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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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weitere Schwierigkeit mehr. Ich kam von einem Geschoß in das andere, es brannte kein Licht in all den vielen Räumen, aber ich durchsuchte trotzdem alles sorgfältig. Ich konnte aber nichts finden als viele Waren und Packkisten, Schränke und lange Barrieren -«
    »Du meinst Ladentische«, verbesserte ihn Tarling. Ling Chu nickte.
    »Und schließlich kam ich zum Zwischengeschoß, wo ich den Mann mit dem weißen Gesicht gesehen hatte.« Er machte eine kurze Pause. »Zuerst ging ich zu dem großen Raum, wo wir ihm begegneten, der war aber zugeschlossen. Ich öffnete mit einem Schlüssel, aber es brannte kein Licht darin, und ich wußte auch, daß niemand dort war. Dann ging ich leise den Gang entlang, weil ich am anderen Ende ein Licht sah. Und dann kam ich in ein Büro.«
    »War der Raum auch leer?«
    »Ja, aber es brannte eine Lampe, und die Schreibtischschubladen standen auf. Ich dachte mir, daß er hier sein müßte und verbarg mich hinter einem großen Schrank. Die Pistole nahm ich aus der Tasche. Plötzlich hörte ich Schritte. Ich schaute vorsichtig um die Ecke und erkannte einen anderen Mann.«
    »Milburgh«, sagte Tarling.
    »Ja, das ist sein Name. Er setzte sich an den Schreibtisch des Mannes mit dem weißen Gesicht. Ich wußte, daß es sein Schreibtisch war, denn es standen viele Bilder und Blumen darauf. Der Mann wandte mir den Rücken zu.«
    »Was machte er denn?« fragte Tarling.
    »Er durchsuchte den Schreibtisch und nahm aus einer der Schubladen einen Brief Umschlag. Ich konnte von meinem Platz aus auch in die Schublade hineinsehen, es lagen viele kleine Dinge darin, wie sie die Touristen in China kaufen. Aus dem Umschlag nahm er das rote Papier mit den vier schwarzen Schriftzeichen, das wir ›hong‹ nennen.«
    »Und was geschah weiter?« fragte Tarling begierig.
    »Er steckte den Briefumschlag in die Tasche und ging hinaus. Ich hörte ihn den Gang entlanglaufen, dann verließ ich mein Versteck und untersuchte den Schreibtisch auch. Dabei legte ich den Revolver auf die Tischplatte, weil ich beide Hände brauchte.
    Ich fand aber nichts - nur ein kleines Buch, in das der Mann mit dem weißen Gesicht alles von Tag zu Tag hineinschreibt, was er erlebt.«
    »Du meinst ein Tagebuch?« fragte Tarling. »Was tatest du dann?«
    »Ich durchsuchte den Raum und trat dabei auf einen Draht. Es muß die Verbindung für die elektrische Lampe auf dem Tisch gewesen sein, denn plötzlich wurde es dunkel. In diesem Augenblick hörte ich, daß der große Mann zurückkam, und entfernte mich schnell durch die andere Tür. Das ist alles, Herr«, sagte Ling Chu einfach. »Ich stieg wieder auf das Dach, so rasch ich konnte, denn ich fürchtete, entdeckt zu werden, das wäre nicht ehrenvoll für mich gewesen.« Tarling pfiff.
    »Und die Pistole hast du dort gelassen?«
    »Das ist die Wahrheit, Herr. Ich habe mich selbst in deinen Augen herabgesetzt, und in meinem Herzen bin ich ein Mörder. Denn ich bin zu der Stelle gegangen, um den Mann zu töten, der mir und meiner Familie Schaden gebracht hat.«
    »Und dabei hast du die Pistole zurückgelassen?« sagte Tarling noch einmal. »Und Milburgh hat sie gefunden!«

20
    Es war schwer, Ling Chus Geschichte zu glauben. Man konnte eher annehmen, daß er log. Es gibt auf der Welt keinen geschickteren Erfinder im Erzählen als den Chinesen. Er geht umständlich, eingehend und genau in alle Einzelheiten und hat eine angeborene Gabe, Geschichten zu erdenken und zu ersinnen und die Fäden gewandt miteinander zu verweben. Aber Tarling war davon überzeugt, daß Ling Chu ihm die Wahrheit gesagt hatte, denn er hatte frei und offen gesprochen, er hatte sich sogar in Tarlings Hand gegeben, als er seine Absicht eingestand, Lyne zu ermorden.
    Tarling konnte sich vorstellen, was sich ereignet hatte, nachdem der Chinese fortgegangen war. Milburgh hatte sich im Dunkeln vorwärts getastet, ein Streichholz angesteckt und gesehen, daß der Stecker aus der Wand gezogen war. Er hatte dann die elektrische Verbindung wiederhergestellt und zu seiner größten Verwunderung die Waffe auf dem Tisch liegen sehen. Vielleicht hatte er auch geglaubt, daß er sie vorher übersehen hatte.
    Was mochte nun aber mit der Pistole geschehen sein, seitdem sie Ling Chu auf Thornton Lynes Schreibtisch hatte liegenlassen, bis zu dem Augenblick, als sie in Odette Riders Nähkorb entdeckt wurde? Eine weitere Frage war, was Milburgh so spät am Abend noch im Geschäft zu suchen hatte, besonders in Lynes Privatbüro? Es war

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