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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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eiserne Geldreserve zu suchen, die sich wie immer in dem Karteikasten befand, in dem Rainer wichtige Telefonnummern aufbewahrte. Dabei fiel sein Blick auf den blickenden Anrufbeantworter und er hörte die eingegangenen Nachrichten ab.
     
    Als er Cengiz Stimme erkannte, stutzte er und griff zum Telefonhörer. Sein Freund nahm nicht ab. Rainer schaute auf die Uhr. Halb eins. Er ließ den Ruf so lange durchläuten, bis das Besetztzeichen ertönte. Keine Resonanz, Rainer war etwas beunruhigt. Cengiz schlief normalerweise direkt neben dem Telefon. Und um diese Zeit war er, wenn er Nachtschicht hatte, eigentlich immer zu Hause. Kurz entschlossen schnappte Rainer sich das Telefonbuch, wählte die Nummer der Kriminalpolizei und ließ sich mit Hauptkommissar Brischinsky verbinden.
    »Esch hier. Tach, Herr Brischinsky. Wissen Sie noch, wer ich bin?«
    »Wer könnte Sie schon vergessen?! Sagen Sie, sind Sie erkältet?«
    »Nein, wieso?«
    »Ich dachte nur. Sie hören sich so an.«
    »Nee, bin ich nicht. Nur etwas verkatert. Herr Brischinsky, heute Morgen war mein Freund Cengiz Kaya bei Ihnen im Präsidium.«
    »Ja?«
    »Nun, er ist nicht zu Hause und ich dachte, vielleicht ist ihm auf der Rückfahrt was passiert. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Herr Esch! Hier ist die Mordkommission, nicht die Verkehrspolizei, klar?«
    »Schon klar. Aber da wir uns doch so gut kennen, dachte ich, dass vielleicht Sie… Ihnen wird man doch Auskunft erteilen, oder?«
    Sein Gesprächspartner schwieg.
    »Herr Brischinsky, sind Sie noch da?«
    »Bin ich.« Der Hauptkommissar zögerte, gab sich dann aber einen Ruck. »Herr Esch, ich dürfte Ihnen das eigentlich nicht sagen, aber Herr Kaya ist bei uns in Gewahrsam. Er wird noch heute dem Haftrichter vorgeführt.«
     
    »Was wird der?«
    »Dem Haftrichter vorgeführt.«
    »Wieso das denn?«, fragte Rainer entgeistert, obwohl er die Antwort ahnte.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Herr Esch.«
    Jetzt war es an Rainer, schweigend nachzudenken.
    Schließlich fragte er: »Herr Brischinsky, kann ich Cengiz besuchen?«
    »Besuchen? Nein. Nur ein Anwalt.«
    »Ich bin doch Jurist. Na ja, fast.«
    »Wenn Sie als Anwalt zugelassen sind, dürfen Sie wiederkommen.«
    »Aber das dauert Jahre. So lange kann Cengiz nicht warten.«
    »Ist das meine Schuld?«
    »Nee, meine.« Und in diesem Moment meinte Rainer das auch so, wie er es sagte, und war fest entschlossen wie nie zuvor, sein Studium wieder aufzunehmen. »Und sonst gibt es keine Ausnahmen?«
    »Doch. Wenn Sie ein Angehöriger wären…«
    »Aber er hat doch keine Angehörigen in Deutschland. Er hat doch eigentlich nur mich. Ich bin quasi sein einziger Angehöriger. Herr Brischinsky«, flehte Esch verzweifelt,
    »bitte lassen Sie mich zu ihm. Er braucht mich. Wirklich.«
    »Hm. Na gut. Dann aber, bevor er in U-Haft kommt.
    Noch ist er in der Haftzelle hier im Präsidium. Wenn Sie sich beeilen…«
    »Bin sofort da.«
    Rainer hatte schon das Haus verlassen, als ihm noch etwas einfiel. Hastig stürmte er die Treppe wieder nach oben und schnappte sich einen Kugelschreiber und ein weißes Blatt Papier, das er gefaltet in seine Jackentasche steckte.
     
    Im Spurt legte er die wenigen Meter von seiner Wohnung zum Polizeipräsidium zurück, wo ihn Hauptkommissar Brischinsky schon in seinem Büro erwartete.
    »Zehn Minuten gebe ich Ihnen. Überzeugen Sie Ihren Freund davon, dass es besser für ihn ist, ein Geständnis abzulegen.
    Und besorgen Sie ihm einen guten Anwalt.«
    »In Arbeit.« Esch klopfte mit der linken Hand auf seine rechte Jackentasche. »Aber was soll er denn gestehen?«, stellte er sich ahnungslos.
    »Das wird er Ihnen schon selbst sagen. Los, kommen Sie.«
    »Wann muss er denn vor den Haftrichter?«, fragte Rainer, als sie Brischinskys Büro verließen.
    »Um drei.«
    Der Polizeibeamte führte Rainer Esch die breite Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Dort gingen sie an der Wache vorbei zu einem schweren Eichenportal, das zu einem angrenzenden Flur führte, an dessen Ende sich eine Stahltür befand. Rechts davor war ein kleines Büro, in dem ein Beamter Zeitung lesend auf Abwechslung wartete. Auf seinem Schreibtisch standen mehrere Monitore, die augenscheinlich
    Überwachungszwecken dienten.
    »Das ist Rainer Esch«, teilte Brischinsky dem anderen Beamten mit. »Lassen Sie ihn bitte für etwa zehn Minuten zu Cengiz Kaya.« Und zu Rainer gewandt, sagte er: »Wenn noch etwas sein sollte, können Sie später noch mal zu mir

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