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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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blinzeln konnte, trat Ronin Dante mit dem Fuß in die Rippen und schleuderte ihn so durch den halben Raum.
    Heather feuerte noch zwei Kugeln ab. Ein schmerzverzerrtes Ächzen verriet ihr, dass zumindest eine getroffen hatte. Sie lief an der Wand entlang, die Pistole mit beiden Händen krampfhaft umklammernd. Langsam kam sie Dante näher.
    Dante hustete und spuckte.
    Stille.
    Heather ließ die Achtunddreißiger sinken. Ronin war fort. Sie atmete die nach Blut und Wachs riechende Luft ein und stieg über Etienne hinweg, der wie eine Lumpenpuppe auf dem Boden lag.
    »Dante!«, rief sie über die Schulter. »Alles klar?« Ihr war klar, wie bescheuert das klang. Natürlich war nicht alles in Ordnung. Sein Freund war tot, und ihn hatte man aufs Übelste misshandelt. Aber sie musste seine Stimme hören, um abschätzen zu können, wie verletzt er war.
    »Lucien … nein!«, erwiderte er heiser und tief beunruhigt.
    Lucien? De Noir war nirgends zu sehen. Aber Dante hatte ihr mitgeteilt, was sie wissen musste. Er war verletzt. Vielleicht
sogar schwer. Sie ging neben Etienne in die Hocke, während sie einen schnellen Blick über die Schulter auf Dante riskierte. Er kniete auf dem Boden, den Kopf gesenkt, so dass sein schwarzes Haar sein Gesicht verdeckte. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden auf, als befürchte er, sonst das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Sanctus, Sanctus, Sanctus.« Er bebte.
    »Halte durch«, sagte sie. »Hörst du? Wir gehen hier zusammen raus.«
    Ein heilendes Loch entstellte Etiennes bleiche Stirn. Blut lief ihm übers Gesicht und aus einem Nasenloch. Seine Augen waren halb geschlossen. Heather legte die Hand auf seinen Hals. Sie konnte deutlich einen Pulsschlag spüren. Schätze, er hat doch ein Herz.
    Sie drückte die Mündung ihrer Waffe auf Etiennes Brust, und zwar direkt an der Stelle, wo sein Herz sein sollte. Das ist eine Hinrichtung. Wenn du das tust, kannst du genauso gut deine Marke und alles, wofür sie steht, draußen in die schmutzige Gasse werfen.
    Schweiß lief ihr über die Schläfen und zwischen ihre Brüste. Ihre Muskeln bebten. Wie soll ich diesen Abschaum denn vor ein Gericht bringen? Er ist ein Vampir, dachte sie. Ihr wurde bewusst, dass sie es endlich glaubte. Er ist ein Mörder.
    Dante auch.
    So ist das, Pumpkin. Einige erwischst du und kannst sie der Justiz ausliefern. Einige bringst du zum Schweigen, und wieder andere lässt du laufen.
    Nein, nein und nochmal nein!
    Ihr Finger krümmte sich um den Abzug, während sie zu keuchen begann.
    »Er gehört mir.«
    Erschreckt nahm Heather die Pistole von Etiennes Brust. Ihr Finger lockerte sich. Sie blickte in Dantes dunkle, geweitete
Augen. In seinem Gesicht zeigte sich nicht einmal die Andeutung eines Wiedererkennens.
    Er weiß nicht, wer ich bin. Dass sie diese Erkenntnis so verletzte, überraschte sie fast ebenso wie die Tatsache selbst. Wie Annie, wenn sie sich in ihrer Welt aus Migräne, Schmerz, Alkohol und Wahnsinn verlor: Wer zum Teufel bist du? Wie Annie – übelgelaunt. Gekränkt. Voller roher Emotion.
    Heather stand auf, ohne Dante aus den Augen zu lassen. In ihm tobten wilde Gefühle. In seinen Augen brannte es, sein bleiches Gesicht wirkte fiebrig, und sein Körper schien ein einziger angespannter Muskel zu sein. Er setzte sich auf den Vampir mit dem Kopfschuss, packte ihn am blutbefleckten Hemd und riss mit einem einzigen Ruck seinen Oberkörper nach oben.
    »Lass«, sagte sie. »Du bist verletzt. Lass mich dir helfen. «
    Aber Dante antwortete nicht, und sie war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte.
    Etiennes Kopf hing schlaff herunter. Seine Zöpfchen schleiften über den Boden, so dass die Perlen leise auf dem Beton klapperten. Einen kurzen Augenblick lang sah Heather Dantes Reißzähne, ehe er in Etiennes nach hinten gebogenen Hals biss. Sie sah, wie der Vampir sich krümmte und die Augen aufriss. Sie hörte ihn fauchen.
    Dante riss Etiennes Haut auf. Blut spritzte.
    Heather starrte mit wild pochendem Herzen auf das Bild, das sich ihr bot. Ihre Finger krallten sich um die Achtunddreißiger. Dante trank nicht nur von Etienne. Da war noch etwas anderes. Etwas Primitives, Animalisches. Übelgelaunt und gekränkt. Ihr in all den Jahren beim FBI auf bestimmte Reaktionen getrimmtes Bewusstsein sagte ihr, dass sie ihre Waffe auf Dante richten musste, um dem Gemetzel vor ihren Augen ein Ende zu bereiten.

    Aber – hatte sie auch das Recht, sich einzumischen? Dante war kein Mensch, das wusste sie

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