Zutritt verboten
völlig ungewiß, die Risiken kaum kalkulierbar.
Auf dem Rückweg zur Wachstube flüsterte Hannibal aufgeregt:
»Großer, ich ahne etwas. Das geht heute noch los. Wahrscheinlich in der Schlafperiode. Ich fühle, daß wir auch dabei sein werden. Wenn nicht, war alles umsonst.«
»Es genügt, wenn Manzo mit seiner Bombe oben ankommt«, murmelte ich. »Einer von uns könnte mit seinen beiden kleinen Handbomben nicht viel ausrichten. Das heißt – die Brut könnte man damit zwar vernichten, nicht aber eine große Stadt.«
»Rechnest du mit einer?«
»Warum nicht. Sie hatten auch auf dem Mond gigantische Untergrundsiedlungen. Wir wissen, daß sich die damalige Marsbevölkerung während des langen Raumkrieges in große Städte unter der planetarischen Oberfläche zurückzog. Das wird wohl jedes Volk so machen. Das Atomzeitalter fordert seinen Tribut.«
»Du solltest TS-19 anfunken«, beschwor er mich. »Wenn Manzo nicht als Transportbegleiter gewählt wird, dann wird er noch nicht einmal etwas erfahren.«
»Abwarten, was weiter geschieht. Umsonst haben wir die sechs Negativen nicht in den Sonderkäfig bringen müssen.«
Nachdem wir wieder eine halbe Stunde in der Wachstube saßen, erschien Uljitschin erneut auf dem Bildschirm. Ein anderer Offizier ließ sich nicht blicken. Das verstärkte das ungute Gefühl in mir.
»Essen, haben Sie die Negativen abgesondert?«
Ich bejahte und bemühte mich, meinem vernarbten Gesicht einen neugierigen Ausdruck zu geben.
»Ich öffne die Stahlpforte neben Ihrer Station. Marschieren Sie mit den Burschen den sichtbar werdenden Gang entlang. Sie kommen in eine große Halle, wo die Untersuchung vorgenommen wird.«
»Ist das die Tür dicht neben unserem Gitter?« fragte ich nervös.
»Ja. Sie wird offen sein. Beeilen Sie sich. Passen Sie scharf auf.«
»Ich auch, Kapitän?« erkundigte sich der Kleine atemlos. Seine Hände zitterten.
»Ja. Sie kommen mit. Ihre Station wird in dieser Schlafperiode von einem anderen Positiven übernommen. Ich brauche Sie bei der Untersuchung als Wache. Alles klar? Noch Fragen?«
»Keine mehr, Kapitän. Wir dürfen doch schießen, wenn die Negativen wild werden?«
»Nur im äußersten Notfall. Die Untersuchung erfordert ihre volle Gesundheit. Die Schocks greifen das Nervensystem schwer an. Richten Sie sich danach.«
Als sich die Bildfläche verdunkelt hatte, lachte der Kleine trocken auf. Es verriet seine Unruhe.
»Ach so! Gesund müssen sie sein. Keine Schocks, äh? Das ist wohl nicht gut für die Zellkerne, die anderswo als Rohmaterial dringend gebraucht werden. Deshalb sind wohl auch die Wachen erforderlich, nicht wahr! Eine Betäubung durch Drogen scheint auch nicht gut zu sein. Ich verstehe, Großer!«
Damit hatte er genau das ausgedrückt, was mir eben aufgefallen war. Ich stand reglos vor der erloschenen Bildfläche. Meine Überlegungen schienen im Zeitlupentempo abzulaufen.
Es war schon seit jeher die Schwäche eines GWA-Schattens gewesen, sich in selbstquälerischen Zweifeln zu verlieren. Leute von unserer Schulung waren erst dann zufrieden, wenn eine bestimmte Sache im Rahmen der Logik eine einwandfreie Lösung gefunden hatte.
Nun bestand die Anweisung, nicht auf die Negativen zu schießen. Hannibals Erklärung schien einwandfrei zu sein. Sie beantwortete auch jene Frage, die mich immer wieder gefoltert hatte.
Warum waren während des vermutbaren Transportes zum Mars positive Wächter erforderlich? Warum wurden die Wilden nicht einfach betäubt und oben von Robotern im wehrlosen Zustand ausgeladen? Bei dieser Maßnahme hätte während der Reise überhaupt nichts geschehen können.
Nun sah es aber so aus, als
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