Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer , Schreiner
Vom Netzwerk:
mehr menschlich wirkten. Jede Emotion schien von der Last seines Alters aufgesogen und auf ewig in dem finsteren Abgrund verschwunden zu sein. Man sah in ihn hinein und sah doch nur sich selbst, wie in einem dunklen, kalten Spiegel. Für einen Moment bedauerte sie Hasdrubal, bedauerte ihn ebenso, wie sie ihn mit einem Mal fürchtete.
    «Wie alt bist du?«
    «Zu alt, Sofia! Zu alt!«
    Der Anflug eines Erschrecken musste auf ihrem Gesicht zu lesen gewesen sein, denn Hasdrubal gab einen Laut von sich, den sie nur Dank des Zuckens seines Mundes als Lachen klassifizieren konnte.
    »Keine Sorge, Mädchen! Dein Geheimnis ist bei mir in Sicherheit!«
    «Aber woher?«
    «In der Pariser Metro habe ich dich beim Vorübergehen berührt – mehr brauche ich nicht, um deine Gedanken zu lesen.«
    »Bist du…?« Sie sah ihn an und brachte es nicht fertig, die Frage zu stellen.
    »Der Magistrat?«, wieder gab Hasdrubal sein Beinahe-Lachen von sich. »Nein!«
    »Was will er von mir, Hasdrubal?« Sofias Stimme war bezwingen und sie legte all ihre Verzweiflung in ihre bittende Frage.
    Statt zu antwortete, legte Hasdrubal ihr in einer tröstenden Geste seine Hand an die Wange. Seine Haut war kalt und fühlte sich leblos an. Eine überraschende Abwechslung zu den warmen Händen von Edward und Xylos. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es an Hasdrubals Alter lag oder daran, dass er lange kein Blut mehr zu sich genommen hatte.
    »Du bist so unschuldig, dass es mich deine Gegenwart beinahe schmerzt, Kind!«
    Sofia begann zu zittern, konnte auch nicht aufhören, als sie sich eine Närrinschalt. Seine plötzliche Zuneigung erschien ihr wie etwas, was sie beinahe vergessen hatte und in seiner Stimme schwang etwas mit, was ihr lange Jahre so vertraut war. Er erinnerte sie an ihren Großvater.
    Hasdrubal beugte sich zu ihr und streifte ihre zitternden Lippen sanft mit den seinen. Es war nur der Hauch eines Kusses, und doch erschien es Sofia, als berühre die zärtliche Liebkosung ihr Herz und ihre Seele.
    »Ich werde für dich da sein!«, versprach er ihr leise und die Zärtlichkeit in seinen vorher so leeren Augen rührte sie. Sie wusste mit einer Sicherheit, die beinahe unheimlich war, dass Hasdrubal sie ohne Probleme beeinflussen und zu seinem Besitz degradieren könnte. Aber er verzichtete auf Spielereien, auf unterschwellig sexuelle Herausforderung und bot ihr seine Freundschaft an.
Aber auch seine Hilfe?
Sofia räusperte sich. »Wann?«
    Hasdrubal sah sie an und Sofia konnte deutlich sehen, wie er sich eine Antwort überlegte, eine Ausflucht.
    »Am Ende!«, meinte er schließlich.
    »Am Ende?! Also lässt auch du mich hier und jetzt alleine?« Sofia nickte zu sich selbst. Damit hatte sie gerechnet. Trotzdem gab ihr seine Antwort einen Stich. Von dem leichtlebigen Xylos hatte sie nichts anderes erwartet und vom finsteren Joel auch nicht. Aber das Edward einfach verschwunden war. Sie küsste und dann ging! Und nun Hasdrubal!
    »Du musst deine Entscheidungen selbst treffen, selbst dein Wissen zusammensuchen. Allein. – Die Königin hat es so verfügt!«
    »Die Königin! Die Königin! Immer die Königin!«, regte sich Sofia auf. »Ich kenne diese Königin nicht! Sie ist nicht meine Königin! Sie hat nicht über mein Leben zu entscheiden! Niemand hat das Recht dazu!«
    »Sie hält sich nur an die Regeln«, meinte er und es klang wie eine Verteidigung.
    »Ja, das tut ihr alle, nicht wahr?« Sofia konnte den hämischen Hohn aus ihrer Stimme nicht ganz verbannen. »Wenn sich alle »nur« an die Regeln halten, wer stellt sie dann auf und wozu?«, fragte sie. Doch sie stellte ihre Frage in die Luft, den Hasdrubal war verschwunden und nur sein letztes Wort »Verzeih!« hing noch einen Moment lang in der Luft.

22
     
    »Lysander ist soweit!« Noctalyus Stimme riss Sofia aus ihren Gedanken und sie folgte dem blonden Vampir die Treppe hinab, durch die Menschenmenge. Die Tür, die er öffnete, war ebenso schwarz und gepolstert, wie die restliche Wand. Sofia hatte sie zuvor nicht bemerkt.
    Der Gang dahinter war kahl, grau und wurde von hellem Neonröhren beleuchtet. Wo die Vampire im Club geprotzt hatten, hatten sie hier gespart. Schließlich öffnete der Vampir die hinterste Tür und machte einen Schritt zur Seite, um Sofia eintreten zu lassen.
    Das ungute Gefühl in ihrem Inneren verdichtete sich, als ihr der Geruch entgegenschlug: Sex und Körperflüssigkeiten. Noctalyus grinste hämisch, als er sah, wie Sofia das Gesicht verzog, aber eintrat.
    Der Raum

Weitere Kostenlose Bücher