0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf
zuckte zur Kehle, verkrampfte sich, so als wolle sie sich selbst erwürgen.
Einige Blutstropfen fielen schwer zu Boden, wo sie gierig von dem dicken Teppich aufgesogen wurden.
Zamorra wurde bewußt, daß die Frau nur noch sehr wenig Überlebenschancen hatte, dennoch mußte er alles daran setzen, die Millionärswitwe zu retten.
Er handelte wie ein Computer.
Mit sanfter Gewalt drückte er Mrs. Warner in den Stuhl.
»Haben Sie vielleicht ein Serum im Haus?« erkundigte er sich hastig, während er bereits den Ärmel seines Hemdes abriß.
Betty Warner wollte irgend etwas erwidern, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Nur ein heiseres Röcheln drang aus ihrer Kehle.
Sie starrte Zamorra flehend an. Es dauerte etwas, ehe sie schwach den Kopf schüttelte.
Zamorra biß die Zähne zusammen. Er mußte zusehen, wie die Frau unter seinen Händen starb. Trotzdem schnitt er mit einem Messer, das ihm Bill blitzschnell gebracht und in die Hand gedrückt hatte, die Wunde auf. Nicole brachte unterdessen ein reines Geschirrtuch. Die rasche Handlungsweise demonstrierte wieder einmal, wie gut das Team aufeinander eingespielt war.
Nicole Duval stand blaß, aber gefaßt hinter ihrem Chef, blickte ihm bei der Notoperation über die Schulter.
Die Stelle, wo die Mamba zugebissen und ihr Gift abgegeben hatte, war bereits blutrot und geschwollen. Binnen kurzer Zeit schwoll der ganze Arm an, wurde blau.
Bill Fleming mußte Betty Warner festhalten. Sie wimmerte vor Schmerzen, ihr Körper verkrampfte sich. Die lähmende Wirkung des tödlichen Giftes machte sich immer stärker bemerkbar.
Der kalte Schweiß trat Zamorra auf die Stirn, während er die Wundränder zusammenpreßte, um noch zu retten, was zu retten war.
Wie aus weiter Ferne drang Nicoles Stimme an sein Ohr, die bereits mit Dr. Frederick Rosen, den Hausarzt der Warners, sprach. Er versprach sofort mit dem Helicopter anzufliegen.
Der Parapsychologe hatte kaum noch Hoffnung, als er den Hemdstreifen als Notverband um die Wunde schlang. Dann wickelte er noch das Geschirrtuch darüber.
»Bill, wir bringen sie nach oben«, sagte er hastig.
Als er sich umwandte, blickte er in Elmar Warners verschrecktes Gesicht.
»Wird sie durchkommen?« hauchte er. Jedes Wort kostete ihn sichtlich Überwindung. Sie huschten nur stockend zwischen den zusammengekniffenen Lippen hervor.
Professor Zamorra sagte rauh: »Es liegt in Gottes Hand!« Der Unterton in seiner Stimme verriet Elmar die Aussichtslosigkeit.
Daß Elmar Warner zu schluchzen begann, sah Zamorra bereits nicht mehr. Er und Bill trugen die Verletzte behutsam in ihr Zimmer.
Der Amerikaner holte ein Glas, füllte es mit frischem, klarem Wasser, um die Lippen der Sterbenden zu benetzen.
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Lähmung auch das Herz erreicht hatte. Noch bevor das Geknatter des Helicopters, der den rettenden Arzt brachte, hörbar wurde, versagte Betty Warners Atem.
Sie war tot!
Hinter Zamorra und Bill war Harold getreten. Er lachte wirr, als er seine Mutter reglos auf dem Bett liegen sah. Seine Züge schienen verklärt. Er war high, darüber bestand kein Zweifel. Er konnte im derzeitigen Zustand nichts begreifen. Er schwebte selig in rosaroten Wolken dahin.
Elmar Warner riß seinen Bruder zurück. Immer wieder schlug er in die grinsende Fratze des Gammlers.
***
Dr. Frederick Rosen unterschrieb schwungvoll den Totenschein für Elizabeth Warner.
»Sie haben wirklich gekonnt ›Erste Hilfe‹ geleistet, Professor. Aber das Gift war schneller. Kein Mensch auf der ganzen Welt hätte die Frau retten können!« sagte der sympathische Arzt seinem Gegenüber. Zamorra machte sich Vorwürfe. Rosen war ein guter Menschenkenner. Er konnte sich denken, was Zamorra plagte.
Er blickte kurz über den Rand seiner Brille hinweg. Er sah die scharf geschnittenen Gesichtszüge eines Mannes in den besten Jahren, die Entschlossenheit nicht ohne einen Zug von Enttäuschung und Wut, ausstrahlten.
»Es ist ein Leichtsinn, nicht die entsprechenden Gegengifte für diverse Schlangen, die auf dieser gottverdammten Insel herumfleuchen, im Haus zu haben!« Rosen hielt die quälende Stille nicht mehr aus. Er mußte einfach etwas reden.
»Ja, das ist es wohl!« Der Parapsychologe hob den Kopf. Er starrte einige Augenblicke gedankenverloren zur Decke, dann fragte er:
»Glauben Sie an Hexen, Doc?«
Die Frage kam so unerwartet, daß Rosen grinsen mußte.
»Das war mehr als eine Antwort.«
»Als Arzt darf ich nicht daran glauben, aber es muß
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