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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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aufgelauert. Dafür spricht auch, dass das Gitter zur Promenade hin frisch geölt war. Von unbekannt. Und der Täter hat dem Opfer, quasi als Abschiedsgruß, kräftig von hinten in die Eier getreten. Nach der Tat. Erstaunlicherweise finden sich auf der Tatwaffe lupenreine Fingerabdrücke. Wie wir wissen, gehören sie Martin Hanser, dem Starkolumnisten der Guten “
    „Warum erstaunlicherweise?“
    Ich schreckte aus meinen Aufzeichnungen hoch. Der Zwischenrufer war einer der Zielfahnder, ein alter Hase von brillantem Verstand.
    „Danke für den Einwand. Du hast Recht. Wertungen dieser Art haben hier nichts zu suchen. Damit können wir uns befassen, wenn wir mit den Fakten und den resultierenden Deutungen anstehen.“ Ich hielt kurz inne, um mich erneut zu sammeln. „Also, da sind die Fingerabdrücke. Und dann, ach ja, bevor ich es vergesse, das Tokio ist im Übrigen eines der Stammlokale des Martin Hanser, also dann erscheint gestern in der Abendausgabe der Guten diese Kolumne, die die meisten von euch kennen. Ihr bekommt auch davon eine Kopie. Die Kolumne zielt genau darauf ab, dass mit Menschen wie Klausberger etwas geschehen muss.“
    „Das ist es ja wohl auch“, warf einer vom Raub ein. Ein paar lachten kehlig auf.
    „Richtig. Hanser ist seit Samstagfrüh spurlos verschwunden. Da hätte er in der Redaktion auftauchen sollen, ist er aber nicht. Seine Nachbarin will bemerkt haben, dass er Freitagabend vor seinem Haus erwartet und abgeholt worden ist. Von wem, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ist Hanser nicht mit dem Wagen weg, der steht in seiner Garage. Es besteht somit der Verdacht, dass Hanser nicht allein da mit drinnen hängt. Dazu später.“ Ein Blick ins Halbrund der Kollegen verriet mir, dass auch die Sonntagnachmittagsblicke inzwischen in reges kriminalistisches Interesse umgeschlagen waren. „So wie es aussieht, versorgt Hanser, quasi von unterwegs, seinen Chefredakteur weiterhin mit Kolumnen. Jene für morgen, Montag, hat mir der Chefredakteur der Guten heute Mittag, nun ja, ich würde sagen, auf mein eindringliches Bitten hin in Kopie überlassen. Die liegt dann ebenso bei. Und ist in ein paar Stunden auch druckfrisch zu lesen. Inhalt der Kolumne sind die angeblichen Machenschaften von Tourismuslandesrat Leopold Moser. Unser zweites Opfer, wie wir seit ein paar Stunden wissen.“
    „Wie kam die Kolumne zur Zeitung?“, kam es vom Ende des Tisches.
    „Gute Frage, so wie es aussieht, wurde sie in den Redaktionspostkasten vorm Eingang geworfen. Von unbekannt. Die Befragung des Nachtportiers ist noch ausständig. Aber dass es Martin Hanser war, ist nicht sehr wahrscheinlich. Den kennt dort jeder. Es sei denn, in Verkleidung. Es gibt eine Videoüberwachung des Bereiches, aber keine Bänder. Der Chefredakteur der Guten hat zugesagt, das zu ändern. Dennoch sollten wir den Bereich ab sofort überwachen, für einen eventuellen schnellen Zugriff. Aber jetzt zurück zum Moser. Er wurde vor gut vier Stunden von einem Spaziergänger im Park des Schlosses Eggenberg gefunden. Aufgeknüpft auf dem Ast einer mächtigen Eiche. Um den Hals hatte er einen typischen Henkersknoten, das Seil war um den Stamm herum fixiert, mit einem Seemannsknoten, wie unser Kollege Fauler konstatiert hat. Ich glaube, er hat den Begriff Slipsteck verwendet.“ Ein paar nickten beifällig, ganz so, als wollten sie der guten Wahl der Mittel Respekt zollen.
    „Das ist lachhaft.“ Die rauchige Stimme gehörte einem altgedienten Kollegen der Sitte, die Runzeln seiner faltigen Stirn türmten sich auf zur schier unüberwindlichen Kraterlandschaft.
    „Was meinst du mit lachhaft?“, fragte ich.
    „Lachhaft eben“, sagte er und schlug mit den Knöcheln der geballten Faust zweimal kräftig gegen die Tischplatte. „So was machen nur Idioten. Oder Leute, die sich ihrer Sache unglaublich sicher sind und Verwirrung stiften wollen. Ein Knoten auf Slip wird nur benutzt, wenn man will, dass der Knoten rasch und einfach gelöst werden kann. Wer etwas von Knoten versteht, setzt immer den ökonomisch richtigen, versteht ihr? In diesem Fall wäre es wohl einer mit zwei halben Schlägen. Einen Slipsteck würde ich nur wählen, wenn ich es den Leuten, die den Toten bergen müssen, leicht machen will.“
    „Vielleicht wollte der Täter das?“, kam es von links aus der Raubecke. Aus der Raub ecke, dachte ich, weil es mir erst jetzt auffiel, da haben sich die Kollegen doch tatsächlich nach Gruppenzugehörigkeit rund um den Tisch aufgefädelt, als

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