretärin vom Klausberger, eine gewisse Anita Schärff, ist in einen Heulkrampf verfallen. Ich glaub, die ist auch eine von denen. Eine vollbusige Rothaarige mit Pfiff. Viel war gestern aus ihr nicht rauszukriegen, aber sie hat mir versprochen, eine Liste jener Damen anzufertigen, denen der Herr Stadtrat auf Spesen gelegentlich kleine Aufmerksamkeiten hat zukommen lassen. Alles wichtige Geschäftspartnerinnen, wie sie extra betont

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