01 - So nah am Paradies
und warf es ins Feuer. Er hat sich nicht gerecht
fertigt, und so war ich plötzlich in der Position, mich entschuldigen zu müssen. Verstehst du?"
Er konnte sie sich in der Situation gut vorstellen, und sein Arger wurde nur noch heftiger. „Ja, ich verstehe."
„In einem Monat sollte das Baby kommen, und ich hatte plötzlich schreckliche Angst. Ich beschloss, Chuck zu glauben, obwohl ich genau wusste, dass er log - ich konnte es von seinem Gesicht ablesen.
Ich habe die Lüge akzeptiert. Verstehst du?" Warum fragte sie das laufend? Warum war es so wichtig?
Sie presste kurz die Finger an die Schläfen und schwor sich, nicht wieder zu fragen. „Ich glaube, es hat ihn nur verletzt, dass ich es akzeptiert habe."
„Du meinst, wenn du es auf eine Kraftprobe hättest ankommen lassen, hätte es aufgehört?"
„Ich weiß es nicht."
„Und es gab andere Frauen."
„Ja, es gab andere. Chuck und ich haben ja nicht unter normalen Bedingungen zusammengelebt, und unsere körperliche Beziehung hatte für ihn an Wert verloren. Er war ein Mann, der Siege brauchte. Und wenn er gesiegt hatte, brauchte er neue. Du musst verstehen, er war schon als Kind einem enormen Erfolgsdruck ausgesetzt gewesen - immer der Beste, immer die Nummer eins zu sein." Müde seufzte sie. „Darum musste er sich laufend die Bestätigung verschaffen, dass er der Größte sei.
Und ich glaube, ich konnte ihm das nicht geben. Als Ben geboren wurde, glaubte ich - hoffte ich, dass wir uns irgendwo fest niederlassen würden. Aber ich wusste - oder hätte, als ich Chuck geheiratet habe, wissen müssen -, dass er das noch nicht konnte.
Dann gab es einen hässlichen Skandal mit einer seiner Frauen. Sie hat mir Briefe geschrieben und gedroht, sich umzubringen, wenn Chuck sie nicht heiraten würde. Chuck war darüber sehr
aufgebracht. Und dann haben wir diese Farm gekauft. Es war ein Versuch, es
wiedergutzumachen."
„Du hast ihn nicht mehr zu den Rennen
begleitet?"
„Nein. Zunächst habe ich mich darauf
konzentriert, aus diesem Haus ein Zuhause zu machen. Ich brauchte eins." Sie betrachtete den Rauch von Dorians Zigarette, der langsam zur Decke aufstieg. „In der Zeit, nachdem Ben geboren war und bevor ich mit Chris schwanger war, habe ich allmählich erkannt, dass unsere Ehe nicht funkti onierte, dass sie eigentlich nie funktioniert hatte.
Chuck kam nach Hause. Er hatte in Italien gewonnen. Er wollte die Farm wieder verkaufen. Wir hatten eine schreckliche Auseinandersetzung.
Während wir einander anschrien, kam Ben auf seinen kleinen unsicheren Beinchen herein. Das hat Chuck noch mehr aufgeregt. Er schrie Ben an, der anfing zu weinen."
Bei der unglücklichen Erinnerung fuhr sich Alana durchs Haar. „Ben war knapp ein Jahr alt. Ich habe die Beherrschung verloren und Chuck aufgefordert zu gehen. Er stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
Ich habe Ben beruhigt und ihn dann zum Schlafen hingelegt. Es war schon spät, und ich habe nicht mit Chucks Rückkehr gerechnet. Doch er kam zurück."
Ihre Stimme war so leise, dass Dorian Mühe hatte, sie zu verstehen. Er erkannte, dass sie nicht mehr zu ihm sprach, sondern die Schatten der Vergangenheit wieder Realität wurden. „Er hatte getrunken. Er trank sonst nicht viel, weil er es nicht gut vertragen konnte, aber dieses Mal war er sehr betrunken. Wir stritten uns wieder. Er warf mir vor, ich sei nie eine Frau, noch weniger eine Geliebte gewesen. Er sagte, ich kümmere mich nur um Ben und die Farm. Dann meinte er, es sei Zeit, dass ich endlich lernte, was ein Mann von einer Frau erwarte.
Er warf mich aufs Bett, und dann ... hat er mich vergewaltigt", sagte sie mit ausdrucksloser Stimme, während Dorian sie anstarrte. „Dann weinte er wie ein Baby. Vor dem Morgengrauen verließ er das Haus. Einige Wochen später stellte ich fest, dass ich schwanger war."
Mit fahrigen Bewegungen fuhr sie sich wieder durchs Haar. „Das ist wahr, Dorian. Das ist die Wahrheit." Sie musterte ihn. „Soll ich Chris erzählen, dass er in der Nacht gezeugt worden ist, als sein Vater mich mit Gewalt genommen hat? Ist das die Wahrheit, die ich meinem Sohn schulde?"
Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern erhob sich langsam und verließ den Raum.
8. KAPITEL
( l
grollend starrte Dorian auf die
Schreibmaschine, aber er
konnte nichts zu Papier bringen. Die Wörter waren da, fest in seinem Kopf eingegraben. Das Gefühl war da, es brannte noch in ihm. Er konnte sich noch ganz klar und deutlich an alles erinnern, was am
Weitere Kostenlose Bücher