Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
wäre es ein Name«, sagte Valez. »Er heißt auch so.«
»Haben die Pferde denn auch Namen?« fragte Marlie. »Die Stute heißt Winnie«, sagte Ayla und sprach den Namen
aus, als wieherte sie, woraufhin Winnie das Wiehern erwiderte.
»Die meisten nennen sie einfach Winnie. Der Hengst ist ihr
Sohn. Jondalar hat ihm den Namen Renner gegeben. Das ist ein
Wort aus seiner Sprache und bedeutet jemand, der schnell läuft
und alle anderen schlägt.«
Marlie nickte. Ayla sah die Frau einen Moment eindringlich
an, dann wandte sie sich an Talut. »Mich hat die Arbeit an dem Unterstand für die Pferde sehr mitgenommen. Ich bin ganz erschöpft. Siehst du den großen Baumstamm dort? Ob du ihn
wohl herbringen könntest, damit ich mich draufsetzen kann?« Einen Moment war der große Anführer perplex. Das war doch
sonst ganz und gar nicht ihre Art! Um so etwas würde Ayla nie
bitten, insbesondere nicht mitten in einem Gespräch mit der
Anführerin des gastgebenden Lagers! Wenn jemand etwas
brauchte, sich hinzusetzen, war das Marlie. Und dann ging ihm
ein Licht auf. Selbstverständlich! Wieso hatte er nicht längst
daran gedacht? Er eilte, um den Stamm zu holen.
Ayla nahm darauf Platz. »Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen.
Ich bin redlich müde. Willst du dich nicht zu mir setzen,
Marlie?«
Ein wenig unsicher setzte Marlie sich neben sie. Nach einer
Weile lächelte sie. »Vielen Dank, Ayla. Ich hatte nicht
vorgehabt, so lange hierzubleiben. Woher hast du gewußt, daß
mir schwindlig war?«
»Sie ist eine Heilkundige«, sagte Deegie.
»Eine Ruferin und Heilkundige? Das ist eine ungewöhnliche
Kombination. Kein Wunder, daß das Herdfeuer des Mammut
gleich die Hand auf sie gelegt hat.«
»Ich würde dir gern etwas zubereiten, das du einnehmen
solltest«, sagte Ayla.
»Ich bin schon bei anderen Heilkundigen gewesen, aber
warum solltest du es nicht versuchen? Ich habe nichts dagegen,
Ayla. Doch ehe ich es vergesse, möchte ich dich etwas fragen.
Bist du dir ganz sicher gewesen, daß der Wolf diesem Mann
nichts antun würde?«
Ayla zögerte nur einen Lidschlag lang. »Nein. Ich war mir
nicht sicher. Er ist immer noch sehr jung. Man kann sich nicht immer völlig auf ihn verlassen. Nur dachte ich, ich wäre nahe
genug, ihn aufzuhalten, falls er nicht von selbst aufgehört hätte.« Marlie nickte. »Auch auf Menschen kann man sich nicht
immer völlig verlassen; deshalb würde ich es bei Tieren auch
nicht erwarten. Hättest du etwas anderes gesagt, ich hätte es dir
nicht geglaubt. Chaleg wird sich übrigens beschweren, sobald er
sich von dem Schrecken erholt hat. Er wird die Sache vor den
Rat der Brüder bringen, und die werden sie vor uns bringen.« »Uns?«
»Den Rat der Schwestern«, sagte Tulie. »Die Schwestern sind
bei uns höchste Autorität. Sie stehen Der Mutter näher als die
Brüder.«
»Ich bin froh, hiergewesen zu sein und es mit eigenen Augen
gesehen zu haben. Jetzt brauche ich mir keine Sorgen wegen
widersprüchlicher Berichte machen«, sagte Marlie. Dann
wandte sie den Blick den Pferden und dann Wolf zu. »Es
scheinen ganz normale Tiere zu sein, weder Geister noch
irgendwelche unwirklichen Erscheinungen. Sag mir, was fressen
die Pferde, wenn sie bei dir sind, Ayla? Fressen sie überhaupt?« »Das gleiche wie sonst auch. Wölfe fressen zumeist Fleisch,
entweder roh oder gegart. Er ist wie jeder andere in der Erdhütte
und frißt für gewöhnlich, was er bekommt, sogar Gemüse.
Manchmal jage ich für ihn, aber allmählich wird er richtig gut
darin, Mäuse und kleinere Tiere für sich selbst zu fangen. Die
Pferde fressen Gras und Körner. Eigentlich wollte ich sie
hinüberbringen zu jener Weide auf dem gegenüberliegenden
Ufer und sie eine Zeitlang dort lassen.«
Valez spähte über das Wasser hinüber und sah dann Talut an.
Ayla sah förmlich, wie es in ihm arbeitete. »Es widerstrebt mir
zwar, es zu sagen, Ayla, aber es könnte gefährlich sein, sie allein
dort zu lassen!«
»Warum?« fragte sie plötzlich, einen Hauch von Angst in der
Stimme.
»Wegen der Jäger. Die Pferde sehen doch aus wie alle anderen
Pferde, insbesondere die Stute. Die dunkle Farbe des Hengstes
ist einigermaßen ungewöhnlich, das gebe ich zu. Wir sollten
überall verbreiten, keine braunen Pferde zu töten, insbesondere
dann nicht, wenn sie zutraulich scheinen. Aber die andere … so
wie die sehen doch alle Pferde auf der Steppe aus, und ich
glaube nicht, daß wir von den Leuten erwarten können,
überhaupt keine Pferde mehr zu jagen. Manche Leute
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