Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
wie erstaunlich du bist?«
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
»Wann immer ich dich möchte, bist du bereit für mich. Du hast mich noch nie abgewiesen; dabei ist es doch so, daß ich, je mehr ich dich habe, desto mehr Verlangen nach dir habe.«
»Ist das erstaunlich? Daß ich dich so oft möchte, wie du mich möchtest? Du kennst meinen Körper besser als ich, Jondalar. Du hast mich gelehrt, Wonnen zu empfinden, die ich in mir nicht einmal geahnt habe. Warum sollte ich dich nicht wollen, so oft du mich willst?«
»Aber für die meisten Frauen gibt es immer wieder Zeiten, wo sie nicht in der Stimmung sind oder wo es gerade nicht paßt. Wenn es zum Beispiel draußen auf der Steppe Stein und Bein friert, oder auf dem feuchten Flußufer – obwohl das warme Bett nur ein paar Schritte entfernt ist. Aber du sagst nie nein. Und sagst nie: Warte!«
Sie schloß die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, runzelte sie leicht die Stirn. »Jondalar, so bin ich nun mal erzogen worden. Eine Clan-Frau sagt nie nein. Wenn ein Mann ihr das Zeichen gibt, gleichgültig wo sie ist oder was sie gerade tut, unterbricht sie es eben und kommt seinem Bedürfnis nach. Bei jedem Mann, selbst wenn sie ihn haßt, so wie ich Broud gehaßt habe. Jondalar, du schenkst mir nichts als Freude, nichts als Wonnen. Ich liebe es, wenn du mich willst, jedesmal, egal wo. Wenn du mich begehrst – es gibt keinen Zeitpunkt, da ich nicht für dich bereit wäre. Ich sehne mich immer nach dir. Ich liebe dich.«
Daraufhin riß er sie an sich und hielt sie so fest an sich gedrückt, daß sie kaum atmen konnte. »Ayla, Ayla«, rief er, das Gesicht an ihrer Halsbeuge geborgen, in heiserem Flüsterton. »Ich hatte gedacht, ich würde mich nie verlieben. Alle haben sie eine Frau gefunden, mit der sie sich zusammentun und ein Herdfeuer und eine Familie gründen. Ich jedoch wurde einfach nur älter. Selbst Thonolan hat unterwegs eine Frau gefunden. Das war der Grund, warum wir bei den Sharamudoi blieben. Ich habe viele Frauen gekannt. Ich habe auch viele Frauen gemocht – aber irgend etwas fehlte mir immer. Und ich dachte, es läge an mir. Ich dachte, die Mutter wollte nicht zulassen, daß ich mich verliebte. Ich sah darin meine Bestrafung.«
»Deine Bestrafung? Wofür?« fragte Ayla.
»Für … für etwas, das vor langer Zeit geschah.«
Sie drängte ihn nicht. Auch das gehörte zu ihrer Erziehung.
15
Eine Stimme rief nach ihm, die Stimme seiner Mutter, aber von weit her, unsicher an- und abschwellend durch einen launischen Wind. Jondalar war daheim, und dies Daheim war merkwürdig, vertraut und doch fremd. Er griff neben sich. Der Platz war leer. Hellwach fuhr er hoch.
Als er sich umblickte, erkannte Jondalar Aylas Höhle. Der Windschutz vorm Eingang hatte sich an einer Seite losgerissen und flappte im Wind. Eisige Windstöße fuhren in die kleine Höhle herein; dabei fielen Sonnenstrahlen durch den Eingang und die Öffnung darüber. Rasch stieg Jondalar in die Hose und streifte das Hemd über – da bemerkte er den dampfenden Becher Tee neben der Feuerstelle und daneben einen frischen, entrindeten Zweig.
Er nahm den Becher und trank. Minze war darin – sie wußte, daß er Minze am Morgen besonders gern mochte –, außerdem Kamille und noch etwas, das er nicht genau bestimmen konnte. Der Tee hatte eine rötliche Färbung; Hagebutten vielleicht?
Wie leicht man in alte Gewohnheiten zurückfällt, dachte er. Er hatte immer ein Spiel daraus gemacht zu erraten, was in ihrem Morgentee enthalten war. Er nahm den Zweig zur Hand, zerkaute das eine Ende, um es zu zerfasern und sich die Zähne damit zu reiben, und ging dann nach draußen. Danach spülte er sich den Mund mit einem Schluck Tee aus und begab sich ans Ende des Simses, um sein Wasser abzuschlagen. Er warf den Zweig fort, spuckte den Tee aus, stellte sich dann an den Rand des Simses und sah sinnend dem dampfenden Bogen nach.
Der Wind war nicht stark, und die Morgensonne, die von dem hellen Felsgestein zurückgeworfen wurde, vermittelte den Eindruck von Wärme. Er überquerte die unebene Fläche des vorspringenden Felsens und schaute hinunter zu dem kleinen Fluß. Eisränder bildeten sich, doch strömte das Wasser immer noch brodelnd um die scharfe Biegung herum, die seine allgemein südliche Richtung für ein paar Meilen nach Osten ablenkte, ehe er dann wieder nach Süden weiterfloß. Zu seiner Linken erstreckte sich neben dem Fluß das friedliche Tal; Winnie und Renner grasten in der Nähe. Der Blick
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