0035 - Draculas Erbe
er dann die Blutzeichen an die Tür geschrieben haben?«
Zamorra stutzte. Was meinte der Bauer mit diesen Worten?
Blutzeichen an der Tür? Was sollte das bedeuten?
»Warum haben Sie das vorhin nicht erwähnt?«, fragte er den Weinbauer.
»Ich hatte nicht daran gedacht. Die Zeichen auf der Tür habe ich erst entdeckt, als ich mit dem Mädchen losfahren wollte. Ich bin noch einmal abgestiegen und habe mir die Buchstaben angesehen. Sie waren mit Blut geschrieben. Fast frisch. Ein großes P und ein großes D.«
Zamorra wandte sich an den Kommissar aus Bistritz.
»Verstehen Sie das?«, fragte er ihn.
Petescu schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Jedenfalls haben die Buchstaben nichts mit dem Namen der Opfer zu tun. Es muss eine andere Bewandtnis haben.«
»Ich nehme an, dass es das Erkennungszeichen des Dämons ist«, meinte Zamorra. »Aber ich bin mir noch nicht sicher.«
Er war auch noch nicht sicher, als die beiden Beamten aus Bukarest zurückkamen. Sie meldeten, dass das Mädchen Jara bei den Petescus gut untergebracht war. Und sie brachten eine neue Überraschung für Zamorra und Mihail Petescu mit.
»Bevor Jara einschlief, hat sie noch etwas ausgesagt«, meinte der Beamte, der den Wagen gefahren hatte.
Gespannt sah Zamorra auf den Mann. Sein Blick war eine einzige Aufforderung, ihn nicht länger auf die Folter zu spannen.
»Ich bin nicht recht klug daraus geworden«, gab der Beamte Auskunft. »Jedenfalls sagte Jara, dass sie sich geirrt hat. Sie hat uns doch berichtet, was der Dämon gesagt hatte. Aber sie meinte, sie müsse sich da verbessern. Er hat nicht gesagt: ›Ich habe dich vergessen‹, sondern › Wir haben dich vergessen‹.«
»Donnerwetter!«, stieß Zamorra aus. »Sind Sie da ganz sicher, Kommissar?«
»Ja, vollkommen sicher.«
»Das bedeutet nichts anderes, als dass wir es mit mehr als einem Dämon zu tun haben. Er hat also mindestens im Namen von zweien gesprochen. Das macht unsere Aufgabe nicht gerade leichter.«
Zamorra dachte nach.
Dann unterbrach ihn Mihail Petescu in seinen Gedankengängen.
»Verzeihung, Professor. Aber ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich muss die Leichen der Yäntaks vom Tatort abholen lassen. Nach den Berichten bleiben uns keine Untersuchungen mehr zu tun. Ich schicke ein paar Beamte hinaus.«
»Ja, Kommissar«, sagte Zamorra. »Lassen Sie das noch heute Abend erledigen.«
»Und morgen?«, wollte Petescu wissen. »Was sind Ihre Pläne, Professor? Und wie viele Beamte brauchen Sie?«
»Beamte?«, fragte Zamorra zurück. »Nicht einen Einzigen. Ich werde zuerst die Hintergründe erkunden. Das kann ich nur selbst. Und bei dem gefährlichen Spiel mit unheimlichen Dämonen sollten wir kein einziges Leben aufs Spiel setzen. Das ist mehr als ein gewöhnlicher Kriminalfall, Kommissar. Und verstehen Sie bitte, dass es von jetzt an mein eigener Fall ist. Ausschließlich mein eigener Fall. Sie haben mich extra kommen lassen, und Sie sollten die nächsten Schritte getrost mir und meiner Sekretärin überlassen.«
»Wie Sie wollen, Professor«, sagte der Kommissar. Wenn er ehrlich sein wollte, war es ihm auch wesentlich lieber so. Und es war ihm auch sehr viel leichter bei dem Gedanken, dass er nicht gegen die Urkraft dämonischer Wesen antreten sollte.
Er verabschiedete Zamorra und die beiden Beamten aus Bukarest, die gemeinsam mit Zamorra auf das Hotel zugingen, um sich ein Zimmer zu nehmen.
Zamorra grübelte noch eine Stunde lang über die merkwürdigen Buchstaben nach. Ein P. Und ein D.
Wer sollte das entziffern?
Wie viele Worte im Rumänischen begannen mit diesen Buchstaben?
Er wusste es nicht. Und er ahnte noch nicht, wie einfach die Lösung war.
Auf welch schreckliche Weise er die Bedeutung der beiden Buchstaben kennen lernen sollte, konnte er ebenfalls nicht wissen.
Endlich fand er die lang verdiente Ruhe und schlief ein.
***
Die nächste böse Überraschung ließ nicht lange auf sich warten.
Zamorra saß mit Nicole Duval beim Frühstück.
Der Professor machte seiner Sekretärin gerade ein Kompliment.
»Hübsch, das blaue Kostüm«, sagte er. »Und Sie sind bezaubernd wie immer. Aber gleich nach dem Frühstück werden Sie auf Ihr Zimmer gehen und sich umziehen, Nicole.«
Das Mädchen steckte ein Stück Brötchen in den Mund und kaute mit vollen Wangen.
Zamorra musste ihre Worte mehr erraten, als er sie verstehen konnte.
»Ich?«, fragte Nicole. »Umziehen? Wo Sie doch sagen, das Kostüm sei schick?«
»Ist es auch«, sagte
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