0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
auf und ließ mich sehen. Dann sagte ich sanft und freundlich, aber doch mit einem Unterton der Skepsis: »Rechnet ihr euch eigentlich noch Chancen aus?«
Sie reagierten unterschiedlich. Ryan war wie erstarrt. Er vermochte sich nicht zu rühren. Sein Unterkiefer klappte in maßlosen Erstaunen herunter. Standei wollte nach seiner Waffe greifen, aber eine Bewegung meiner Automatic hinderte ihn daran. Er trat wie ein kleines Kind wütend auf den Teppich.
Lily de Haven machte mir Kopfschmerzen.
Sie fiel mich an, als sei sie eine Tigerin, der man das Junge raubt. Ich konnte sie ja schließlich nicht anschießen, als sie mich ansprang. Ich konnte sie zwar abwehren, aber sie ließ mich kaum zu Atem kommen.
Ryan und Standei witterten ihre Chancen.
Standei schoss, und traf Lily de Haven. Sie stöhnte nur auf und wurde schwer in meinen Armen. Ich zog sie schnell aus der Feuerlinie und barg sie hinter der Tür.
Dann rannte ich in weiser Voraussicht durch das Vorzimmer auf den Korridor.
Meine Rechnung ging auf.
Standei und Ryan hatten sich durch die private Tür abgesetzt und rannten über den Korridor. Sie hatten fast die Treppe erreicht.
»Stehen bleiben!«, rief ich ihnen nach.
Sie befolgten meine Aufforderung nicht, nein, Standei feuerte sogar.
Da schoss ich zurück.
Ryan blieb sofort stehen und hob beide Arme zum Zeichen seiner Aufgabe.
Standei ließ seine Waffe fallen und ging in die Knie. Als ich ihn erreicht hatte, geiferte er mich rasend an. Er hatte auf der ganzen Linie verspielt!
***
Noch in dieser Nacht konnten wir eine erste Bilanz ziehen.
Standei, Ryan und Lily de Haven saßen hinter Gittern. Hinzu kam der bullige Bursche der von seinen eigenen Leuten hatte erschossen werden sollen, dann die vier Ganoven aus dem Wagen, die sich hatten absetzen wollen. Unsere Vernehmungsspezialisten arbeiteten ununterbrochen und spielten die erhaltenen Aussagen gegeneinander aus. Viel Raffinesse brauchten sie bei ihren Fragen nicht anzuwenden, denn die Gangster waren durcheinander und belasteten sich gegenseitig. Sie redeten hemmungslos, deckten Beziehungen auf und versuchten, sich selbst einigermaßen reinzuwaschen.
Gegen Morgen hatten wir dann die Geständnisse auf dem Tisch liegen.
Mein Chef, Mister High, und ich machten uns darüber her. Viel redeten wir nicht miteinander, bis wir den Kram durchgeackert hatten. Dann endlich sahen wir klar.
Standei und seine Gangster hatten den Auftrag übernommen, Climax zu ermorden. Die gefundene Flugkarte hatte ich da schon durchaus richtig gedeutet. Der bullige Bursche, den ich festgesetzt hatte, war zusammen mit zwei anderen Gangstern nach Los Angeles geflogen, um den Mord durchzuführen, Standei gab ohne Weiteres seinen Auftraggeber preis. Er nannte Stan Ryan als den Mann, der den Mord an Climax gewünscht hatte. Aber Ryan leugnete es strickt ab, allerdings mit wenig Überzeugungskraft. Hinzu kam, dass Lily de Haven sich den Aussagen Standeis anschloss. Auch sie bezeichnete Ryan als den Auftraggeber des Mordes.
Noch einmal in die Zange genommen, bestätigte schließlich Ryan, dass er hinter Climax her gewesen sei. Es hatte sich um eine Erpressung gehandelt. Climax wollte sich sehr viel Geld dafür zahlen lassen, dass er nichts über Ryan in das Skandalmagazin brachte. Ryan war zum Schein auf das Angebot eingegangen und hatte sogar die Kaution gestellt. Die Gangster Standeis hatten Climax dann in der bekannten Art und Weise für immer ausgeschaltet.
Anwalt Reak hatte den Safeschlüssel besorgt, kurz nachdem man Climax festgenommen hatte. Das heißt, Climax hatte ihn ihm übergeben mit der Weisung, ihn Ryan auszuliefem, falls er die Kaution stellte. Noch konnten wir uns mit Reak nicht über diesen Fall unterhalten, aber ich war sicher, dass er über diesen Schlüssel stolpern würde.
Das waren die Hintergründe des Mordes.
Climax hatte, wie es unsere Vermutung war, ein kleines Privatgeschäft aufgezogen, wahrscheinlich angeregt von seinem Chef Welton, der das ja im großen Stil betrieben zu haben schien. Ryan hatte dafür gesorgt, dass Climax starb, denn er wollte sich nicht weiter von dem Reporter ausnehmen lassen.
Ryans Bekanntschaft zu Lily de Haven stammte aus früheren Tagen. Sie hatten sich in unserer Stadt wiedergesehen und ihre Freundschaft neu begründet. So waren auch Ryan und Standei miteinander bekannt geworden.
Gegen Morgen war auch-VernonVetra, der Schauspieler, so weit, einigermaßen klare Antworten geben zu können. Sein Fall war an sich eine kleine
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