0123 - Dr. Tods Monsterhöhle
Steine und Geröll wurden zur Seite geschleudert, Grasbüschel mitsamt Wurzeln ausgerissen, dann erreichte das Tier das Wasser.
Es rannte einfach hinein.
Hoch spritzte es auf, der lange Schwanz peitschte die Wellen, die Zunge zuckte aus dem Rachen und klatschte in die Fluten.
Wir sahen dem Schauspiel aus sicherer Entfernung zu. Mir zitterten noch immer die Knie, auch war ich in Schweiß gebadet, aber ich konnte wieder stehen.
Himmel, das war verdammt knapp gewesen.
Suko grinste mir zu. »Alles okay, Partner?«
»So halbwegs.«
Ich bedankte mich auch bei Tom Bridger, unserem Piloten. Er wurde vor Verlegenheit rot. »Sie hätten bestimmt das gleiche für mich auch getan«, sagte er.
Ich lächelte.
Danach wandten wir unsere Aufmerksamkeit wieder der Riesenechse zu. Ihr gesamter Körper wurde inzwischen vom Wasser überspült. Nur noch der Kopf tauchte hin und wieder aus den Fluten, wenn das Tier ihn mit wilden Bewegungen hochwarf.
»Kann solch eine Echse schwimmen?« fragte Bridger.
»Ich glaube schon«, erwiderte Suko.
»Dann bedeutet sie eine Gefahr für die Schiffe«, folgerte der Pilot.
Da hatte er recht. Wenn die Echse aufs Meer hinausschwamm, würde sie irgendwann auf ein Schiff stoßen, denn die Ostküste Englands war ziemlich stark befahren. Die Skandinavienroute führte hier vorbei. Obwohl das Biest blind war, würde es auch die Schiffe angreifen.
»Ändern können wir nichts«, murmelte Suko.
»Ich frage mich nur, ob wir mit weiteren Biestern rechnen müssen«, sagte ich.
»Bestimmt.« Suko und Tom waren einer Meinung.
»Okay, dann suchen wir das Gift.« Zum Glück besaßen wir noch zwei Reservemasken. Wir gingen wieder zurück zu meinem Einsatzkoffer, der die Gefahren unbeschadet überstanden hatte. Suko und Tom nahmen sich eine Maske.
Ich holte noch meinen Bumerang.
Dazu mußte ich den Hügel hochklettern, wo die Riesenechse gelauert hatte. Von der Kuppe besaß ich einen guten Fernblick. Ich schaute in ein kleines Tal, wo die Ruinen des ehemaligen Klosters standen.
Alles sah verlassen und leer aus. Von einer zweiten Echse sah ich keine Spur.
Ich dachte darüber nach, wo sich das Gift, falls es tatsächlich hier versteckt war, befinden konnte.
Ich stieg den Hügel wieder hinab. »Das Kloster sollten wir uns näher anschauen.«
Suko runzelte die Stirn. »Glaubst du, daß das Zeug dort abgeladen wurde? Wenn das eine offizielle Müllkippe ist, müßten wir doch die Tonnen sehen.«
»Es sei denn, sie sind vergraben.«
»Stimmt auch wieder.«
»Eine Durchsuchung der Insel bleibt uns nicht erspart«, stellte ich fest. »Hier liegt nichts, und warum sollen wir mit der Durchsuchung nicht in der Ruine beginnen?«
»Geht klar.«
Tom Bridger mischte sich ein. »Ich verstehe immer nur Bahnhof«, sagte er. »Es scheint sich also doch nicht um radioaktives Metall zu handeln, sondern um Giftmüll.«
Ich nickte. »So ist es.«
Tom verzog das Gesicht. »Auch das noch. Davor habe ich richtig Angst.«
Das war verständlich. Zu viele Umweltskandale waren in letzter Zeit ans Licht der Öffentlichkeit gedrungen. Die Menschen waren aufgeschreckt, und diese Mutation der Echse konnte man auch auf irgendwelche Einflüsse von außen zurückführen. Im Klartext: auf Gift.
Wir setzten die Masken auf und gingen los. Allerdings schlugen wir einen Bogen, schritten um eine Erhebung herum, die mit hartem Gras bewachsen war, und blieben stehen.
Jetzt sahen wir sie!
Müllberge. Fässer, Kisten, Container. Neben und übereinandergestellt, ein wahres Müllparadies.
»Das ist ja schrecklich«, murmelte Tom Bridger. Er hatte seine Maske dabei ein Stück hochgehoben.
Ich nickte. Langsam schritt ich näher. Die ersten Fässer zeigten mir bereits das Ausmaß der Katastrophe. Sie waren völlig verrostet.
Zum Teil lief der Inhalt schon aus. Wo er den Boden berührte, wuchs nichts mehr.
Alles war verbrannt, weggeätzt.
Die Apokalypse einer grausamen, übertechnisierten Zukunft.
Schrecklich.
Waren diese Fässer und deren Inhalt der Grund für die Mutation der Echse?
Ich fand auf diese Frage keine Antwort, mußte jedoch davon ausgehen. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, daß der Müll lebte.
Kriechtiere hatten sich dort eingenistet, sie fühlten sich in diesem Abfall wohl. Ratten sah ich nicht, dafür jedoch armlange Würmer, die so dick wie zwei Finger waren.
Ich winkte den anderen. Wir wandten uns nach links, umrundeten einen Müllberg und erreichten wieder etwas freieres Gelände, wo das harte Inselgras
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