Zurueck ins Glueck
versicherte Victoria ihr. »Sie werden ihr bestes Benehmen an den Tag legen, dafür sorge ich schon.«
»Ich weiß nicht, ob sie inzwischen alle die Wahrheit kennen, Victoria, und...« Samantha kam plötzlich eine viel bedeutsamere Erkenntnis. »Ich habe Cameron seit dem Tag unserer geplatzten Hochzeit nicht mehr gesehen, und ich fürchte, die Begegnung mit ihm könnte ziemlich unangenehm werden. Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe.«
»Aber natürlich tust du das, Liebes. Ich bin ja auch noch da. Du bist mein Gast, und James würde sich ebenfalls freuen, wenn du kommst.«
Samanthas Miene verfinsterte sich. »Über James möchte ich im Moment lieber nicht sprechen«, erwiderte sie kühl. »Ich weiß, er ist dein Sohn, aber zwischen uns gibt es noch einige Dinge zu klären, Gran.«
Victoria fiel der ominöse Brief wieder ein, aber sie hütete sich, ihn zu erwähnen. »Warum bringst du nicht eine Freundin mit?«, schlug sie stattdessen vor.
Samantha dachte einen Moment nach. Sie hatte während der letzten Wochen regelmäßig mit Wendy telefoniert
und konnte sich gut vorstellen, dass ihre Freundin eine Gelegenheit, Paul, den Chauffeur der Judges, wiederzusehen, freudig beim Schopf ergreifen würde. »Die Begegnung mit Cameron wäre eventuell leichter für mich, wenn Wendy dabei wäre«, stimmte sie zu. Wenn sie ohnehin nach Irland zurückkehrte, konnte sie auch gleich versuchen, Ricky dazu zu bewegen, nach Spanien zu fliegen. Sie musste ihm ja nicht sagen, dass Pablo schwer krank war, sondern ihm nur einen kleinen Stoß in die richtige Richtung geben.
»Gut, das wäre also abgemacht«, drang Granny Vics Stimme an ihr Ohr. »Wir sehen uns dann am letzten Samstag im November – in Dunross natürlich.«
»In Ordnung«, erwiderte Samantha.
Victoria hängte gerade ein, als Rose den Raum betrat. Sie musterte ihre Schwiegertochter forschend.
»Ich habe gerade mit Samantha gesprochen, Rose. Sie hat zugesagt, an meiner Party teilzunehmen. Aber ich wüsste doch gerne, warum dir so viel daran gelegen ist.«
Rose lächelte der älteren Frau zu. »Ich dachte, dein Geburtstag wäre die ideale Gelegenheit, sie in den Schoß der Familie zurückzuholen und zu versuchen, den Bruch zwischen uns zu kitten. Wir wollen doch alle diese leidige Angelegenheit endlich aus der Welt schaffen, nicht wahr?«
Wenn sich Rose so zuckersüß gab, führte sie etwas im Schilde; Victoria wusste nur nicht, was. Ein Gutes hatte der Anruf in Spanien jedenfalls gehabt – er hatte sie an den Brief erinnert, von dem James ihr erzählt hatte. Sie beschloss, unbedingt noch mal mit ihrem Sohn darüber zu sprechen.
Samantha brauchte eine Woche, bis sie den Mut aufbrachte, Pablo und Pedro zu beichten, dass sie für ein paar Tage nach Irland fliegen würde. Sie wusste, dass den beiden das gar nicht recht sein würde; sie hatte sich so nahtlos in ihr Leben eingefügt. Samantha kochte und putzte jetzt für sie, obwohl sie sich stets geschworen hatte, niemals Köchin und Dienstmädchen für einen Mann zu spielen. Am meisten staunte sie darüber, wie viel Spaß ihr das alles machte. Ihr früheres Leben erschien ihr nur noch wie eine ferne Erinnerung. Sie liebte den gemächlichen Rhythmus und den einfachen Lebensstil, der in der Casa Garcia gepflegt wurde. Alle drei standen sie früh auf. Pablo sah nach seinen frisch geschnittenen Reben, Pedro kümmerte sich um seine Pferde, Samantha machte im Haus Ordnung und bereitete das Essen vor. Manchmal, wenn ihr Blick auf ihr Bild in einem Spiegel oder einer Fensterscheibe fiel, musste sie angesichts der Veränderung lachen, die mit ihr vorgegangen war. Wenn Wendy und Gillian sie jetzt sehen könnten! Sie hatte angefangen, Brot und Kuchen zu backen und sogar versucht, das Haus etwas wohnlicher zu gestalten – was sie in ihrem Apartment in Dublin stets Wendy überlassen hatte. Samantha hatte Hausarbeit seit jeher verabscheut, und nun hatte sie freiwillig die Rolle eines Hausmütterchens übernommen und fand obendrein Gefallen daran. Sie konnte es selbst kaum glauben.
Als sie den beiden Männern eines Tages beim Lunch eröffnete, dass sie für eine Weile nach Irland zurückkehren müsse, reagierten beide wie erwartet – sichtlich verstimmt.
»Wie lange willst du wegbleiben?«, fragte Pablo.
»Ich weiß es noch nicht – auf keinen Fall lange.«
»Wann kommst du wieder?« Pedro schien es als persönliche Kränkung aufzufassen, dass sie überhaupt fahren wollte.
»So schnell wie möglich«, versicherte sie
Weitere Kostenlose Bücher