Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
Möglichkeiten, festliche Gewänder gekleidet. Auch Edion legt seines an. Sie scheinen noch aus der früheren Zeit, als sie beim alten Volk lebten, zu stammen. Sie sind eng anliegend, fast wie passgenau geschnitten, und schwärzer als die Dunkelheit, die das Dunkelmoor umgibt. An der linken Seite ist das Gewand schulter- und ärmelfrei, damit das Brandmal sichtbar wird. An allen Rändern sind sie rot umnäht. Auf dem Rücken, ebenfalls in rot, ist das Emblem der Dal-ban-Ir aufgestickt, darunter der, so sieht es aus, Name des Duwalfir, der das Gewand trägt.
In der Mitte ist ein auf gut drei Meter erhöhter Platz mit einer Art Podest, an dem eine seltsame Konstruktion steht. Genau daneben der Zeremonienleiter, der zu dem Gewand eine Maske trägt, eine verzerrte Fratze, wie die eines Mannes, der im Kampfesrausch seinem Tode entgegen geht, nicht nur melancholisch, sondern mit einer Spur von Vorfreude. Nachdem, was Cody inzwischen über die Duwalfir weiß, Vorfreude darauf, für die Sicherheit seines Volkes sein Leben lassen zu können. Zu diesem Podest bilden alle weiblichen Duwalfir, in mehreren Reihengedrängt, aber dennoch würdevoll und dem Ritual bis ins letzte Detail folgend, eine Gasse, sicherlich vierzig Meter lang. Um das Podest herum stehen die männlichen Duwalfir in einem unvorstellbar großen Pulk und senken schweigend die Köpfe. Nur einige wenige halten Instrumente. Vor jedem steht auf dem Boden ein dampfender Becher, gefüllt mit dem Trunk, von dem Edion sprach. Dieser betritt nun mit Jugo Cha, der nur noch einen Lendenschutz trägt, die Gasse, Cody und die Anderen warten etwas weiter hinten. Die Duwalfir an den Instrumenten halten die Becher hoch. Die Anderen tun es ihnen gleich. Eine Frau am Anfang der Gasse reicht Edion und Jugo ihre Becher, Jugo einen besonders großen. Auch sie halten diese hoch. Die Trommler trinken zuerst und beginnen ihre Instrumente zu spielen. Ein rhythmisches, fast schon hypnotisch-eintöniges Trommeln. Bumm-Bumm. Bumm-Bumm. Langsam, wie die Ruhe vor dem Sturm, das letzte Innehalten, das angespannte Schlagen eines Herzens vor einem großen Moment. Jetzt sind Jugo und Edion dran zu trinken. Jugo leert seinen Krug mit einem Zug, worauf die Beiden beginnen die Gasse langsam entlang zu schreiten. Beim ersten Schritt trinken, als ob diese Zeremonie bis auf die letzte Bewegung genauestens choreographiert wäre, die Streicher und beginnen gleichsam ihre Instrumente zu benutzen. Ihr ruhiges, dennoch fast schon majestätisches, erhabenes Spiel vereint sich mit dem dumpfen Getrommel. Als Jugo und Edion die Hälfte der Gasse hinter sich haben, setzen die, Cody fällt zum Vergleich nichts anderes ein, Bläser erst zum Trinken, dann zum Spielen an. Es sind zwei verschiedene, aus den toten Bäumen gefertigte Instrumente. Die einen klingen einem Horn nicht unähnlich und setzen mit ihrem basshaltigen Klang wohlplatzierte Akzente. Die Anderen spielen die Melodie der Streicher nach, weitaus höher und zerbrechlicher klingend. Jugo und Edion setzen ihren ersten Schritt auf den Hügel, da setzen die Bläser wieder aus und alle anderen Duwalfir außer demZeremonienmeister trinken. Jilia spürt, wie Jugo Chas Gedanken abschweifen. Das Getränk fängt an zu wirken. Danach setzen die Streicher aus und nur noch das Getrommel ist zu hören als Jugo Cha sich auf das Podest setzt und als einziger seinen Becher abstellt. Die weiblichen Duwalfir schließen die Gasse jetzt.
"Liebe Duwalfir.", spricht der Zeremonienmeister mit ruhiger, wenn auch krächziger Stimme, die Trommler übertönend, "Die Zeremonie der Aufnahme wird heute in der Sprache der Menschen abgehalten, entgegen dem alten Brauch. Wir erhoffen unseren Ahnen damit die Vereinigung mit den Menschen für diese unsere letzte Schlacht aufzeigen zu können. Auch sollen unsere Gäste dem Ritual folgen können. Wie viele von euch schon wissen, werden wir gen Westen ziehen am morgigen Tag. Gen Westen, unserem Untergang durch die Wächter entgegen. Nicht, um Ruhm zu ernten, sondern unseren Ruf rein zu waschen. Nie haben uns die Menschen akzeptiert, nicht als Freunde des alten Volkes, nicht als Verfluchte, als Opfer Talons. In ihren Reihen heißt es, wir seien Monster, wir brächten Durchreisende um. Unser heutiger Neuzugang, dem wir dieses Ritual widmen, wird die Kunde nach Sameria tragen, dass wir seit je her Freunde der Menschen waren, nur die lobenswertensten Ambitionen hatten. Selten konnte einer Aufnahmezeremonie so viel Bedeutung angerechnet
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