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0064 - Im Zeit-Gefängnis

Titel: 0064 - Im Zeit-Gefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Hundertstelsekunde aus. Wenn das Schiff vierhundert Kilometer hoch steht, benötigt der Strahl genau eine Minute und vierzig Sekunden, um die Oberfläche zu erreichen. Und dann bleibt er - umgerechnet - zwölf Minuten stehen. Zwölf Minuten sind für die Druuf exakt eine Hundertstelsekunde. Wenn mich meine Vermutung nicht trügt, werden wir den Strahl erlöschen sehen. Wir müssen darauf achten. Denn wenn es geschieht, wissen wir, daß auch die Lichtgeschwindigkeit der Zeitdehnung unterliegt. Der Prozeß des Erlöschens wird oben beginnen und sich dann mit einer Sekundengeschwindigkeit von vier Kilometern nach unten hin fortsetzen."
    „Es ist völlig unglaublich", warf Steiner dazwischen und fügte hinzu: „Aber es ist logisch - trotzdem!"
    Rous sagte nachdenklich: „Aber es wäre ein Fehlschluß, nun annehmen zu wollen, wir könnten in jedem Fall einem Strahlbeschuß ausweichen. Wir hatten Glück, weil wir den Standort wechselten. Stünden wir jetzt noch dort bei dem Galgenbaum, so wären wir rettungslos verloren gewesen. Auch wenn der Lichtstrahl mit nur vier Sekundenkilometern auf uns zukriecht, so sehen wir ihn erst dann, wenn er uns erreicht. Praktisch bedeutet es also bei direktem Beschuß keinen Unterschied, ob der Lichtstrahl mit vier oder mit dreihunderttausend Kilometern in der Sekunde auf uns zueilt."
    Steiner sah hinauf in den wolkenbedeckten Himmel.
    „Und wenn sie ihre Zielgeräte jetzt neu einstellen?" Rous schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, Steiner. Daran habe ich auch schon gedacht. Aber hier droht uns keine Gefahr. Glauben Sie, die Druuf werden ihre Artgenossen töten? Sie werden es kaum wagen, eine ihrer Siedlungen zu zerstören."
    Ragow, der vor einem der bewegungslosen Druuf gehockt hatte, richtete sich wieder auf. In seinem Gesicht stand ein fragender Ausdruck.
    „Ich verstehe das nicht", stellte er abschließend fest und erhob sich. „Sie haben Raumschiffe und Energiestrahler, aber sie hausen in Höhlen. Wie reimt sich das zusammen?"
    Doch Rous war auch diesmal nicht um eine Antwort verlegen.
    „Denken Sie nur hundert Jahre zurück, Ragow. Wie sah es damals auf der Erde aus? Die Vorfahren von Josua lebten damals vielleicht noch im afrikanischen Urwald und waren froh, wenn sie mit Hilfe eines Speeres einen Löwen erlegen konnten. Gleichzeitig aber wurde auf der ändern Seite der Erde an der ersten Atombombe gearbeitet. Wenn es schon zwischen den Bewohnern eines einzigen Planeten derartige Unterschiede in technischer und kultureller Hinsicht gab, wie groß können diese Unterschiede erst werden, wenn die gleiche Spezies ganze Sonnensysteme bevölkert..."
    Ragow nickte langsam.
    „Sie haben natürlich recht, Leutnant. Man soll niemals voreilige Schlüsse ziehen und dabei die eigene Geschichte vergessen. Sie sind also überzeugt, daß diese Raupen die vorherrschenden Intelligenzen der fremden Zeitebene sind?"
    „Wir können es nur vermuten, Ragow. Wissen werden wir es erst dann, wenn wir zum erstenmal den Druuf gegenüberstehen. Ich muß aber gestehen, daß ich dieser ersten Begegnung mit einigem Unbehagen entgegensehe." Noir zeigte in den Himmel. „Das Kameraschiff kommt nicht näher. Es bleibt stehen!"
    „Es ist nur dem Energieschuß ausgewichen", vermutete Harras. Er fuhr sich über die Stirn, dann fügte er nachdenklich hinzu: „Es müßte doch einfach sein, hinaufzufliegen und den Kahn abzuschießen."
    Rous warf ihm einen schnellen Blick zu.
    „Sind Sie verrückt?"
    „Wieso? Wir wurden angegriffen. Es ist unser Recht, uns zu verteidigen. Wer weiß, wie lange wir auf dieser Welt zubringen müssen. Ich habe keine Lust, ständig vor diesen Schleichern davonzulaufen."
    „Harras hat unbedingt recht!" sagte Steiner. Noir und Josua nickten einmütig. Auch Ragow machte kein ablehnendes Gesicht.
    „Hm." Rous sah sich überstimmt. „Ganz so einfach, wie Harras sich das vorstellt, wird es kaum sein. Wir wollen nicht vergessen, daß die Druuf uns sehen können und..."
    „Sie können uns nur solange sehen, wie das Kameraschiff existiert. Wenn es ausfällt, dauert es ewig lange, bis sie einen Ersatz schaffen." Harras schien von seiner Idee besessen. „Ich nehme den Handstrahler und schmelze die Kameras weg. Dann versuche ich, das Schiff selbst so zu beschädigen, daß es abstürzt."
    Rous sah hinauf in den Himmel.
    „Dort - seht!" rief er plötzlich. „Der Energiestrahl! Er erlischt!"
    Von oben herab lief der Prozeß ungemein schnell und doch relativ langsam ab. Zum erstenmal

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