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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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seine Mutter an.
    Nachdem sich die erste Überraschung gelegt hatte, wurde Dominick plötzlich furchtbar wütend. Er war zutiefst gekränkt. Wie war so etwas möglich? Sein Vater hatte alles einem Freund vermacht und seiner Frau und seinem Sohn keinen einzigen Penny hinterlassen. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Bestürzt sank er auf seinen Stuhl zurück.
    Ciarisse kehrte den anderen den Rücken zu und trat erhobenen Hauptes ans Fenster. Blicklos starrte sie hinaus auf die herrlichen Gärten von Waverly Hall.
    Dominick betrachtete sie nachdenklich, rührte sich aber nicht. Anne sprang auf und eilte zu ihr. „Soll ich Ihnen eine Tasse heißen süßen Tee holen, Ciarisse?" fragte sie.
    „Nein", antwortete Clarisse tonlos.
    Dominick packte der Zorn. Seine Mutter stand jetzt völlig mittellos da. Philip und sie hatten vor der Heirat keine Vereinbarung treffen können, die ihren Unterhalt als Witwe sicherte. Nachdem die beiden durchgebrannt waren, hatte die Möglichkeit dazu gefehlt. Und jetzt hatte sein Vater sein gesamtes privates Barvermögen und Waverly House diesem Fairhaven vermacht. Das war eine unglaubliche Demütigung für Ciarisse. Kein Mensch außerhalb der Familie darf jemals davon erfahren, schwor er sich.
    Entschlossen stand Dominick wieder auf. „Sie werden dieses Testament und seine Bestimmungen absolut vertraulich behandeln, Canfield", forderte er den Rechtsanwalt auf.
    „Selbstverständlich", antwortete Canfield höflich.
    Diese Zusicherung reichte Dominick nicht. „Sonst werden Sie es mit mir zu tun bekommen", fügte er drohend hinzu.

    Rutherford trat zu ihm. „Ich bin sicher, daß Mr. Canfield alles, was heute morgen geschehen ist, für sich behalten wird", erklärte er. Sein Ton war ebenso unheilvoll wie Domi-nicks.
    Dominick hörte die Worte seines Großvaters kaum. In Wirklichkeit haderte er nicht mit Canfield, sondern mit seinem verstorbenen Vater.
    Verzweifelt betrachtete er den steifen Rücken seiner Mutter. Sie hatte sich nicht gerührt, sondern stand immer noch am Fenster und schaute nach draußen. Wie hatte Philip ihr so etwas antun können?
    Ciarisse und er waren neunundzwanzig Jahre verheiratet gewesen. Wollte sein Vater sie noch aus dem Grab bestrafen? Und wenn ja, wofür?
    Die beiden hatten sich einmal so geliebt, daß sie durchgebrannt waren. War bei Philips Tod nur noch Haß davon übriggeblieben? Ihm, Dominick, war die Gleichgültigkeit zwischen seinen Eltern natürlich aufgefallen. Aber er hatte nicht vermutet, daß sich Haß daraus entwickelt haben könnte.
    Endlich drehte Ciarisse sich um. Ihr ausdrucksloses Gesicht glich einer schönen Wachsmaske. „Es spielt keine Rolle", erklärte sie.
    Dominick zuckte heftig zusammen. „Doch, es spielt eine Rolle", erklärte er rauh. Er durchquerte das Zimmer, legte seiner Mutter den Arm um die Schultern und drückte sie kurz. „Bitte, mach dir keine Sorgen. Ich werde entsprechende Vorkehrungen für dich treffen. An deinem bisherigen Lebensstil wird sich nichts ändern."
    Ciarisse sah ihm in die Augen. „Danke, Dominick."
    Rutherford seufzte leise. „Nun, Canfield, das war gewiß eine Überraschung für uns alle."
    Canfield errötete verlegen. „Ich hatte dem Marquess geraten, sein Testament noch einmal zu überdenken. Aber er bestand auf dieser Regelung."
    „Er war ein Narr. Das ist er immer gewesen", erklärte Rutherford und wandte sich ab.
    „Lord Waverly?" begann der Anwalt.
    Dominick merkte, daß Canfield ihm etwas hinhielt. „Was ist das?" fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
    „Ihr Vater hat Ihnen sein Tagebuch testamentarisch vermacht", antwortete Canfield freundlich. „Hier ist es."
    Dominick starrte auf das eingewickelte Päckchen, das etwa so groß wie ein dickes Buch war. Ein Tagebuch? Er hatte keine Ahnung gehabt, daß Philip Tagebuch geführt hatte. Doch der Anwalt hielt es in Händen. Dies war die Gelegenheit, seinen Vater vielleicht doch noch kennenzulernen.
    Canfield legte das Päckchen auf den Tisch und sah auf seine Taschenuhr. „Ich habe noch einen weiteren Termin. Es tut mir sehr leid, daß ich Ihnen solch ein bestürzendes Testament verlesen mußte."
    Dominick sah weder, daß der Anwalt seinem Großvater die Hand schüttelte, noch hörte er die Abschiedsworte für seine
    Mutter oder Anne. Regungslos blickte er auf das Päckchen mit dem Tagebuch seines Vaters und spürte plötzlich eine ungeheure Spannung und Neugier. Gleichzeitig wurde er von einer bösen Vorahnung erfaßt.
    Irgend etwas

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