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0076 - Bills Hinrichtung

0076 - Bills Hinrichtung

Titel: 0076 - Bills Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so etwas war – schlug mit beiden Händen so lange dagegen, daß sie einen Klumpen bildete und schaute Henry Onedin fragend an.
    Der Alte war jetzt in seinem Element. Von Müdigkeit spürten wir nichts mehr.
    Er gab seine Anweisungen. Henry erklärte genau, wie Saulus den Kopf zu modellieren hatte.
    Ich konnte nur staunen. Unter den geschickten Fingern des Mannes entstand ein Schädel, der wirklich echt aussah, so echt sogar, daß man ihn von dem Original kaum unterscheiden konnte. Mit einem kleinen Messer und mit dem langen Fingernagel ritzte er Falten, Furchen und Augenhöhlen ein. Er modellierte einen schmalen Mund, zynisch verzogen, mit lappigen Lippen. Sogar die Augenbrauen machte er nach. Dazu griff er in seinen Karton und holte einige Stoffflusen hervor, die er so anbrachte und zurechtzupfte, daß sie von echten Brauen kaum zu unterscheiden waren.
    »Gut?« fragte er und hielt sein Meisterwerk hoch.
    »Fantastisch«, erwiderte ich.
    Suko nickte.
    Dann betrat Sarah das Zimmer. Sie hielt ein Tablett in der Hand. In vier Tassen dampfte heißer Kaffee.
    Sarah Onedin hätte uns wirklich keinen größeren Gefallen tun können. Denn auch in mir kroch die Müdigkeit wie schleichendes Gift hoch. Schon allein der Duft ließ das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen.
    Wir tranken alle.
    Sarah Onedin sah wohl, welch einen Gefallen sie uns mit ihrem Kaffee getan hatte und sagte: »Ich koche noch eine Kanne.«
    Den Vorschlag nahmen wir dankbar an.
    Saulus aber begab sich wieder an die Arbeit, nachdem er die Tasse in einem Zug geleert hatte. Das glühendheiße Zeug schlürfte er hinunter, als hätte er keinen Magen. Vielleicht bestand er aus Blech.
    Aus seinem Pappkoffer nahm er einen Blechkasten. Er klappte die beiden Seiten auf, und wir sahen zahlreiche kleine Farbtöpfe und Tiegel.
    Jetzt bekam das Gesicht die richtige Farbe.
    Auch hier war er ein Meister seines Fachs. Old Henry gab die Anweisungen, und Saulus führte sie exakt aus. Dabei sang er ein schwermütiges Lied, und eine halbe Stunde später – draußen graute längst der Morgen – hatte er auch dies geschafft.
    Stolz hielt er den Kopf mit dem nachgebildeten Halsstumpf hoch.
    Wir waren begeistert.
    »Fehlen nur noch die Haare«, sagte Henry.
    Auch da wußte Saulus eine Lösung. Wieder kramte er in seinem Koffer herum und holte eine Perücke hervor. Sie war dunkel, doch durch Puder wurde sie grau. Saulus wußte sich zu helfen. Er klebte sie fest und steckte anschließend noch einen Busch bunter Federn in den Schädel.
    Fertig!
    »So müßte es gehen«, sagte Henry Onedin. »Wenn Sie ihn tragen, seien Sie vorsichtig«, bat mich der Alte. »Normalerweise hätten wir den Kopf noch brennen müssen, doch dazu fehlt uns die Zeit. Es muß auch so gehen.«
    Ich nickte.
    Noch einmal bedankten wir uns bei Saulus Cubillas. Er war wirklich ein Künstler.
    Der Mann freute sich. Die Scheine knisterten in seiner Tasche, und er verschwand. Er gab Sarah die Tür in die Hand. Frischer Kaffee duftete.
    Ich trank noch zwei Tassen von dem starken Muntermacher. Sarah hatte inzwischen im Krankenhaus angerufen, in das ihr Mann gebracht worden war.
    Ray ging es gut.
    Wir freuten uns alle.
    Sarah Onedin besorgte uns einen kleinen Koffer, in den der Kopf haargenau hineinpaßte.
    Ich spürte ein Würgen im Hals, als wir die Treppe hinunterstiegen. Hoffentlich fiel der Magier auf unseren Bluff herein. Wenn nicht, war mein alter Freund Bill Conolly verloren…
    ***
    Bill Conolly wußte nicht, ob es Tag oder Nacht war. Hier schien die Zeit stillzustehen; es gab nicht den Wechsel von Tag und Nacht, den er von der Erde gewohnt war.
    Kein Aufhellen, keine Dunkelheit, – alles blieb gleich. Eine schreckliche Monotonie.
    Und Bill war auf seinem winzigen Eiland gefangen.
    Obwohl er sich von den Fesseln hatte befreien können, waren die Chancen doch nicht größer geworden. Als einzigen Vorteil registrierte er die Bewegung, die er hatte, so daß sein Kreislauf immer in Ordnung blieb.
    Der Reporter zermarterte sich das Gehirn, wie er von dieser Felseninsel in einem unbekannten Meer herunterkommen sollte. Schwimmen war nicht drin. Die die Insel umgebende Flüssigkeit konnte man beim besten Willen nicht als Wasser einstufen, sie war dickflüssig wie Quecksilber und sah auch so aus.
    Und Quecksilber war giftig…
    Hinzu kam noch dieser gefährliche Raubfisch, der in dieser unbekannten See sein Revier hatte. Bill erinnerte sich noch deutlich an die nadelspitzen Reißer, und ihm rann ein Schauer über

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