Zwergenfluch: Roman
Ufer. Nachdem sie angelegt hatten, zerstörte Warlon zur Sicherheit auch dieses Floß, um auszuschließen, dass womöglich ahnungslose Gnome oder Schrate es benutzten, um wieder zur anderen Seite zu gelangen.
»Ich hoffe, dass das die Unsichtbaren eine Zeit lang aufhalten wird«, sagte er. »Aber ich fürchte, es wird sie nicht auf Dauer daran hindern, dieses Ufer zu erreichen. Sie können sich neue Flöße bauen. Krieg steht unseren beiden Völkern bevor.«
»Wir berichten Häuptling«, antwortete Quarrolax. »Feind sein mächtig, Streit zwischen Goblins und Zwergen nicht länger wichtig. Wenn Häuptling beschließen, wir kämpfen zusammen.«
Ohne einen Gruß wandte er sich um und eilte mit seinen Begleitern davon. Immer noch verblüfft über das Angebot, sich der Bedrohung gemeinsam zu stellen, blickte Warlon ihnen nach.
»Auch uns bleibt keine Zeit für eine Rast«, erklärte er, als sie nach einigen Sekunden in einem der Stollen verschwanden. »Wir müssen die Kohleflöze erreichen. Von dort werden wir den Käfig für den Aufstieg benutzen, um so schnell wie möglich Bericht zu erstatten. Ich hoffe nur, dass König Burian dann endlich begreift, wie groß die Gefahr wirklich ist.«
Der Arrest, unter dem Barlok stand, war eine Strafe, wie die meisten Inhaftierten sie sich vermutlich wünschen würden.
Er durfte sein Quartier nicht verlassen, und da er ohnehin keine derartigen Ambitionen hegte, unternahm er auch keinen entsprechenden Versuch. Dass er auch keinen Besuch empfangen durfte, war hingegen nicht viel mehr als ein Witz. Die Palastwachen hatten ihn in den Kasernen abgeliefert und den Befehl des Königs übermittelt. Die Wachposten jedoch, die daraufhin vor dem Eingang seines Quartiers Stellung bezogen, waren die Ersten, die den Kopf hereinstreckten, um ihn mit Fragen zu bestürmen, ihn ihres Bedauerns zu versichern, sich erkundigten, ob sie irgendetwas für ihn tun könnten oder einfach nur ihrer Empörung Luft zu machen.
Nach ihnen kamen andere, da sich die Nachricht von
seinem Arrest wie ein Lauffeuer verbreitete, bis es Barlok schließlich zu bunt wurde, und er die Tür seinerseits von innen verriegelte, um endlich seine Ruhe zu haben.
Noch immer war er zutiefst erbittert. Weder hatte er seine Kompetenzen überschritten noch irgendwelche Intrigen hinter dem Rücken des Königs gesponnen, um diesem zu schaden, ganz im Gegenteil. Er hatte lediglich das getan, was die Vernunft gebot. Wäre es allein nach ihm gegangen, hätte er sogar noch sehr viel umfassendere Maßnahmen ergriffen, hatte aber darauf verzichtet, gerade um sich erst gar nicht dem Verdacht auszusetzen, er wolle die Autorität des Königs unterminieren. Und was war der Dank dafür? Burian hatte ihm trotzdem vorgeworfen, selbst nach dem Thron zu streben, hatte ihn wiederholt in seiner Ehre gekränkt und ihn sogar unter Arrest gestellt.
Viel schlimmer jedoch traf Barlok, dass der König alle ihm vorgetragenen Beweise beiseitegefegt und sich geweigert hatte, sie zu akzeptieren, einfach weil sie nicht in seine Pläne passten und er sie deshalb nicht wahrhaben wollte. Möglicherweise hatte er der Stadtgarde sogar weitere Patrouillengänge untersagt und die Stadttore wieder öffnen lassen. Barlok konnte nur hoffen, dass Tharlia zumindest dort weiterhin jeweils eine ihrer Priesterinnen beließ, damit diese merkte, wenn einer der Dunkelelben im Schutz seiner Unsichtbarkeit die Stadt zu verlassen versuchte. Auf Patrouille würde Tharlia ihre Priesterinnen ohne den Schutz von Gardesoldaten wegen der großen Gefahr wohl kaum allein gehen lassen.
Und das bedeutete, dass eine der unsichtbaren Kreaturen nahezu unbehelligt durch Elan-Dhor streifen und möglicherweise weitere Morde an ahnungslosen Zwergen begehen konnte. Mehr noch: Das Wesen war verletzt und dadurch
geschwächt, aber Burian ließ in seiner Ignoranz die Gelegenheit verstreichen, es zur Strecke zu bringen, und gab ihm stattdessen Gelegenheit, sich zu erholen und seine alte Stärke zurückzuerlangen.
Für Barlok mehr als genug Gründe, seine Verbitterung und seinen Zorn auf den König auch weiterhin zu pflegen.
Erinnerungen an die Vergangenheit stiegen in ihm auf, an eine Zeit, die schon mehr als ein Jahrhundert zurücklag, für ihn aber noch so lebendig war, als wäre alles erst gestern passiert.
Bereits damals war er ein Kriegsheld gewesen, doch wichtiger als das waren die Veränderungen gewesen, die sich zu dieser Zeit gerade in seinem Privatleben vollzogen hatten. Zwei
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