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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihre Haare und ergriff dann ein frischgewalktes Fell für einen neuen Überwurf.
»Nimm dir nur soviel Zeit wie du willst«, sagte er und gab ihr einen flüchtigen Kuß.
Sie schickte sich an hinunterzugehen, blieb dann jedoch stehen und drehte sich um. »Dieses Mund auf Mund gefällt mir, Jondalar. Dieser Kuß«, sagte sie.
»Ich hoffe, alles andere wird dir auch gefallen«, sagte er, nachdem sie schon gegangen war.
Er ging in der Höhle umher und betrachtete alles mit neuen Augen. Er prüfte die Wisentlende, drehte den Spieß und bemerkte, daß sie einige Wurzeln in Blätter gewickelt und in die Nähe der Glut gelegt hatte. Dann entdeckte er, daß sie heißen Tee für ihn bereitgestellt hatte. Diese Wurzeln muß sie ausgegraben haben, als ich schwimmen war, dachte er.
Er sah seine Schlaffelle auf der anderen Seite der Feuerstelle, runzelte die Stirn, machte sich dann mit großem Vergnügen daran, sie aufzuheben und hinüberzutragen an die leere Stelle neben Aylas Lager. Nachdem er sie glattgezogen hatte, ging er noch einmal an das Bündel mit seinen Werkzeugen und erinnerte sich an die Donii, die er angefangen hatte zu schnitzen. Er setzte sich auf die Matte, die dafür sorgte, daß seine Schlaffelle nicht mit dem Boden in Berührung kamen, und rollte das in Hirschleder eingewickelte Paket aus.
Eingehend betrachtete er das Stück Mammut-Elfenbein, aus dem er begonnen hatte, eine weibliche Figur herauszuarbeiten, und beschloß, sie zu beenden. Möglich, daß er nicht gerade zu den besten Bildschnitzern gehörte, doch fand er es irgendwie nicht richtig, eine der wichtigsten Zeremonien der Mutter ohne eine Donii auszuführen. Er nahm Meißel und Grabstichel heraus und trug das Elfenbein nach draußen.
Schnitzend, schneidend und kerbend saß er draußen, und da ging ihm auf, daß sein Elfenbein nicht zu einer Figur mit ausladend mütterlichen Attributen wurde, sondern zu der Gestalt einer jungen Frau geriet. Das Haar, das in der Tracht eigentlich jener des alten Donii entsprach, den er verschenkt hatte, also wie ein Wulst, der nicht nur den Hinterkopf bedeckte, sondern auch das Gesicht, erinnerte an Zöpfe – über den ganzen Kopf eng geflochtene Zöpfe, die nur das Gesicht freiließen. Dies Gesicht war leer. Donii wurden nie mit einem Gesicht ausgestattet; wer hätte es schon ausgehalten, das Antlitz der Mutter zu schauen? Wer sollte es auch kennen? Sie war alle Frauen und gar keine.
Er hörte auf zu schnitzen, und ließ, obwohl sie gesagt hatte, sie wolle allein bleiben, den Blick in der Hoffnung, sie zu sehen, flußaufwärts und dann flußabwärts schweifen. Ob es ihm wohl gelang, ihr Wonnen zu bereiten? Nie hatte er an sich gezweifelt, wenn er bei den Sommertreffen aufgerufen worden war, die Riten der Ersten Nacht zu vollziehen; doch dabei hatte es sich immer um junge Frauen gehandelt, die Sitten und Gebräuche kannten und wußten, was sie erwartete. Sie hatten ja ältere Frauen gehabt, die ihnen alles erklärt hatten.
Ob ich wohl versuchen sollte, es zu erklären? Nein, du wüßtest doch nicht, was du sagen solltest, Jondalar. Zeig es ihr einfach. Sie wird dich schon spüren lassen, wenn etwas ihr mißfällt. Daß sie so ehrlich ist, gehört ja zu ihren anziehendsten Eigenschaften.
Wie es wohl sein würde, das Wonnegeschenk der Mutter einer Frau zu zeigen, die mit nichts zurückhielt und auch nichts vorspielte?
Aber warum sollte sie bei den Ersten Wonnen anders sein als die anderen Frauen? Weil sie bei den Ersten Wonnen nicht wie andere Frauen ist. Denn sie ist schon geöffnet worden, unter großen Schmerzen. Und was ist, wenn du es nicht schaffst, daß sie diesen schrecklichen Anfang überwindet? Was, wenn sie außerstande ist, Wonnen zu genießen, was, wenn du es nicht schaffst, daß sie sie empfindet? Wenn es doch bloß eine Möglichkeit gäbe, sie vergessen zu machen! Wenn es mir doch nur gelänge, sie zu mir herüberzuziehen, ihren Widerstand zu überwinden und ihren Geist gefangenzunehmen!
Ihren Geist gefangenzunehmen?
Er blickte auf das Figürchen in seiner Hand, und plötzlich rasten seine Gedanken. Warum gruben sie das Abbild eines Tieres auf eine Waffe oder malten es auf die Heiligen Wände? Um an den ihnen innewohnenden Muttergeist heranzukommen, um ihren Widerstand zu überwinden und ihr Wesen zu erfassen.
Sei doch nicht lächerlich, Jondalar. Auf die Weise nimmst du Aylas Geist nie gefangen. Und es wäre auch nicht richtig, denn niemand stattet eine Donii mit einem Gesicht aus. Menschen wurden nicht

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