Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
werden. Mein Sohn wird bald ein Mann sein!«
»Ist das wahr, Ayla? Erst sieben, und schon mit einer Frau zusammensein? So jung wird dein Sohn schon zu einem Mann werden?« fragte Mamut.
»Nein, so jung nicht. Vielleicht in drei, vier Jahren. Er ist … wie Druwez. Noch kein Mann. Aber die Mutter von Ura hat mich für Ura um Durc gebeten. Auch Ura ist ein Kind von gemischten Geistern. Ura wird bei Brun und Ebra leben. Wenn Durc und Ura alt genug sind, werden sie ein Paar werden.«
Ungläubig starrte Rydag Ayla an. Er verstand zwar nicht in allen Einzelheiten, worum es ging, doch eines schien sicher: Sie hatte einen Sohn, der von gemischten Geistern war wie er und der beim Clan lebte!
»Was ist beim Clan-Treffen vor sieben Jahren geschehen, Ayla?« fragte Mamut. Er wollte das Thema nicht fallenlassen, wo er so nahe daran gewesen war, sich mit Ayla über die Unterweisung zu einigen; dabei hatte sie einige sehr einleuchtende Dinge gesagt, bei denen er gern noch weiter nachgefragt hätte. Er war überzeugt, daß es nicht nur wichtig, sondern um ihrer selbst willen von größter Bedeutung war.
Mit schmerzlich verzerrtem Gesicht schloß Ayla die Augen. »Iza war zu krank, um mitzuziehen. Sie erklärte Brun, ich sei eine Medizinfrau. Brun führte daraufhin eine Zeremonie durch. Sie wies mich an, die Wurzeln zu zerkauen und aus dem Durchgekauten den Trank für die Mog-urs herzustellen. Sagte es mir nur, zeigen konnte sie es mir nicht. Dazu war es viel zu … heilig, um damit zu üben. Die Mog-urs beim Clan-Treffen aber wollten mich nicht, sagten, ich sei schließlich keine ClanFrau. Aber keiner verfügte über dies Wissen, nur Izas Linie. Schließlich sagten sie ja. Iza schärfte mir ein, beim Durchkauen nichts von dem Saft hinunterzuschlucken, sondern ihn in eine Schale zu spucken, doch das konnte ich nicht. Etwas habe ich hinuntergeschluckt. Später war ich verwirrt, bin in die Höhle hinein, folgte den Feuern, fand die Mog-urs. Sie haben mich zwar nicht gesehen, aber Creb wußte Bescheid.«
Wieder packte die Erregung sie, lief sie auf und ab. »Es war dunkel, wie in einem tiefen Loch, und ich fiel.« Sie schob die Schultern zusammen, machte einen Buckel, rieb sich die Arme, als wäre ihr kalt. »Und dann kam Creb, wie du, Mamut, aber mehr. Er … er … nahm mich mit sich.«
Sie schwieg, ging hin und her. Schließlich blieb sie stehen und sprach weiter: »Hinterher war Creb sehr zornig und unglücklich. Und ich war … anders. Ich habe es zwar nie gesagt, aber manchmal denke ich, ich werde dorthin zurückkehren, und dann habe ich … Angst.«
Mamut wartete ab, ob sie fertig wäre. Ihm schwante, was sie durchgemacht hatte. Ihm hatte man gestattet, an einer ClanZeremonie teilzunehmen. Sie verwendeten gewisse Pflanzen auf ganz bestimmte Weise, und er selbst hatte etwas Unergründliches erfahren. Er hatte es versucht, doch war es ihm nicht recht gelungen, das Experiment genauso zu wiederholen, wie es beim ersten Mal verlaufen war … selbst nachdem er Mamut geworden war. Schon wollte er etwas sagen, da ergriff Ayla wieder das Wort:
»Schon manchmal war ich versucht, die Wurzel wegzuwerfen, aber Iza hat mir gesagt, sie ist heilig.«
Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung dessen, was Ayla da gesagt hatte, ihm richtig aufging, doch hätte der Schock dieser Erkenntnis ihn fast aufspringen lassen.
»Soll das heißen, du hast die Wurzel bei dir?« fragte er. Es fiel ihm schwer, seiner Erregung Herr zu werden.
»Als ich fortging, nahm ich den Medizinbeutel mit. Die Wurzel ist in der Tasche, in einem besonderen, roten Beutel.«
»Aber meinst du, ihre Wirkkraft ist noch erhalten? Du sagst, seit deinem Fortgehen vom Clan seien über drei Jahre vergangen. Könnte es nicht sein, daß sie ihre Wirkkraft in dieser Zeit verloren hat?«
»Nein, sie ist auf eine besondere Weise zubereitet. In getrocknetem Zustand hält sich die Wurzel lange. Viele Jahre hindurch.«
»Ayla«, begann der Mamut, bemüht, jetzt nichts Falsches zu sagen, »es könnte geradezu glückverheißend sein, daß du sie noch hast. Du weißt, am besten wird man mit einer Angst fertig, wenn man sich ihr stellt und ihr ins Auge sieht. Wärest du bereit, die Wurzel noch einmal zuzubereiten? Für uns beide allein? Nur für dich und für mich?«
Ein Zittern befiel Ayla angesichts dieser Vorstellung. »Ich weiß nicht, Mamut. Eigentlich möchte ich nicht. Ich habe Angst.«
»Ich meine nicht jetzt gleich«, sagte er. »Erst dann, wenn du eine gewisse Übung besitzt und darauf
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