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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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freimütig und geradeheraus zu sein, obwohl auch sie ihre Feinheiten hatten. Der Clan verstand sich darauf, sowohl die Körpersprache als auch die Zeichensprache zu deuten. Aus diesem Grund konnte zwar niemand lügen, aber man verstand die Untertöne und man konnte sehr diskret sein.
»Ich habe eine bestimmte Vorstellung für die Verwendung, bin mir jedoch immer noch nicht sicher, ob es klappen wird. Zunächst würde ich den Sitz gerne ausprobieren, und wenn es nicht klappt, ist die Schleiftrage trotzdem so robust und gut verarbeitet, dass ich bestimmt eine andere Verwendung dafür finden werde«, sagte Ayla.
Wenngleich ihre Erklärung seine Frage eigentlich nicht beantwortete, gaben sich die Männer damit zufrieden. Sie nahmen an, dass sie einfach nicht laut über einen Versuch sprechen wollte, der vielleicht schiefging. Niemand kündigt seine Fehlschläge gerne an. Ayla war ziemlich sicher, dass es klappen würde, wusste aber nicht so recht, ob die Erste bereit wäre, die Schleiftrage zu benutzen.
Jondalar setzte sich langsam in Richtung ihres Lagerplatzes in Bewegung, da er wusste, dass ihm die anderen dann folgen würden. Ayla betrat das Gehege, um die Pferde zu beruhigen, nach all der Aufregung, so viele Menschen um sich zu haben, und nickte den Männern kurz zu. Sie tätschelte und streichelte Grau und dachte, was für ein wunderschönes Fohlen sie doch war. Dann sprach sie mit Renner und kraulte ihn an seinen Lieblingsstellen. Pferde sind gesellige Tiere und gern mit Artgenossen oder anderen zusammen, für die sie Zuneigung empfinden. Der Hengst war in einem Alter, in dem er, wenn er bei wilden Pferden lebte, sein Muttertier verlassen und sich einer Junggesellenherde anschließen würde. Aber da Grau und Winnie seine einzigen Pferdegefährten waren, fühlte er sich Grau sehr nahe und war zum Beschützer seiner kleinen Schwester geworden.
Ayla verließ die Umfriedung und näherte sich Winnie, die geduldig mit der Schleiftrage dastand. Als die Frau den Hals des Pferdes umarmte, legte die Stute ihren Kopf auf Aylas Schulter, eine vertraute Geste der Nähe zwischen ihnen beiden. Jondalar hatte der Stute ein Halfter angelegt, da es für ihn leichter war, sie damit zu lenken. Auch Ayla hielt es für besser, das Halfter zu benutzen, wenn die Erste ihr neues Transportmittel ausprobierte. Sie nahm die am Halfter befestigte Führleine und ging in Richtung der Schlafhütte. Unterdessen waren die Männer schon zum Hauptlagerplatz unterwegs, Jondalar sprach in der Hütte mit Zelandoni und hielt Jonayla im Arm, die ganz zufrieden wirkte.
»Sollen wir es versuchen?«, fragte Jondalar.
»Sind alle weg?«, wollte die beleibte Frau wissen.
»Ja, die Männer sind gegangen, und sonst ist niemand im Lager«, erwiderte Ayla.
»Dann erscheint mir der Zeitpunkt so gut wie jeder andere«, meinte die Erste.
Sie traten aus der Hütte, vergewisserten sich noch einmal, dass niemand da war, gingen zu Winnie und stellten sich hinter die Stute.
Plötzlich rief Ayla: »Einen Augenblick noch.« Sie lief zurück in die Sommerhütte, kam mit einem Polster wieder heraus und legte es auf den Sitz, der aus mehreren schmalen, mit kräftigen Riemen fest zusammengezurrten Stämmen bestand. Eine schmale Rückenlehne, senkrecht zum Sitz und auf die gleiche Weise angefertigt, gab dem Polster Halt. Jondalar reichte Ayla das Kind und half Zelandoni dann hinauf.
Doch als die Donier auf die Querstreben der Stufe trat, die sich nur knapp über dem Boden befand, gaben die federnden langen Stangen ein wenig nach, und Winnie machte wegen der Gewichtsveränderung einen Schritt nach vorne. Die Erste wich rasch zurück.
»Das Pferd hat sich bewegt!«, rief sie.
»Ich werde sie festhalten«, versprach Ayla.
Sie trat vor die Stute, um sie zu beruhigen, hielt die Führleine in einer Hand, den Säugling auf dem anderen Arm. Das Pferd schnupperte am Bauch der Kleinen, was sie zum Kichern und ihre Mutter zum Lächeln brachte. Winnie und Jonayla kannten sich gut, das Kind war häufig auf dem Pferd geritten, entweder in den Armen seiner Mutter oder in der Tragedecke auf ihrem Rücken. Jonayla war auch mit Jondalar auf Renner geritten und auf Graus Rücken gesetzt worden, während Jondalar sie festhielt, damit sich die beiden aneinander gewöhnten.
»Versuch es noch mal«, rief Ayla.
Jondalar hielt der Ersten seine Hand als Stütze hin und lächelte ihr aufmunternd zu. Zelandoni war es nicht gewohnt, ermutigt oder gedrängt zu werden. Sonst zählte dies zu ihren Aufgaben,

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