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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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vorbei. Aus der Nähe waren sie keine Kinder. Ihre Haut war zu glatt, ihre Gesichter zu grob, ihre Haltung zu still.
    Sie standen reglos da, als wären sie zu Reklamezwecken hier.
    Dafür schienen die Menschen sie auch zu halten. Nur wenige blieben stehen, um sie genauer zu betrachten, und dann auch meist Kinder.
    Ich atmete auf. Ich hatte mich von einfachen Reklamepuppen narren lassen. Aber der Gedanke, dass ich mich überhaupt hatte täuschen lassen, war alles andere denn erleichternd.
    Ich verschwand auf der Rolltreppe einer Unterführung. Erst nach mehreren Minuten wagte ich, mich umzusehen.
    Nichts.
    Nervös eilte ich zum Wagen zurück. Bevor ich einstieg, fiel mir ein, Helen anzurufen. Ich musste ihr wenigstens sagen, dass wir uns heute Abend nicht sehen würden.
    Die Telefonzelle wurde frei, und ich versuchte mehrere Minuten lang mein Glück, erreichte sie jedoch nicht.
    Als ich zum Wagen zurückkam, zückte eben ein Polizist seinen Strafblock und äugte nach der Nummer meines Wagens.
    Rasch trat ich zu ihm.
    »Dachte mir schon, dass es hier nicht erlaubt ist«, sagte ich.
    »Darum bin ich auch schon wieder hier.«
    »Sind Sie der Besitzer?« fragte er mürrisch.
    »Ja«, erklärte ich.
    »Zahlen Sie gleich oder wollen Sie es auf eine Anzeige ankommen lassen?«
    Ich setzte zu einer heftigen Erwiderung an, schwieg aber dann. Es hatte wenig Sinn, die Staatsgewalt auf mich aufmerksam zu machen, solange ich so wenig über mich selbst wusste.
    Ich zahlte also und machte, dass ich weiterkam.
    Als nächstes suchte ich Frau Gilberts Hotel auf. Der Portier gab mir den Schlüssel ohne weiteres. Ihr Zimmer lag im dritten Stock. Ein wenig nervös machte ich mich daran, ihre Koffer zu packen. Meine Nervosität galt dem offenen Fenster. Es war, als strömte eine unsichtbare Drohung herein. Ich schalt mich selbst einen Narren. Niemand vermochte durch dieses Fenster im dritten Stockwerk zu steigen. Aber Frau Gilberts Erzählung von der Puppe, die durchs Fenster gekommen war, ging mir nicht aus dem Sinn. Und auch mein eigenes Erlebnis mit der Puppe.
    Ihre Papiere nahm ich an mich. Ihren Pass blätterte ich rasch durch. Sie hieß Carlotta Gilbert, war achtundzwanzig, verheiratet mit Eduard Gilbert und wohnhaft in Frankfurt. Wenn ich noch immer irgendwie gezweifelt hatte, so war das nun der endgültige Beweis. Konnte es sein, dass sie etwas ganz Bestimmtes von mir wollten, und dass die Puppen zu einem Plan gehörten? Nein, das war absurd. Carlotta Gilbert konnte nicht gewusst haben, dass ich zu dieser nächtlichen Stunde durch genau diese Straßen fahren würde.
    Nun, ich würde es herausfinden, was hinter allem steckte.
    Ich veranlasste, dass die Koffer in meine Wohnung transportiert wurden, und beglich die Hotelrechnung. Direkt an ihr neues Hotel wagte ich sie nicht zu schicken. Es mochte trotz aller Unwahrscheinlichkeit wahr sein, was sie sagte, und ich wollte kein Risiko eingehen.
    Ich war froh und erleichtert, als ich das Hotel wieder verließ.
    Nichts war geschehen, doch das machte mich noch unruhiger.
    Ich fuhr in meine Wohnung. Dort fand ich eine Nachricht von Helen vor; nichts Wichtiges, nur dass sie hier gewesen war und wo ich mich herumtreiben würde. Ich versuchte erneut, sie anzurufen, erreichte sie aber nicht.
    Kurz darauf trafen die Koffer ein. Ich packte alles, was Frau Gilbert mir genannt hatte, in einen, den ich ihr am Abend bringen wollte. Der Rest konnte einstweilen hier bleiben. Danach schrieb ich eine kurze Nachricht für Helen, in der ich ihr die Sache mit dem Kaufhaus erklärte, um schmerzliche Vermutungen zu vermeiden. Ich fühlte mich ihr zwar nicht verpflichtet, aber nach allem, was sie für mich getan hatte und für mich empfand, wollte ich nicht …
    Ein Geräusch unterbrach meine Gedanken. Es kam vom Fenster her. Ich fuhr herum, sah aber nichts. Ich betrachtete die Mauern. Die Menschen unten strömten unbeteiligt vorbei. Der Verkehr war dicht.
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Nur noch eine Stunde bis Ladenschluss. Ich beschloss, den Koffer vorher vorbeizubringen.
    Als ich das Haus verließ, beobachtete mich ein kleines, rundes Kindergesicht aus der Dunkelheit des Flurs heraus. Ich erstarrte, und mein Herz tat einen wilden Schlag; aber im nächsten Augenblick bewegte sich das Kind, und ich erkannte, dass es der Junge des Hausbesitzers war.
    Den ganzen Weg über ertappte ich mich, dass ich Kinder misstrauisch betrachtete. Es schien mir, als beobachteten sie mich, als wären sie mit im Spiel, als

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