005 - Gekauftes Glück
ist Megan."
„Megan", murmelte er und klang dabei, als sei der Klang des Namens ein Gebet, das ein Wunder herbeiführen könne.
Auch sie verharrte wie gebannt, während sie Mr. Sinclair weiterhin in die Augen schaute. „O'Brien", flüsterte sie schließlich.
„Megan O'Brien. Ein schöner Name, macushla, und wer sind ..."
„Patrick!" rief eine tiefe Männerstimme am Ende des Flures. „Ich hatte mich schon gefragt, ob du bereits fertig bist."
Er und Miss O'Brien drehten sich um und sahen den Herzog auf sich zukommen. Aus der entzückten Trance gerissen, ließ Patrick die Hand los, die er so lange festgehalten hatte.
„Ah, ich sehe, ihr habt euch bereits kennengelernt", sagte Brett, sobald er bei Miss O'Brien und dem Freund war. Da beide schwiegen, schaute er jeden rasch an und fuhr dann fort: „Hm ... muß ich euch miteinander bekannt machen, oder ...?"
„Oh, nein, nein", versicherte Patrick. „Miss O'Brien hat mir soeben ihren Namen gesagt. Obwohl, nach genauerer Überlegung meine ich, es sei vielleicht hilfreich zu erfahren,
wie du ihre Bekanntschaft gemacht hast." Nun schaute Patrick fragend den Freund an. Ihm war soeben der Gedanke gekommen, daß Brett einen gewissen Ruf besaß, wenn es darum ging, schöne Frauen in seinen Kreis einzuladen, und, was noch wichtiger war, in sein Bett. Und die Vorstellung, die neben ihm stehende Schönheit könne sehr gut eine der Kandidatinnen sein, die Lady Pamela in der Zuneigung des Herzogs ersetzen sollten, behagte ihm ganz und gar nicht.
„Nun, zufällig ist Miss O'Brien die Gesellschafterin des Mündels, das ich neuerdings habe", sagte Brett. „Du entsinnst dich doch, Patrick, nicht wahr?"
„Oh, ja, natürlich", antwortete Patrick enthusiastisch. Das Mündel! Wie hatte er das arme Mädchen und die Verwicklungen, in die der Herzog sich gebracht hatte, vergessen können! Nun, um so besser! Zumindest war es nicht Miss O'Brien, die in den Schuhen der unglücklichen jungen Dame steckte.
„Aber Sie sind ja nicht zum Dinner umgekleidet, Miss O'Brien", sagte Brett. „Sie hatten doch nicht vor, durch Abwesenheit zu glänzen? Ich dachte, ich hätte, nachdem Sie schon beim Lunch nicht anwesend waren, deutlich zum Ausdruck gebracht, daß Sie sich gern unter die Gäste mischen können."
„Wie?" fragte sie und zuckte zusammen, denn sie hatte wieder hingerissen die männliche Erscheinung des neben ihr stehenden hochgewachsenen Mannes angeschaut. „Oh, verzeihen Sie, Euer Gnaden", murmelte sie. „Ja, natürlich komme ich zum Dinner." Es war geradezu ein erdbebenartiges Ereignis. „Und wenn Sie mich nun entschuldigen würden ..." Sie schaute erst Mr. Sinclair, dann den Herzog an.
„Ich muß mich sputen, oder ich verspäte mich." Und nach einem für den Duke of Ravensford bestimmten Nicken und einem herzlichen Lächeln für Mr. Sinclair hastete sie den Korridor zu ihrem Zimmer hinunter.
15. KAPITEL
Prüfend betrachtete Ashleigh, während sie und Megan den Salon betraten, die gertenschlanke Gestalt der Freundin. Nie hatte sie Megan schöner gesehen.
Unwillkürlich fragte sie sich, was geschehen sein mochte. Nach dem Betreten von Ashleighs Zimmer hatte Megan, die eine von Madame Gautiers hinreißendsten Kreationen trug, sich kaum zu einer Erklärung herabgelassen. Nachdem Ashleigh sie gefragt hatte, warum sie diese plötzliche Kehrtwendung gemacht habe und entgegen ihrer ursprünglichen Absicht nun doch am Dinner teilnehmen wolle, hatte die Rothaarige nur rätselhaft gelächelt und geantwortet: „Es ist höchste Zeit, daß wir nach unten gehen. Aber ich verspreche dir, sobald wir da sind, wirst du die Antwort auf diese Frage sofort erhalten, das heißt, wenn du, wovon ich überzeugt bin, in der Lage bist, zwei und zwei zusammenzuzählen."
Während Ashleigh sich nun mit der Freundin zu der Schar elegant gekleideter Damen und Herren gesellte, die sich in dem riesigen Raum befanden, sah sie, daß Megan den Blick umherschweifen ließ, als suche sie etwas. Doch als sie die Freundin fragen wollte, was sie suche, vernahm sie eine vertraute Stimme.
„Nun, falls ich je Zweifel am Gegenwert hatte, den ich für die ungeheure Summe erhalte, die von der französischen Schneiderin für ihre Dienste verlangt wurde, dann sind sie heute abend gründlich ausgeräumt worden", sagte Brett beim Näherkommen. „Sie beide sehen absolut überwältigend aus. Ich hoffe, daß ich der erste bin, der Ihnen das sagt, aber angesichts der Köpfe, die sich bei Ihrem Eintritt zu Ihnen
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